Asthmaanfall durch Grillwurst APOTHEKE ADHOC, 16.07.2018 13:28 Uhr
Sommerzeit ist Grillzeit: Das zwischen Lebensmitteln und Arzneimitteln Wechselwirkungen möglich sind, ist bekannt. Doch auch die Zubereitungsart kann entscheidend sein und zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen führen. Asthmatiker, die mit Theophyllin behandelt werden, sollten auf einen exzessiven Verzehr von Grillgut verzichten.
Beim Grillen können Polyzyklisch Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) entstehen. Diese können sich auf das Grillgut legen oder über den Rauch eingeatmet werden. Das Problem dabei: PAK können durch Induktion von CYP1A2 mit Arzneimitteln eine Art Wechselwirkung eingehen. Das hepatische Isoenzym ist unter anderem an der Verstoffwechselung von Theophyllin beteiligt.
Theophyllin ist ein Methylxanthin und wird zur Behandlung von persistierendem Asthma eingesetzt. Der Wirkstoff soll einer Verengung der Atemwege und einem damit verbundenen Atemnotzustand vorbeugen. Das Antiasthmatikum wirkt bronchienerweiternd und bereits in geringen Dosen entzündungshemmend. Die glatte Bronchialmuskulatur und die Pulmonalgefäße werden relaxiert und die mukoziliäre Clearance verbessert. Zusätzlich steigert der Arzneistoff den Atemantrieb.
Eine fast vollständige Resorption erfolgt nach oraler Gabe. Die Wirkung wird vermutlich auf eine antagonistische Wirkung am Adenosin-Rezeptor und somit auf eine Hemmung der Phosphodiesterase zurückgeführt. Auch ein Prostaglandin-Antagonismus, der die Synthese von Entzündungsmediatoren verhindert, wird diskutiert. Die Einnahme der retardierten Präparate sollte nach einer Mahlzeit erfolgen, um die Aufnahme des Arzneistoffes nicht zu behindern. Patienten, die vor allem in der Nacht oder am frühen Morgen unter Beschwerden leiden, wird eine Einnahme vor dem Schlafen empfohlen.
Laut einer Studie kann der Verzehr von Grillgut wie Bratwurst & Co. über einen Zeitraum von sieben Tagen die Aktivität von CYP1A2 auf etwa das Zweifache erhöhen. Die Halbwertszeit des Antiasthmatikums sinkt, denn durch die Enzyminduktion wird der Arzneistoff verstärkt abgebaut. Die Folge können Asthmaanfälle sein.
Asthmatiker, die exzessiv grillen, sollten mit ihrem Arzt Rücksprache halten und die Theophyllin-Dosis gegebenenfalls anpassen. Zu ende der Grillsaison sollte dann entsprechend wieder zur gewohnten Dosis zurückgekehrt werden, da sonst Überdosierungen nicht auszuschließen sind. Die Folgen können Schwindel, Unruhe oder Tachykardie sein.
Zu den PAK gehört auch Benzpyren, das im Zigarettenrauch enthalten ist. Somit kommt es auch bei Rauchern zu einem verstärkten Theophyllin-Abbau. Studien konnten zeigen, dass Patienten, die über ein Jahr mindestens 20 Zigaretten pro Tag rauchten eine Halbwertszeit für Theophyllin von etwa vier Stunden aufwiesen. Nichtraucher hingegen zeigten eine Halbwertszeit für den Arzneistoff von sieben Stunden. Auch Passivrauchen kann den Theophyllinabbau beschleunigen. Bei beiden Patientengruppe ist die Arzneimitteldosis anzupassen. Wie stark die Enzyminduktion ist, ist vom Patienten und dem Tabak abhängig. Nikotin nimmt keinen Einfluss auf CYP1A2.