Aseptische Zubereitung im Rezepturlabor Julia Germersdorf, 07.02.2023 11:28 Uhr
Die Herstellung patientenindividueller Sterilzubereitungen ist im Vergleich zu nicht sterilen Darreichungsformen deutlich aufwendiger. Das gilt nicht nur für Infusionen, auch für Augentropfen stellt Sterilität eine elementare Anforderung dar. Hier bedarf es besonderer Sorgfalt. Sollten kein Reinraum und kein Laminar Air Flow (LAF) in der Apotheke zur Verfügung stehen, können sterile Augentropfen auch im nichtsterilen Rezepturlabor hergestellt werden. Eine aseptische Abfüllung ist auch hier unter hygienisch einwandfreien Bedingungen gegeben.
Zu jeder Rezepturanfertigung müssen bestimmte Hygienevorschriften eingehalten werden. Dazu zählen anfänglich die persönlichen Schritte: Für die Herstellung patientenindividueller Arzneimittel gilt es, einen sauberen Laborkittel zu tragen, der ausschließlich für die Arbeit in der Rezeptur vorgesehen ist. Handelt es sich wie hier um eine sterile Zubereitung, sollte der Kittel außerdem frisch sein. Alternativ können auch Einmalkittel angewendet werden.
Hygienische Vorbereitung
Schmuck ist abzulegen, die Fingernägel sollten kurz gehalten sein. Wer lange Haare trägt, hat diese mindestens zu einem Zopf zusammenzunehmen. Darüber ist eine Haube zu tragen, die ebenfalls als Einmalartikel genutzt wird. Gleiches gilt für einen Mundschutz. Für Mitarbeiter mit Bart muss auch hier ein entsprechender Schutz zur einmaligen Anwendung getragen werden. Sollten die genannten Einwegartikel als sterile Mehrwegbekleidung zur Verfügung stehen, sind diese selbstverständlich vorzuziehen.
Die Hände müssen gründlich gereinigt, getrocknet und desinfiziert sein. Nach dem Anziehen der passenden Einmalhandschuhe müssen auch diese durch Desinfektion keimfrei sein. Die Arbeitsoberfläche wird wischdesinfiziert. Gleiches gilt für die Labor- und die Analysenwage. Es sollte darauf geachtet werden, dass hierzu immer ein fusselfreies Einmaltuch mit beispielsweise 70-prozentigem Isopropylalkohol gut durchfeuchtet wird. Aufgrund der Aerosolbildung ist davon abzuraten, das Mittel direkt auf die zu sterilisierenden Flächen zu sprühen.
Sterilisation der Geräte
Sämtliche Utensilien, die für die Herstellung von Augentropfen nötig sind, müssen steril sein. Dazu zählen Bechergläser, Glasstäbe, Laborlöffel, Thermometer sowie ein Messgerät zur Anzeige des pH-Wertes und zu guter Letzt ebenfalls die Augentropfenflasche, die wie sämtliche Kanülen, Spritzen und Filter bereits als steriler Einmalartikel zur Verfügung steht.
Für die Sterilisierung besteht die Möglichkeit, das entsprechende Zubehör für mindestens zwei Stunden bei 160 °C in den Trockenschrank zu legen. Dazu sollte alles separat in Aluminiumfolie eingewickelt werden. Geräte, die dafür nicht geeignet sind, müssen per Wischdesinfektion keimfrei gemacht werden.
Welcher Filter? Welches Packmittel?
Ist der Rezepturansatz fertig, gilt es die Lösung mittels Entkeimungsfiltration in das Primärpackmittel zu überführen. Hierbei ist erst einmal auf den korrekten Filter zu achten:
- Für wässrige Lösungen wird ein Sterilfilter aus Polyethersulfon (PES) mit einer Porengröße von 0,22 µm verwendet.
- Für ölige Lösungen ein Sterilfilter aus Polytetrafluorethylen (PTFE) mit 0,2 µm Porengröße.
Auch bei der Flasche ist auf die jeweilige Lösung Rücksicht zu nehmen:
- Handelt es sich um wässrige Augentropfen, kann zwischen Glas- und Kunststoffflasche gewählt werden.
- Bei öligen Augentropfen bleibt einzig letzte Möglichkeit, da der Stopfen von Glasbehältnissen dieser Art meist aus Kautschuk besteht. Das Material ist nicht beständig gegenüber öligen Lösungen.
Aseptische Abfüllung
Die Augentropfenflasche ist in einem Sterilbeutel verpackt, der unbedingt auf Unversehrtheit untersucht werden muss. Zu diesem Zweck wird der Beutel in der Hand gedrückt und somit geprüft, ob Luft entweicht. Ist dies nicht der Fall, kann davon ausgegangen werden, dass das Produkt steril ist. Die Einstichstelle, über die die Lösung überführt wird, muss großflächig wischdesinfiziert werden.
Die gewünschte Menge an Augentropfenlösung kann anschließend in eine sterile Einmalspritze mit Luerlockverschluss über eine sterile Kanüle aufgezogen werden. Für die Filtration muss der entsprechende Filter richtig angeschlossen und eine frische Kanüle vorn aufgesetzt sein.
Die Augentropfenflasche sollte im Beutel gut und aufrecht positioniert werden, sodass der Schraubdeckel nicht im Weg ist. Dann kann mit der Apparatur durch die Verpackungsfolie in den Innenraum des Steilbeutels gestochen werden. Dieser kann manchmal fest sein. Es gilt zu vermeiden, mit zu hohem Krafteinsatz durch beide Folien durchzustechen. Die Lösung wird langsam in die Augentropfenflasche gespritzt. Nachdem der Inhalt überführt ist, können die Augentropfenflasche geschlossen und die Kanüle aus dem Beutel entfernt werden. Erst dann wird sie aus dem Beutel ausgepackt und etikettiert.
Bubble-Point-Test
Im Anschluss an die Entkeimungsfiltration muss der Membranfilter auf Unversehrtheit überprüft werden: Dafür wird der sogenannte Bubble-Point-Test genutzt. Hierzu wird als erstes der Sterilfilter samt Kanüle von der Spritze entfernt. Nachfolgend werden 10 ml Luft aufgezogen und der Sterilfilter mit der Kanüle wieder aufgesetzt. Diese wird in ein mit Wasser gefülltes Becherglas getaucht und die Luft in der Spritze auf unter 2 ml komprimiert. Entweichen erst dann Luftblasen, ist der Test bestanden: Der Filter ist intakt.