Ausbildung

Willkommen in der Apotheke!

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Berlin -

Wer eine Ausbildung oder ein Praktikum beginnt, will einen guten Eindruck machen und etwas lernen. Anfangs dominieren organisatorische Fragen: Welcher Kleidungsstil passt? Wer sind meine Ansprechpartner? Dann folgen die ersten Aufgaben und manchmal auch Probleme. Tipps für den Einstieg.

Die Bewerbung, das Auswahlgespräch, die Zusage – die ersten Hürden sind geschafft. Doch dann kommt der erste Tag, der erste Monat, und mit einem Mal ist man Teil eines Betriebs. Egal ob als PKA-Azubi, PTA oder Pharmazeut im Praktikum – die Aufregung ist groß. Man ist angekommen im Arbeitsalltag und steht doch noch ganz am Anfang. Ein guter Start in die Ausbildung ist jedem zu wünschen. Doch wie gelingt er? Was können Auszubildende selbst tun, und welche Voraussetzungen sollte der Arbeitgeber schaffen, damit der Einstieg angenehm wird?

„Für den Anfang rate ich Auszubildenden: Stell dir vor, du kommst in eine neue Welt und willst sie entdecken“, erklärt Christian Warneke, Professor an der Europäischen Fernhochschule in Hamburg. Entdecken bedeutet, aufmerksam die Aspekte des neuen Umfelds zu erkunden – inhaltlich, organisatorisch und zwischenmenschlich. Das können grundlegende Dinge wie die Arbeitszeiten oder der Tätigkeitsbereich sein. Aber auch Zwischenmenschliches: Duzt man sich im Betrieb, oder spricht man die neuen Kollegen mit Sie an? Welcher Kleidungsstil ist gefragt?

Für den ersten Tag gilt: Frühzeitig losgehen, um pünktlich anzukommen. Also fragt man am besten ein paar Tage davor noch einmal nach, wann man wo sein muss. Zur Sicherheit sollte man einen Zeitpuffer einplanen. Denn: „Es ist schwer, den ersten Eindruck zu korrigieren“, sagt Warneke. Die Kleidung sollte ordentlich sein, am ersten Tag lieber etwas zu schick als zu nachlässig. Im Vorfeld sollte geklärt werden, ob es einen festen Kleidungsstil in der Apotheke gibt – Kittel, Poloshirt, weiße Hose. Empfehlenswert ist es, die Tasche schon am Vorabend zu packen. So kann der Kittel auf jeden Fall nicht vergessen werden.

In manchen Betrieben gibt es am Anfang ein Einführungsseminar – so auch bei der VPV Lebensversicherungs-AG in Stuttgart. Dort erhalten Auszubildende grundlegende Informationen über das Unternehmen, lernen Ansprechpartner in den Abteilungen kennen und bekommen einen Überblick über die Aufgaben im ersten Jahr. Durch das langsame Heranführen bekommen sie Zeit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. „Außerdem können sich die neuen Azubis von Beginn an mit Auszubildenden und Studierenden höherer Jahrgänge über Fragen und Erfahrungen austauschen“, fügt Bernd Blessin hinzu. Er ist Personalleiter der VPV und Vorstand des Bundesverbands für Personalmanager. Aber auch Apotheken sind gut vorbereitet. Einige Filialleiter haben für die Neuankömmlinge im Team eine Informationsmappe vorbereitet und stellen den Azubis einen Paten zur Seite.

Ein Grundsatz, der eigentlich auf alle Lebensphasen zutrifft, gilt für Auszubildende besonders: neugierig sein. „Anfangs darf man jede Frage stellen“, sagt der Berufspsychologe. Die Kollegen sind sich bewusst, dass man vieles noch nicht wissen kann. Fragen werden nicht negativ aufgenommen. Im Gegenteil: „Fragen zeigen, dass man mitdenkt und Interesse hat.“ Das kann auch Blessin bestätigen: „Die Fragen von jungen Kollegen regen einen selbst zum Nachdenken an – das ist ein schöner Impuls.“ Im Idealfall sei das kollegiale Verhältnis auch während der Ausbildung auf Augenhöhe, schließlich könnten beide Seiten viel von einander lernen.

