Neue Produkte werden regelmäßig vom Außendienst in Apotheken präsentiert. PTA und Apotheker, die für ein paar Jahre nicht im HV tätig waren, sind deshalb nicht immer auf dem neuesten Stand. Apotheker Dr. Christian Ude will dies ändern. Er will Wiedereinsteigerkurse mit dem Schwerpunkt OTC-Beratung für PTA und Approbierte anbieten.
Wiedereinsteigerkurse werden bereits von verschiedenen Kammern und PTA-Schulen angeboten. Angesprochen werden Kollegen, die etwa wegen einer Elternauszeit oder einer Tätigkeit in der Industrie länger nicht in der Offizin tätig waren. Hier wird vor allem über rechtliche Neuerungen, Abrechnungsfragen und EDV-Kenntnisse informiert. „Ich verfolge einen anderen Ansatz“, sagt Ude. „Die Praxis und die OTC-Beratung sollen mehr im Vordergrund stehen.“
Im kommenden Jahr will er mit den Kursen beginnen. „Es gibt einen Bedarf an Wiedereinsteigerkurse“, so der Apotheker. Das konkrete Konzept will er in den kommenden Wochen entwickeln. Die Gruppen sollten nicht zu groß sein, die Kurse sollten voraussichtlich von Freitagmittag bis Samstagabend stattfinden. Ein Tag sei zu wenig. „Die Preise kalkuliere ich momentan noch“, so Ude, der das Seminar gemeinsam mit seiner Frau Dr. Miriam Ude anbieten will.
Der Kurs soll produkt- und indikationsbezogen sein. Welche OTC-Präparate sind empfehlenswert und evidenzbasiert? Welche Beratungstipps können PTA und Approbierte am HV geben? „Produktkenntnis ist in unserem Beruf wichtig“, so Ude. Die Praxis solle im Vordergrund stehen – jedoch ohne Unterstützung durch die Industrie. „Ich will keine Werbeveranstaltung anbieten.“ Das Angebot richte sich auch an Studenten vor dem dritten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung.
Ude will mit den Kursen auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Er selbst such derzeit Personal. „Ich hatte Bewerberinnen, die sympathisch waren, doch nicht das nötige Fachwissen besaßen.“ Aus dem täglichen Arbeitsalltag heraus sei es schwer, jemanden in Sachen OTC wieder auf Vordermann zu bringen. Das Apothekerpaar ist lehrerfahren. Ude etwa ist seit sechs Jahren an der Universität Frankfurt als Lehrbeauftragter tätig. Beide sind Referenten bei Apothekerkammern.
Das Apothekerpaar bietet in hinzugemieteten Räumen bereits Vorträge, Seminare und Fortbildungen an. „Wir haben die Infrastruktur hier vor Ort und können realistische Rollenspiele durchführen“, so Ude. Das Geschäftsfeld Vorträge sei für Apotheken nicht abwegig. „Pharmazeuten können viele Tätigkeiten über die normale Logistik hinaus anbieten.“ Vor-Ort-Apotheker würden oft belächelt, weil sie sich für einen eigenen Betrieb entschieden hätten. „Offizinapotheker ist aber kein Beruf zweiter Klasse, nur weil man nicht in die Industrie oder Wissenschaft will.“
In Bayern und Hessen bieten die Kammern Wiedereinsteigerkurse an. Vor allem Mütter zeigten Interesse. Die Apothekerinnen seien meist zwischen drei und fünf Jahre aus dem Beruf. Die Beweggründe sind unterschiedlich: Manche Frauen hätten eine Scheidung hinter sich, bei anderen sei der Mann verstorben oder habe seinen Job verloren, vereinzelt werde auch ein Weg in die Selbstständigkeit gesucht. Männliche Approbierte kämen oft aus der Industrie oder von der Bundeswehr. Bei den Kammern kosten die Kurse 250 Euro.
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