Mit Beginn der zweiten Welle steigt auch in den Apotheken die Sorge, dass es zu einem massiven Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland kommen wird. Einerseits gibt es die Angst, dass man sich selbst im Umgang mit den Kunden anstecken könnte. Andererseits richten sich die Apothekenteams auf anstrengende Wochen und Monate ein, wie eine Umfrage von aposcope ergeben hat. Die Schutzmaßnahmen werden bereits wieder hochgefahren.
In den Apotheken macht man sich keine Illusionen, dass das Infektionsgeschehen noch in den Griff zu bekommen ist: Neun von zehn Befragten gehen davon aus, dass die Zahl der täglichen Neuinfektionen ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat, und rechnen damit, dass sich das Coronavirus in den nächsten Wochen weiter massiv ausbreiten wird. Im Mai hatte dieser Wert noch bei 50 Prozent gelegen und ist seitdem stark angestiegen. Jeder Zweite hat Angst, dass auch in Deutschland viele Menschen an dem Coronavirus sterben werden. Dass die normale Grippe gefährlicher ist, glaubt nur jeder dritte Befragte.
Sich selbst beim Umgang mit den Kunden mit Covid-19 zu infizieren, fürchten 48 Prozent der befragten PTA und Apotheker – auch dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu früheren Umfragen. Genauso viele treibt umgekehrt die Sorge um, dass sie das Coronavirus unwissentlich an ihre Kollegen übertragen könnten (51 Prozent). Dennoch würden sich nur zwei von drei Inhabern, jeder zweite angestellte Approbierte und jede dritte PTA gegen Corona impfen lassen.
Viele Apotheken setzen auf Schutzmaßnahmen in der Apotheke:
In den Apotheken, in denen mit Schutzmaske gearbeitet wird, ist entweder nur das HV-Team entsprechend ausgestattet (45 Prozent) oder das gesamte Team (53 Prozent). Am häufigsten zum Einsatz kommen:
Allerdings ist der Handverkauf nach Angaben der Teilnehmer eine Herausforderung: „Mein Umgang mit Kunden ist angespannt, da die Kommunikation durch die Schutzmaßnahmen erschwert ist“, erklären drei von vier Befragten. Laut neun von zehn Teilnehmern sind auch die Kunden von der Maskenpflicht genervt, 82 Prozent respektierten sie aber.
Einen Trend zu Hamsterkäufen sehen nur 11 Prozent der Befragten – in den Apotheken in Risikogebieten sind es allerdings bereits 22 Prozent. Eine starke Nachfrage gibt es demnach vor allem bei Atemschutzmasken, Handschuhen, Desinfektionsmitteln sowie Schmerz- und Erkältungsmedikamenten.
Aktuell hat knapp jede dritte Apotheke begonnen, sich zusätzlich zu bevorraten – unter den Apotheken, die in einem Risikogebiet liegen, ist es sogar jede zweite. Angeschafft werden vor allem:
„Der kommende Winter und die berufliche Belastung durch die Corona-Pandemie machen mir zu schaffen“, erklärten zwei von drei Befragen (67 Prozent). Lag die jeweilige Apotheke in einem Risikogebiet, stimmten sogar drei von vier Teilnehmer der Aussage zu. PTA sind insgesamt noch zuversichtlicher als Apotheker (63 vs. 71 Prozent). Jeder vierte Befragte gab an, dass Krankmeldungen der Mitarbeiter zugenommen haben – bei den vergangenen Umfragen waren es nur rund 15 Prozent.
Kurzarbeit gibt es nur in ganz wenigen Apotheken; um Arbeitsplätze zu sichern, kommen allenfalls der Abbau von Überstunden und flexible Arbeitszeiten zum Einsatz. Andererseits berücksichtigen viele Inhaber die Urlaubs- und Arbeitszeitwünsche ihrer Mitarbeiter, um diese zu entlasten. Dasselbe gilt für die Tätigkeiten.
Um den Betrieb der Apotheke und damit die Arzneimittelversorgung auch bei steigenden Fallzahlen aufrechterhalten zu können, sprechen sich drei von vier Teilnehmern dafür aus, bei einer Corona-Infektion in einer Apotheke nicht zwingend das gesamte Personal in Quarantäne zu nehmen und die Apotheke zu schließen. Dies hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) im Frühjahr entsprechend entschieden.
Noch ist das Virus nicht zum Problem in den Apotheken geworden. Zwar gab jeder fünfte Teilnehmer an, in einem Hotspot oder Risikogebiet zu arbeiten. Aber nur in 5 Prozent der Apotheken gibt es derzeit Verdachtsfälle und nur in 2 Prozent bestätigte Fälle.
Für die Umfrage wurden am 13. und 14. Oktober insgesamt 306 Apotheker*innen und PTA befragt.
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