Phototoxizität & Photoallergische Reaktionen

Arzneimittel & Sonne: Hier ist Vorsicht geboten

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Berlin -

Die Kombination aus der Einnahme bestimmter Arzneimittel und einem Aufenthalt in der Sonne kann Risiken mit sich bringen: Denn manche Substanzen können die Haut empfindlich gegenüber UV-Strahlung machen und zu phototoxischen Reaktionen führen. In der Beratung sollten die wichtigsten Vertreter bekannt sein, um entsprechende Hinweise geben zu können. Einen Überblick zu phototoxischen Reaktionen einzelner Arzneistoffe als Download gibt es hier. Einen Überblick über allgemeine Hinweise zum Thema Sonnenschutz als Download gibt es hier.

Neben verschiedenen Antibiotika können auch Diuretika, Antidepressiva und pflanzliche Wirkstoffe die Haut empfindlich gegenüber UV-Strahlung machen. Die Rede ist dann von einer erhöhten Photosensibilität (Lichtempfindlichkeit). Auf ausgiebiges Sonnenbaden sollte bei Einnahme entsprechender Substanzen verzichtet werden, um Risiken zu verhindern. Grade im Sommer sollten Patient:innen auf die potenzielle Gefahr aufmerksam gemacht werden – sowohl bei Neuverordnungen wie auch bei einer bestehenden Dauermedikation.

Was passiert bei der Phototoxizität?

Phototoxische Nebenwirkungen entstehen, wenn die entsprechenden Wirkstoffe angewendet werden und anschließend ein Aufenthalt in der Sonne folgt: Die Empfindlichkeit der Haut gegenüber der UV-Strahlung ist massiv erhöht – die Folge können Hautreizungen sein, die einem starken Sonnenbrand ähneln. Heilt die betroffene Stelle ab, können Farbveränderungen der Haut zurückbleiben. Meist treten die Symptome wenige Stunden nach dem Sonnenbaden auf. Bei dermaler Anwendung ist die Konzentration in der Haut weitaus höher als bei oraler Aufnahme – die Symptome können daher stärker ausgeprägt sein.

Bei der phototoxischen Dermatitis kommt es zu einer chemischen Reaktion zwischen einem bestimmten Stoff im Körper und UV-Strahlung. Durch die Photonen werden die energiearmen Molekülein einen angeregten Zustand überführt. Dieser ist energiereicher und es kommt zur Interaktion mit benachbartem Gewebe. Dadurch entstehen Gewebeschäden. Es handelt sich also nicht um eine Allergie. Ein wichtiger Hinweis ist, dass die Reaktionen durch UVA-Strahlung ausgelöst werden – also besteht auch im Auto oder in Büroräumen ein erhöhtes Risiko. Denn die langwelligeren Strahlen können durch Glas und Kleidung dringen.

Das Ausmaß der Reaktionen kann unterschiedlich sein. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Art der Applikation
  • Wirk- und Hilfsstoffe des Arzneimittels
  • Konzentration in der Haut
  • chemische und physikalische Eigenschaften des Wirkstoffes
  • Beschaffenheit der Haut
  • Hauttyp
  • Bräunungsgrad
  • Hautdicke und Behaarung

Sonderfall: Photoallergische Reaktionen

Abzugrenzen von der phototoxischen Reaktion ist eine photoallergische Reaktion: Dabei sind nur die Hautstellen betroffen, die der Sonne ausgesetzt waren. Es kann zu Rötungen, Juckreiz und Knötchen- oder Blasenbildung kommen. Die Beschwerden ähneln einem Kontaktekzem. Im Verlauf kann es zu einer Schuppung der Haut oder einer Verdickung der betroffenen Areale kommen. Oft zeigen die Stellen deutliche Furchen und ein grobes Hautbild.

Hierbei handelt es sich um eine echte Allergie, welche vergleichsweise selten auftritt. Durch den Einfluss von UV-Strahlung entsteht eine allergische Reaktion auf einen bestimmten Stoff, bei der der Körper Abwehrstoffe gegen die Substanz bildet. Wie bei allen Allergien treten die Beschwerden erst bei wiederholtem Kontakt auf: Zunächst wird der Organismus sensibilisiert und produziert Antikörper – bei erneutem Kontakt kommt es dann zu den Symptomen. Meist treten diese erst einige Tage nach der Sonneneinwirkung auf.

Sonne meiden & Schutzprodukte anwenden

Patient:innen sollten ihre Medikation aufgrund des Risikos jedoch nicht einfach eigenmächtig absetzen. In Absprache mit dem Arzt/der Ärztin kann in besonders kritischen Fällen eine Dosisanpassung auf ein Minimum besprochen werden – sofern der klinische Zustand dies zulässt. Alternativ kann auch auf einen anderen Wirkstoff umgestellt werden oder je nach Substanz und Halbwertszeit die abendliche Einnahme erwogen werden.

In erster Linie sollten Betroffene jedoch schlichtweg die pralle Sonne meiden – das gilt vor allem für die Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr. Außerdem sollten Gesicht und Körper mit einem hohen Lichtschutzfaktor geschützt werden. Mittlerweile ist auch spezielle Kleidung mit einem integrierten UV-Schutz im Handel. Betroffene mit einer Glatze sollten zudem eine Kopfbedeckung tragen.

Wie können die Beschwerden behandelt werden?

Ein zentrales Element ist die Kühlung der betroffenen Hautstellen. Wie immer sollten Kühlkompressen & Co. nicht direkt auf die geschädigte Haut aufgebracht werden. Außerdem können kortisonhaltige Cremes, Antiseptika oder Antihistaminika die Reaktionen abschwächen und entsprechende Symptome lindern. Bei starken Schmerzen können Analgetika eingenommen werden.

Welche Stoffe können die Empfindlichkeit gegen UV-Strahlung erhöhen?

Die bekanntesten Vertreter:

  • Gyrasehemmer (Fluorchinolone: Ciprofloxacin, Leofloxacin,Moxifloxacin, Ofloxacin, Norfloxacin)
  • Sulfonamide (Sulfamethoxazol, Sulfadiazin, Sulfamerazin)
  • Tetracycline (Doxycyclin, Minocyclin, Lymecyclin)
  • Amiodaron (Cordarex/Novartis & Generika)
  • Isotretinoin (Aknenormin/Almirall, Isogalen/Galen & Generika)
  • Naproxen (Dolormin für Frauen/J&J & Generika)
  • Ketoprofen (Gabrilen/Trommsdorff, Phardol/Kreussler, Effekton/Teofarma)
  • Piroxicam
  • Diuretika wie HCT & Furosemid
  • Antidepressiva wie Amitriptylin, Trimipramin, Clomipramin & Doxepin
  • Antiepileptika wie Carbamazepin, Lamotrigin, Phenytoin, Topiramat & Valproinsäure
  • Johanniskraut-Präparate (in vorgegebener Dosierung eher sicher)
  • einige ätherische Öle (Bergamotte, Angelika, zahlreiche Zitrusfrüchte)
  • Farbstoffe auf Anthrachinonbasis (kaum praktische Relevanz)
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