Verordnungsfehler

Auf das Menthol kommt es an

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Berlin -

Ein ganz normaler Montagmittag in der Apotheke. Die Erkältungswelle ist noch in vollem Gange und die eisige Kälte treibt die Kundschaft in unsere Offizin. Eine Mutter mit ihrem Zwillingswagen steht vor mir und reicht mir einen Stapel Rezepte. Dass der ausstellenden Praxis ein folgenschwerer Fehler unterlaufen ist, merke ich erst, als ich alles einpacke.

Die junge Mutter ist sichtlich gestresst und auch selbst stark erkältet. Im Fokus jedoch stehen ihre Zwillinge, die im Kinderwagen umher turnen. Während sie versucht, die beiden zu bändigen, und ermahnend auf sie einredet, gebe ich die Rezepte in unser System ein. Es handelt sich um die Klassiker aus der Kinderarztpraxis – Fiebersaft, Nasentropfen, Zäpfchen gegen Erbrechen und Hustensaft. Alles im Doppelpack, damit beide Kinder schnell gesund werden. Eine Packung nach der anderen kommt aus dem Kommissionierautomaten gefallen. Hinter der Mutter füllt sich die Offizin weiter.

„Wir haben alles vorrätig, ich hole es ihnen, einen kleinen Moment“, sage ich freundlich. „Gott sei Dank, ich habe nämlich keine Zeit, noch woanders hinzugehen! Der ganze Tag ist total durchgeplant und nun sind die beiden auch noch krank geworden.“ Als ich mit den Packungen zurückkomme, ist sie sichtlich erleichtert. Ich vergleiche noch einmal alles mit den Rezepten und hole mir die Dosieretiketten. „Nein, nein, sie brauchen nichts draufzuschreiben, ich kenne das alles leider schon zu Genüge“, meint sie hektisch.

Also nehme ich mir eine Tüte und verstaue alles. Zweimal Nasenspray, zweimal Fiebersaft, die Zäpfchen gegen Übelkeit und schließlich die große Flasche Hustensaft. Doch in dem Moment stutze ich. Die Flasche kam aus dem Kommissionierautomaten, normalerweise steht der Saft jedoch in der Sichtwahl, damit er immer griffbereit ist. In dem Moment springt mir der Aufdruck „mit Menthol für Erwachsene“ entgegen. Ich zucke kurz zusammen. Das hätte schief gehen können. Zur Sicherheit vergleiche ich noch einmal die PZN mit der auf dem Rezept und tatsächlich – die Praxis hat den falschen Saft verordnet.

„Gibt es ein Problem? Ich habe wirklich keine Zeit mehr“, schallt es mir entgegen. „Nun ja, der Arzt hat den falschen Hustensaft verordnet. Dieser hier ist mit Menthol und nur für Erwachsene geeignet.“ „Ist das denn wirklich so schlimm? Muss ich jetzt etwa wieder zur Praxis?“, fragt die junge Frau genervt. Ich spreche kurz mit meinem Chef und einige mich mit ihm, ihr den richtigen Saft schon mitzugeben und alles Weitere mit der Praxis zu klären, damit die Kinder schnellstmöglich versorgt werden.

„Wissen sie, ätherische Öle wie Menthol oder Campher sind für Kleinkinder nicht geeignet. Sie können wirklich gefährliche Folgen haben und zu Atemnot führen“, erkläre ich ihr. Plötzlich schlägt ihre Hektik in Wut um. „Wie bitte? Und sowas verordnet die Praxis? Wie kann das denn passieren?“ Ich versuche ihr zu erklären, dass sich in der Praxis vermutlich nur in der Zeile verklickt wurde. „Das ist leider ganz schnell passiert und war bestimmt keine böse Absicht. Wir sind ja auch dazu da, um nochmal alles zu prüfen.“ Sie ist sichtlich froh, dass der Fehler aufgefallen ist. „Ich gebe ihnen jetzt den richtigen Saft mit und wir klären alles Weitere mit der Praxis.“

„Vielen Dank für ihre Bemühungen! Zum Glück haben sie so gut aufgepasst, stellen sie sich vor, ich hätte den Saft meinen Kindern gegeben. Das hätte ja schlimm enden können“, hustet sie. Ich erkläre ihr, dass das zu unserem Service gehört und wir gerne behilflich sind. „Ihr Husten hört sich aber auch nicht gut an. Der mentholhaltige Saft ist zwar zu stark für ihre Kinder, aber für sie und ihre Beschwerden, wäre er genau das richtige.“ „Super, dann nehme ich den trotzdem noch mit, so sind wir alle gut versorgt – dank ihrer fachmännischen Hilfe!“

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