„Wir brauchen jede helfende Hand!“

Behelfs-Kita: Kinderbetreuung in der Apotheke

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Berlin -

Seit vergangener Woche ist unter den Apothekenmitarbeitern das Thema Kinderbetreuung in den Fokus gerückt. Denn die bundesweiten Schulschließungen bringen Eltern in Bedrängnis. Um die Betreuung der Kinder ihrer Angestellten zu gewährleisten und gleichzeitig sicherzustellen, dass der Apothekenbetrieb weiterläuft, lassen sich einige Inhaber Übergangslösungen einfallen. Die Apotheker Simon und Julius Krivec bieten ihren Mitarbeitern seit Wochenbeginn eine betriebseigene „Behelfs-Kita“ an.

„Da die Apotheke sehr frauenlastig ist, gibt es selbstverständlich auch viele Kinder, die nun betreut werden müssen“, erklärt Simon Krivec. Zusammen mit seinem Bruder Julius leitet er fünf Apotheken im Umkreis von Moers. Seit Montag besteht für die rund 180 Mitarbeiter die Möglichkeit ihre Kinder von 7.30 Uhr bis 17 Uhr in den Apothekenräumlichkeiten unterzubringen – Mittagessen inklusive.

Am Freitagabend wurde kurzfristig beschlossen, eine eigene Einrichtung zur Verfügung zu stellen. Das Wochenende wurde genutzt, um durch einen Schreiner die Besprechungsräume der Apotheke zu einer Betreuungseinrichtung für die Kinder umzubauen: Statt Tischen und Stühlen finden sich nun Regale, Spielteppiche, eine Malecke, Spielzeug und Betten für den Mittagsschlaf der Kleinsten in den Räumen. Außerdem wurde ein Wickeltisch installiert. Die Betreuung der Kinder übernehmen drei Mitarbeiter der Apotheke.

Das Angebot wurde von den Mitarbeitern gut und dankend angenommen. Bereits am Montag wurde es daher von einigen genutzt. „Heute waren zehn Kinder in der Betreuung“, erklärt Julius Krivec. Sein Bruder ist sich jedoch sicher, dass das Angebot in Zukunft noch verstärkt genutzt wird: „Das wird noch mehr werden, viele haben im Moment noch eine Notlösung wie Eltern oder Schwiegereltern, die aufpassen.“ Dies sei aufgrund der aktuellen Risikolage eigentlich jedoch nicht optimal. „Je länger die Situation anhält, umso schwieriger wird die Betreuung werden“, meint Simon Krivec. Insgesamt können bis zu 25 Kinder in den Räumlichkeiten betreut werden. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, werden die Kinder jedoch nur in kleinen Gruppen zusammen betreut. Von zwei bis zwölf Jahren ist alles dabei: „Die älteren können wir zum Teil auch in der Apotheke oder bei der Zubereitung des Mittagessens beschäftigen“, erklärt Julius Krivec.

Die Brüder haben bewusst proaktiv gehandelt und die Betreuung kostenfrei für die Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. „Im Gegenzug erwarten wir natürlich, dass unsere Mitarbeiter weiter arbeiten kommen“, erklärt Julius Krivec. Die Apotheken verfügen über einige zusätzliche Versorgungsbereiche, auf die nicht verzichtet werden kann: Heimversorgung, Zytostatika-Herstellung und Palliativversorgung haben neben dem normalen Apothekenbetrieb oberste Priorität. Um die Abläufe weiterhin so reibungslos wie möglich zu gestalten, wurden die Öffnungszeiten der Apotheken zum Teil eingeschränkt, damit die Mitarbeiter ihre Pausen wahrnehmen können. Die Arbeitszeiten der Mitarbeiter mit Kindern wurden entsprechend an die Öffnungszeiten der „Behelfs-Kita“ angepasst. „Außerdem werden im Moment prophylaktisch – wo möglich – Minusstunden gesammelt“, erklärt Simon Krivec. Damit bei einem Mitarbeiterausfall die zusätzlich anfallenden Stunden aufgefangen werden können.

Auch Birte und Sebastian Neumann mussten sich für ihre Uhlen-Apotheke im niedersächsischen Oldenburg zeitnah eine Lösung einfallen lassen. „Wir haben selbst zwei Töchter im Alter von vier und acht Jahren“, erklärt Sebastian Neumann. Seine Frau leitet die Apotheke, er unterstützt im Bereich Marketing, Finanzen und IT und ist zusätzlich mit Social Media Agenturen selbstständig. „Wir waren also auch direkt betroffen“, erklärt er. Außerdem könne man sich als Mutter-Kind-Apotheke gut in die Mitarbeiter hineinversetzen. Zusammen kamen die beiden schließlich auf die Idee selbst etwas für die Mitarbeiter zu organisieren.

Da die Räumlichkeiten der Apotheke nicht ausreichend Platz bieten, wurde die Betreuungsstätte auf die privaten Räumlichkeiten des Ehepaars verlegt. Weil die Betreuerin der Kita aufgrund der Schließungen zunächst ohnehin freigestellt war, übernahm sie die häusliche Beaufsichtigung der Kinder. Mittlerweile musste sie jedoch in die Notbetreuung der Kita wechseln. „Zum Glück sind bei uns nur zwei Teilzeitkräfte direkt betroffen“, erklärt Sebastian Neumann. „Die größeren Kinder organisieren sich auch selbst Zuhause.“ Für die betroffenen Mitarbeiter mit kleineren Kindern hat sich glücklicherweise eine andere Lösung im privaten Bereich gefunden.

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