Absichtliche Infektion

Bandwurmdiät: Mitbewohner zur Gewichtsreduktion

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Berlin -

Zum Abnehmen kommen die Menschen auf die verrücktesten Ideen, es kursieren im Netz Berichte über skurrile Diäten. Besonders eine sticht dabei heraus – die Bandwurmdiät. Die Wirksamkeit ist wie so oft nicht bewiesen, gesundheitliche Risiken gehen aber auf jeden Fall damit einher.

Online werden immer wieder Abnehmprodukte beworben, schnelle und große Erfolge werden versprochen. Während in einigen Kapseln hochwirksame, nicht deklarierte und teils sogar gesundheitsgefährdende Stoffe nachgewiesen werden konnten, suchen manche Kund:innen auch gezielt nach den unkonventionellen Diät-Produkten – häufig stammen die Berichte aus den USA, aber auch nach Deutschland werden diese immer öfter bestellt.

2014 erregte der Bericht einer Krankenschwester aus den USA öffentliches Aufsehen: Eine Mutter hatte ihrer Tochter heimlich Bandwurmeier verabreicht, um sie für einen Schönheitswettbewerb schlanker zu machen. Im Krankenhaus erkannte man auf dem Ultraschall nur eine undefinierbare Masse, beim Toilettengang erwartete die Jugendliche dann ein böses Erwachen: Sie hatte viele kleine, weiße Würmer ausgeschieden.

Wurm soll mitessen

Im Internet gibt es Kapseln zu kaufen, die vermeintlich Bandwurmeier erhalten. Diese sollen schlüpfen, sich im Darm festsetzen und zu raschem Gewichtsverlust verhelfen. Anschließend soll eine Wurmkur angewendet werden, um den Wurm wieder loszuwerden. Die Bandwurminfektion soll beim Abnehmen helfen, indem der Wurm „mitisst“. In erster Linie würden dem Körper allerdings Vitamine und Nährstoffe entzogen und der Stuhl der Patient:innen hochinfektiös werden.

Die Idee stammt aus den USA, es existieren Werbeplakate von etwa 1900, auf denen „sanitized tapeworms“ („desifinzierte Bandwürmer“) beworben werden. „No diet no baths no exercise“ (Keine Diät, keine Bäder, kein Sport) heißt es darauf, „Eat! Eat! Eat! And always stay thin!“ (Iss, iss, iss und bleibe immer schlank!) lautet ein weiterer Slogan.

Es ist nicht belegt, dass tatsächlich Bandwurmeier in den Gläsern enthalten waren, die Einnahme würde auch nur in den wenigsten Fällen überhaupt eine Infektion nach sich ziehen: Eine Infektion kann nur über Bandwurmlarven (Finnen) erfolgen, die zum Beispiel in unvollständig gegartem Fisch oder Fleisch enthalten sein können. Lediglich aus Zwergbandwurmeiern kann sich ein adulter Zwergbandwurm entwickeln – diese werden allerdings nur bis zu 40 mm lang.

Risiko Zystizerkose

Bei der oralen Aufnahme von Schweinebandwurmeiern kann sich auch kein Schweinebandwurm im Darm ansiedeln, es entstehen Zystizerkosen, da der Mensch bloß Zwischenwirt ist: Die Eier entwickeln sich im Darm zu Larven enthaltenden Sphären (Onkosphären), die sich durch die Darmwand bohren und im Körper wandern können: Sie wandern ins Gehirn, in die Muskulatur, andere Organe oder das Gewebe unter der Haut und bilden dort Zysten. Je nach Lage der Zysten kann die Infektion symptomlos verlaufen oder schwerwiegende Komplikationen verursachen.

Werden allerdings Larven des Rinderbandwurmes aus dem Zwischenwirt entnommen und diese Zysten dem Menschen verabreicht, können diese sich bei oraler Aufnahme in der Darmwand des Endwirtes verankern, da der Mensch der Endwirt für den Rinderbandwurm ist. Dort entwickelt sich dieser zu einem adulten Bandwurm weiter, auch solche Infektionen sollen zu Abnehmzwecken schon absichtlich herbeigeführt worden sein.

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