Arzneipflanzen

Primula veris: Frühblüher gegen Husten

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Berlin -

Von April bis Juni steht die Echte Schlüsselblume – Primula veris – in voller Blüte. Welche Heilkraft in der gelb blühenden, in Europa und Vorderasien beheimateten Staude steckt, zeigt das Heilpflanzenporträt zur Blume des Jahres 2016.

Sie ist auf kalkreichen und stickstoffarmen Böden zu finden und erreicht eine Wuchshöhe von etwa 20 Zentimetern. Die bis zu 30 Zentimetern in die Breite ausufernde krautige Pflanze ist in ihrer Blütezeit ab April an ihren duftenden goldgelben und glockenförmigen Blüten zu erkennen. Sie ist laut lateinischer Bezeichnung die erste im Frühling – „prima“ steht für „die Erste“ und „ver“ für „Frühling“. Der deutsche Name entstammt der Anordnung der Blüten, die einem Schlüsselbund ähneln soll. Sie bevorzugt Sonne bis Halbschatten und besitzt längliche bis eiförmige Blätter, die an der Unterseite einen weißen Filz aufweisen. Die Echte Schlüsselblume wirft im Winter ihr Laub ab und überwintert im dicken ausdauernden Rhizom.

In der Phytotherapie finden sowohl die Blüten als auch die Wurzel Anwendung. Die Schlüsselblumenblüten enthalten jedoch weitaus weniger wirksame Inhaltsstoffe als die Wurzel. Bislang konnte nur ein geringer Anteil an Triterpensaponinen nachgewiesen werden. Ätherisches Öl ist zu etwa 0,1 Prozent enthalten, Flavonoide zu etwa 3 Prozent. Die Blüten werden volkstümlich bei Reizbarkeit, Ruhelosigkeit und Angstzuständen eingesetzt. Auch wenn die Wirksamkeit nicht belegt ist, kommen die Blüten außerdem bei Neuralgien, Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit zum Einsatz.

Die Wurzel enthält weitaus mehr Triterpensaponine, insgesamt können es bis zu 12 Prozent der Pflanzeninhaltsstoffe sein. Der Großteil bezieht sich auf das Aglykon Protoprimulagenin A und die dazugehörigen Glykoside – die Primulasaponine. Primverin und Primulaverin sind als Phenolgylkoside die Hauptkomponenten. Trocknet man die Pflanze, entstehen Salicylsäure-Abkömmlinge.

Die Kommission E hat die Anwendung auf Katarrhe der Luftwege festgelegt und den Pflanzenteilen eine sekretolytische und expektorierende Wirkung zugesprochen. Die 1989 gegründete European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP) beschreibt weiterführend eine Anwendung bei produktivem Husten und Katarrhen der Luftwege sowie einer chronischen Bronchitis.

Die Wirkung ist auf die Triterpensaponine zurückzuführen. Sie reizen die Magenschleimhaut und regen die Bronchialschleimhaut durch die Reizweiterleitung über Nervenfasern dazu an, mehr Schleim zu produzieren. Somit verdünnt sich das Sekret und kann leichter abgehustet werden. Als Nebenwirkungen können vereinzelt Magenreizungen oder Übelkeit auftreten. Die Wurzel kann als Expektoranz zum Beispiel mit Thymian, Spitzwegerich, Fenchel oder Süßholz kombiniert werden.

Die selten gewordene Pflanze steht unter Naturschutz und darf nicht in der freien Natur ausgegraben werden. Der Bedarf der Arzneipflanze wird laut WWF durch Wildsammlungen gedeckt.

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