Sie sind unangenehm, schmerzhaft und kommen oft plötzlich und krampfartig: Bauchschmerzen hat vermutlich jeder schon gehabt. Die Ursachen können vielfältig sein. In erster Linie wollen Betroffene, dass die akuten Beschwerden schnellstmöglich gelindert werden. Doch was kann in der Apotheke empfohlen werden?
Oft gelten Bauchschmerzen als harmlose Bagatell-Erkrankung. Dabei gehören sie zu den häufigsten Schmerzsymptomen im Erwachsenenalter. Außerdem können sie mit starken Einschränkungen einhergehen und es können verschiedene – auch ernsthafte – Erkrankungen zugrunde liegen: Sowohl ein Magen-Darm-Infekt wie auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten, das Reizdarm-Syndrom oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Stress können ein Auslöser sein.
Die Apotheke stellt bei neuauftretenden Beschwerden oft die erste Anlaufstelle dar – die wenigsten suchen aufgrund von Bauchschmerzen direkt den Arzt auf. Im Rahmen der Selbstmedikation kommen verschiedene Wirkstoffgruppen in Frage – aber welche ist die Richtige?
Kommt es zu krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt werden diese durch eine Kontraktion der glatten Muskulatur der Bauchorgane verursacht. „Bauchschmerzen sind daher ein Sonderfall, denn sie erregen durch die Verkrampfung der Magen-Darm-Muskulatur Elemente in der Wand des Verdauungstraktes, die auf mechanische Reize Schmerzen übermitteln“, erklärt Professor Dr. Thomas Frieling vom Helios Klinikum Krefeld im Rahmen eines Expertengesprächs. Dabei komme auch der Darmdehnung, zum Beispiel durch vermehrte Flüssigkeitsansammlung, eine besondere Bedeutung zu. „Herkömmliche Schmerzmittel beseitigen diese Ursache nicht, sondern unterdrücken lediglich die Symptome“, macht der Mediziner deutlich.
Viele Patient:innen greifen jedoch zu herkömmlichen Schmerzmitteln. Im Rahmen einer Patient:innen-Umfrage gaben 47 Prozent an, nicht-verschreibungspflichtige Analgetika zur Symptomlinderung zu nutzen. Die zugrundeliegenden Pathomechanismen sind oft schlichtweg nicht bekannt. Zur Linderung der Bauchkrämpfe sind jedoch Spasmolytika Mittel der Wahl: Sie wirken lokal am Ort des Geschehens und sind in der Regel auch besser verträglich als die meisten Analgetika. „Hier sind die fachliche Kompetenz und die Empathie der Apotheker:innen und PTA im Kundengespräch gefragt“, betont Kirsten Hien, Apothekerin aus Hanau.
Auch die Leitlinien untermauern den Einsatz von krampflösenden Substanzen wie Butylscopolamin: Das Spasmolytikum wirkt bereits nach 15 Minuten und bietet Betroffenen damit schnelle Linderung im Akutfall. Die Substanz hemmt die Nerven- und Muskelaktivität über muskarinerge M2- und M3-Rezeptoren und blockiert die epitheliale Sekretion über M3-Rezeptoren. „Der muskelrelaxierende Effekt und die hierdurch veränderte Muskelcompliance erklären die spasmolytische und schmerzlindernde Wirkung von Butylscopolamin“, macht Frieling deutlich. Bei der Beratung sollte daher besonderes Augenmerk auf die Krampflösung gelegt werden. Auch bei einem gezielten Schmerzmittelwunsch sollte nachgehakt werden, für welche Beschwerden das Analgetikum eingesetzt wird.
Neben Spasmolytika können auch verschiedene pflanzliche Auszüge helfen: Gut geeignet sind beispielsweise Kamille, Pfefferminze sowie Fenchel, Kümmel und Anis. Hier stehen verschiedene Phytopharmaka zur Verfügung. Auch Tees mit entsprechenden Heilpflanzen können unterstützend helfen. Da die Schmerzen oft auch mit Appetitlosigkeit einhergehen, sollte zudem auf leicht verdauliche Schonkost gesetzt werden. Außerdem kann Wärme in Form von Auflagen oder Körnerkissen entspannend wirken und helfen, die Beschwerden zu lindern.
Wie bei jeder guten Beratung gilt es jedoch, die Grenzen der Selbstmedikation zu kennen. In folgenden Fällen sollte von den Betroffenen ein Arzt aufgesucht werden:
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