Apothekerin klagt über ungeimpfte Angestellte Carolin Ciulli, 19.12.2021 11:56 Uhr
Impfverweiger:innen gibt es auch in Apotheken. Während manche Inhaber:innen die Boosterimpfung als Teamevent inszenieren, müssen andere zähneknirschend die ablehnende Haltung ihrer Mitarbeiter:innen gegenüber der Covid-19-Impfung abnicken. Mit der 3G-Regel und der Impfpflicht für Gesundheitsberufe kam das Thema wieder auf den Tisch. Eine Apothekerin gibt Einblicke, was sie als Chefin daran besonders stört.
Fragt man Inhaber:innen nach dem Impfstatus des Teams, winken manche entnervt ab. Das Thema ist heikel, da manche ihre Angestellten auf der einen Seite animieren wollen, auf der anderen Seite niemanden zur Impfung zwingen dürfen. Arbeitsrechtlich betrachtet ist die Impfung Privatsache. Darauf weist auch die Gewerkschaft Verdi hin: „Beschäftigte, die sich nicht impfen lassen, dürfen nicht vom Arbeitgeber diskriminiert und schon gar nicht wegen dem Impfstatus gekündigt werden! Solange Arbeitnehmer:innen ihre Arbeitsleistung anbieten, muss der Lohn fortgezahlt werden.“
Manche Inhaber:innen werden bei dem Thema ganz leise und wollen lieber die Türe schließen, wenn sie in ihrem Betrieb über das Thema Impfen sprechen. „Ich habe damals nicht erwartet, dass mir so eine Welle an Ablehnung entgegen kommt“, erinnert sich die Apothekerin. Das Thema Coronaimpfung sei erstmals im Frühjahr im Team aufgekommen. „Ich habe mich so geärgert, dass die Apothekenmitarbeiter nicht priorisiert werden und habe hier mit vollem Einsatz dafür gekämpft, dass wir nach oben priorisiert werden.“
Als die Angestellten aus der Offizin dann tatsächlich früher als geplant im Impfzentrum Termine erhalten konnten, habe sie sich über die Zurückhaltung ihres eigenen Teams gewundert. Die ganze Konkurrenz habe sich impfen lassen. „Ich habe es angesprochen und war völlig entsetzt, dass sich nur drei meiner Leute impfen lassen wollten.“ Das sei nicht mal ein Drittel gewesen, sagt die Inhaberin.
Schnell kippte die Stimmung in der Besprechung. „Mir wurde gesagt, dass ich als Arbeitgeber niemandem etwas vorschreiben kann. Da wurde mir bewusst, dass ich das Thema nicht ansprechen kann und habe nichts mehr gesagt. Ich muss es ertragen.“ Dass sie Impfverweigerer im Team hat, habe sie kalt erwischt. „Mir ist das unangenehm. Ich habe immer gedacht, dass das in Apotheken kein Thema ist. Wir kommen doch aus dem medizinischen Bereich.“
Als vor wenigen Wochen die Forderung nach einem 3G-Nachweis für die Arbeitssstätte kam, musste die Apothekerin das Thema wieder ansprechen. Auch das sei nicht einfach gewesen. Manche Angestellten hätten nicht gewollt, dass der Impfnachweis kopiert werde. „Ich habe dann gesagt, dass ich ihn wenigstens gesehen haben muss.“ Dem Arbeitgeber ist es gesetzlich mittlerweile erlaubt, den Impfstatus abzufragen und er darf auch die personenbezogenen Daten zum Impfstatus für sechs Monate speichern und verarbeiten.
Von drei Angestellten weiß sie mittlerweile, dass sie sich impfen lassen werden oder dies bereits getan haben. „Überzeugt sind sie aber nicht. Sie machen das nur wegen des politischen Drucks, weil sie gezwungen werden.“ Denn mit der Einführung der 2G-Regel im Einzelhandel und anderen Bereichen, sind Ungeimpfte oft außen vor.
Eine Angestellte sei weiterhin konsequent gegen die Impfung. „Sie hat gesagt, dass sie aufhört zu arbeiten, wenn die Impfpflicht kommen würde.“ Eine andere sei bereits an Covid-19 erkrankt und mehrere Wochen ausgefallen. „Nicht einmal das hat zum Umdenken geführt.“ Vielfach werde das Argument genannt, die Immunität sei besser, wenn man erkrankt sei, als durch eine Impfung. „Für mich als Arbeitgeber bedeutet das aber Ausfälle, die ich kompensieren muss. Daran denkt keiner.“
Als Chefin habe sie „Angst vor der Quarantäne“, denn es sei sehr schwierig, Mitarbeiter:innen zu bekommen. Die Personalsituation sei ohnehin sehr angespannt. Das Thema Impfung verschlimmere die Situation noch mehr. „Ich bin motiviert, werde aber total ausgebremst. Wir sind personell am Limit.“