Der PTA-Beruf soll attraktiver werden. Denn der Bedarf an Personal in öffentlichen Apotheken ist groß, doch der Nachwuchs fehlt. Hinzukommt, dass nicht alle PTA die Apotheke als Arbeitsplatz wählen: Hochrechnungen zufolge wandert die Hälfte ab. Ideen müssen her, um den Beruf und die Apotheke als Arbeitsplatz begehrter zu machen. Die Arbeitsgruppe „Attraktivität des PTA-Berufs“ empfiehlt 28 Maßnahmen.
Nicht nur Nachwuchsgewinnung, sondern auch Nachwuchsförderung müssen demnach dringend angekurbelt werden. Denn die Zahl der in den Apotheken berufstätigen PTA sinkt. Im vergangenen Jahr waren 68.148 PTA in der öffentlichen Apotheke beschäftigt – 2020 waren es noch rund 600 mehr.
Die Lücke, die der Renteneintritt der ab 1971 ausgebildeten ersten Generation der PTA hinterlassen hat, kann nicht vollständig mit Nachwuchs geschlossen werden. Auch Pharmazieingenieur:innen und Apothekerassistent:innen gehen in Rente und die Berufe sterben aus. Hinzu kommt, dass der Bedarf an PTA steigt, denn es kommen mit den pharmazeutischen Dienstleistungen und der Möglichkeit der Betreuung von Praktikant:innen neue Aufgabenfelder hinzu.
Ideen müssen her, um Nachwuchs zu gewinnen, in der öffentlichen Apotheke zu halten und die Apotheke als Arbeitsplatz attraktiver zu machen. Galt die Apotheke einst als familienfreundlich, müssen jetzt flexible Arbeitszeitmodelle etabliert werden – wo möglich. Dies ist nur eine von der Arbeitsgemeinschaft „Attraktivität des PTA-Berufs“ empfohlene Maßnahme.
Die Gründung neuer PTA-Schulen in Abhängigkeit von Bedarf und Infrastruktur ist ein Punkt, der aus Sicht der Arbeitsgruppe „umsetzbar“ ist. Zuständig sind die Landesapothekerkammern und -verbände sowie regionale Initiativen. In der Vergangenheit haben Schulen schließen müssen. Rückläufige Schülerzahlen sind nur ein Grund, es mangelt auch an Lehrkräften. Die Arbeitsgruppe rechnet mit einer Verschärfung des Lehrermangels ab 2030, weil dann die Übergangsvorschrift für „Alt-Lehrer:innen“ endet.
Ein weiteres Problem: Nicht alle angehenden PTA halten durch. Die Abbruchrate müsse durch verschiedene Maßnahmen gesenkt werden. Möglich wäre dies aus Sicht der Arbeitsgruppe durch Vorbereitungskurse in unter anderem Deutsch, Mathematik und Chemie. Aber auch Eingangstests, Fördermöglichkeiten oder PTA und Apotheker:innen als Ausbildungspaten könnten die Abbruchrate senken.
Über die Schulgeldbefreiung wird seit langem diskutiert. Um bei den anderen Gesundheitsfachberufen konkurrenzfähig zu sein, muss die Gebühr entfallen. Während an einigen Schulen kein Schulgeld fällig wird, sind andere noch immer kostenpflichtig. Erst im Sommer hat die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) den Beschluss gefasst, die Schulgeldfreiheit und Ausbildungsvergütung in allen berufsfachschulisch ausgebildeten Gesundheitsfachberufen zu erreichen. Ein weiterer Knackpunkt für angehende PTA ist die fehlende Ausbildungsvergütung. Das sieht auch die Arbeitsgruppe so und weist darauf hin, dass es politische Signale gebe, dass zur Finanzierung des Schulgeldes und der Ausbildungsvergütung die öffentlichen Apotheken herangezogen werden könnten.
Der Nachwuchs muss da angesprochen und begeistert werden, wo er sich befindet. Daher seien auf Bundesebene Nachwuchsinitiativen in Form von Podcasts, Filmen und die Sichtbarkeit bei Social Media geeignete Maßnahmen. Der PTA-Beruf soll „selbstbewusst, modern“ präsentiert werden – mit emotionaler Komponente. Zuständig sei hier die Abda. Eine Nachwuchskampagne und ein Aktionsplan für alle Apothekenberufe sei in Planung.
Auf Länderebene sollen Berufswahlmessen und Infoveranstaltungen bei Stadtfesten durchgeführt werden. Und auch das Anwerben von Studienabbrecher:innen sei eine Maßnahme um PTA-Nachwuchs zu generieren. Ebenso wie das Anbieten und Bewerben von Praktika für Schüler:innen.
Für PTA ist in der Apotheke das Ende der Karriereleiter schnell erreicht und im Laufe des Berufslebens sind nur wenige Kompetenzerweiterungen wie beispielsweise die Praxisanleitung und die Befreiung von der Aufsichtspflicht möglich. So sollen Weiterqualifizierungen, die PTA mehr Perspektiven bieten etabliert werden. Allerdings müssen für die Möglichkeit der Praxisanleiter:innen noch die Anforderungen der Qualifikation festgelegt werden. Dazu hat die Bundesapothekerkammer (BAK) die Arbeitsgruppe Arzneimittel-, Apotheken-, Transfusions- und Betäubungsmittelwesen (AATB) gebeten, bundesweit einheitliche Anforderungen der zuständigen Stellen der Länder abzustimmen. Außerdem sollen Kompetenzbereiche nur für PTA geschaffen werden.
Geld ist ein sensibles Thema – auch unter PTA. Wie viel die Berufsgruppe verdient, lässt sich anhand der Tarifverträge absehen. Zu den Großverdienern zählen PTA nicht, trotz der verantwortungsvollen Arbeit in der Apotheke. Der PTA-Beruf ist unterbezahlt – sagen 98 Prozent der im Rahmen des großen PTA-Gehaltsreports befragten PTA. Und das, obwohl PTA jeden Tag Großes leisten und der Beruf den Kolleg:innen mehr abverlangt als die Beratung zu pharmazeutischen Themen. Aus Sicht der Arbeitsgruppe sei es wünschenswert, die Qualifizierung der PTA in den Tarif aufzunehmen. Im Tarifgebiet Sachsen ist dies bereits der Fall.
Stichwort Wertschätzung. Doch genau daran mangelt es neun von zehn PTA in der Apotheke, wie die Umfrage aus dem Jahr 2021 gezeigt hat. Aber auch Chef:innen sind in der Pflicht. Apothekenleiter:innen sollen Fortbildungsangebote zu Themen wie Wertschätzung, Mitarbeiterführung und Kommunikation aktiv bewerben sowie flexible Wiedereinstiegsmöglichkeiten nach der Familienpause anbieten.
Der Arbeitsgruppe gehören neben der BAK und dem Deutschen Apothekerverband (DAV) außerdem die Landesapothekerkammern Hessen, Niedersachsen und Nordrhein, der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (Adka), die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG), sowie Adexa und BVpta an.
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