Arzneimittelallergie

Wenn der Körper gegen Hilfe rebelliert

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Berlin -

Nicht nur Pollen- und Lebensmittelallergien machen Apothekenkunden zu schaffen. Ein gar nicht selten auftretendes Problem sind Allergien gegen Arzneimittel. Diese können vielfältig sein: Vom Hautausschlag bis zum Kreislaufkollaps sind alle Ausprägungen möglich. Bei einigen Medikamenten treten Unverträglichkeiten häufiger auf. Diese sollten die Apothekenmitarbeiter kennen.

Überempfindlichkeit ist dabei nicht mit einer Nebenwirkung des Medikamentes zu verwechseln. Nebenwirkungen sind pharmakologisch direkt mit dem Medikament in Verbindung zu bringen. Überempfindlichkeit ist eine generalisierte Reaktion des Körpers, die auf die Veranlagung des Patienten zurückgeht und nicht auf die Wirkung des Arzneimittels an sich.

Allergische Reaktionen können unterschiedlich stark sein. Oftmals ist die Reaktion beim ersten Kontakt mit dem Medikament eher harmlos: Es kommt als erstes Symptom zu einem Hautausschlag, der juckt und stört und in vielen Fällen gar nicht mit dem Arzneimittel in Verbindung gebracht wird.

Bei wiederholter Einnahme reagiert der Körper meist mit einer stärkeren Reaktion des Immunsystems. Nach der erstmaligen Einnahme werden Antikörper gebildet, die dann eine schnelle Reaktion des Immunsystems provozieren. Dann kommt es vor, dass die Hautreaktion in schwerere Symptome umschlägt, beispielsweise Schweißausbrüche, Übelkeit oder Schwindel. Im schwersten Fall kann es zu einem allergischen Schock kommen. Die lebensbedrohliche Reaktion tritt in der Regel etwa 20 Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen auf. Hier muss sofort ein Notarzt verständigt werden.

Meist sind Schmerzmittel und Antibiotika die Auslöser von Arzneimittelunverträglichkeiten. Neben Acetylsalicylsäure und – in etwas geringerem Ausmaß – Paracetamol und Ibuprofen sind vor allem für die etwas seltener verabreichten Substanzen Piroxicam und Metamizol allergische Reaktionen bekannt. Interessanterweise scheinen Asthmatiker häufiger mit Unverträglichkeiten auf Schmerzmittel zu reagieren als andere Patienten. Bei ihnen ruft die allergische Reaktion oft Entzündungen in der Nasenschleimhaut hervor.

Dass Antibiotika nicht vertragen werden, tritt vergleichsweise häufig auf. Besonders die Betalactam-Antibiotika wie Penicilline und Cephalosporine sind für ihre allergieauslösende Wirkung bekannt. Da diese Medikamente auch in der Notfallmedizin eingesetzt werden, muss eine bekannte Unverträglichkeit unbedingt im Allergiepass eingetragen werden.

Wer eine Allergie gegen die Gruppe der Penicilline entwickelt, sollte auch bei der Einnahme anderer Antibiotika vorsichtig sein. Besonders dann, wenn sich die Wirkstoffe chemisch ähneln, kann es zu Kreuzreaktionen kommen. Auch deshalb sollte der Arzt in einem Allergiepass vermerken, welche Unverträglichkeiten bekannt sind. So kann auch in der Apotheke abgeklärt werden, ob die Gefahr von Kreuzreaktionen besteht.

Andere bekannte Arzneimittel mit häufig vorkommenden Unverträglichkeiten sind das Antiepileptikum Carbamazepin, das Schilddrüsenpräparat Thiamazol und Lokalanästhetika wie Lidocain. Seltener, aber dennoch regelmäßig treten Allergien gegen Insulin und Blutdrucksenker wie ACE-Hemmer auf. Wenn der Verdacht auf Unverträglichkeiten besteht, sollten die Patienten in jedem Fall zum Arzt geschickt werden, um eine umfangreiche Diagnose durchführen zu lassen.

Oft ist es nicht einfach, die Ursache für einen erstmalig auftretenden Hautauschlag zu bestimmen. Betroffene vermuten meist eine Kontaktallergie, beispielsweise durch Kosmetika. Auch an Lebensmittelallergien wird schnell gedacht. Bei etwa 7 Prozent der Allergiepatienten in der Apotheke ist aber ein Medikament der Auslöser. Es ist also durchaus sinnvoll, Allergiepatienten in der Beratung zu fragen, ob Arzneimittel die Ursache sein könnten.

Die Feststellung ist auch deshalb besonders schwierig, weil eine Reaktion erst mit großem Zeitabstand zur Einnahme auftreten kann. Diese Spätreaktionen sind eher mild und treten in Form von Hautauschlägen auf. Juckende Quaddeln hingegen bilden sich bereits wenige Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen. Dann ist Vorsicht gefragt, denn oft sind solche Hautausschläge Vorboten einer stärkeren Reaktion.

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