Am ersten Tag wird man nicht gleich auf die Kunden losgelassen. Am Anfang werden erst mal kleine Brötchen gebacken. Ware verräumen und den Bestellablauf kennenlernen, das sind grundlegende Kenntnisse für eine gute Arbeit im Handverkauf. Es ist wichtig, das Warenlager, das Computersystem und die Arbeitsabläufe in der Apotheke kennenzulernen, bevor man zur Beratung übergeht.

Nicht jedem sind die Arzneimittel sofort bekannt – ratsam kann es sein, sich die unbekannten Packungen oder Wirkstoffe genauer anzuschauen. So kann man sein Wissen erweitern und die Kompetenz stärken. Da gerade in den ersten Tage viele Eindrücke und Neuheiten auf die Azubis einprasseln, kann ein Notizheft helfen, die wichtigen Dinge festzuhalten. Diese Memos können als kleine Spickzettel die Arbeit in der Apotheke erleichtern.

Bevor das pharmazeutische Personal in den Handverkauf geht, ist es empfehlenswert, kleine Kolloquien durchzuführen. Die Paten können die einzelnen Beratungsthemen mit den Azubis durchsprechen und Kundengespräche simulieren. So gewinnen die Lehrlinge Sicherheit und verlieren die erste Aufregung.

Um möglichst schnell in den Betrieb integriert zu werden, sollte man nach und nach auch Kontakt zu den Kollegen herstellen: „Das fängt damit an, sich die Namen der Kollegen zu merken und auf dem Gang freundlich zu grüßen“, sagt Warneke. Dadurch signalisiere man Offenheit und Interesse, so könne ein Gespräch leichter entstehen. Durch den Austausch erfahre man beispielsweise, wer was besonders gut könne und einem etwas beibringen könne.

Bekommt man als Azubi die ersten Aufgaben übertragen, gilt es, auch vor kleinen oder scheinbar unattraktiven Aufgaben nicht zurück zu schrecken. Werden diese zuverlässig erledigt, fassen die Kollegen Vertrauen und vertrauen einem bald schon anspruchsvollere Aufgaben an. Natürlich gehören auch Aufgaben, die weniger Freude bereiten, zum Arbeitsalltag. Doch was, wenn das zum dauerhaften Zustand wird?

Manche stoßen schon in den ersten Wochen ihrer Ausbildung auf Schwierigkeiten: „Die Azubis klagen dann über zahlreiche Überstunden, fehlendes Ausbildungsmaterial oder Aufgaben, die gar nicht zu ihrer Ausbildung gehören“, erzählt Simon Habermaaß, Bundesjugendsekretär der Gewerkschaft Verdi. Keine schöne Erfahrung. Doch: „Zunächst ist es wichtig, das Problem sachlich zu analysieren und einzugrenzen“, erklärt Warneke. Habe ich ein Problem mit einer einzelnen Person, oder fühle ich mich allgemein mit der Ausbildung unwohl?

Hat man den Grund für die Irritation gefunden, hilft es, um Rat zu fragen – am besten außerhalb des Betriebs. Im Austausch mit einer Vertrauensperson aus der Familie, dem Freundeskreis oder anderen Azubis merkt man schnell, ob man sich mit der Situation arrangieren muss oder konkret gehandelt werden kann.

Bei ernsthaften Problemen sollte man sich an Kollegen, den Betriebsrat oder Ausbildungsleiter wenden. „Denn wenn die Ausbildung nicht stimmt, stehen die Azubis nach der Ausbildung bei der Jobsuche schlecht da“, sagt Habermaaß. Doch so weit muss es nicht kommen.

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