Tele-PTA und Apotheker für angewandte Telepharmazie

Apomondo: Ausbildung zum Tele-Apotheker

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Berlin -

Telepharmazie ist einfach nur Beratung über den Bildschirm? Von wegen: So wie Ärzte in der Telemedizin müssen auch Apotheker genau wissen, was sie tun, wenn sie ihren Patienten einen Mehrwert bieten wollen. Die IHK Nürnberg bietet deshalb ab Oktober eine förderfähige Weiterbildung, in der Pharmazeuten und PTA lernen, die apothekereigene Telepharmazieplattform Apomondo zu nutzen. Vieles, was dort vermittelt wird, ist aber auch in der klassischen analogen Beratung von Nutzen.

Was man dem Patienten erklärt, sollte eigentlich nicht vom Übertragungsmedium abhängen. Entscheidend ist aber, wie man es tut – und dass man es überhaupt tut. „Wir haben nicht automatisch die digitale Kompetenz in den Apotheken, da gibt es noch viel Aufklärungsbedarf“, sagt Margit Schlenk, Inhaberin der Moritz-Apotheke in Nürnberg und eine der Gründerinnen von Apomondo. Webinare, die sie mit interessierten Apothekern abgehalten hat, hätten ihr gezeigt, dass es auch bei der technischen Handhabung oft noch erheblichen Nachholbedarf gebe. Und dann sei da noch die Frage der Einstellung: „Wir müssen erst Ängste und Vorbehalte abbauen“, sagt Schlenk.

„Es ist wichtig, dass die Kollegen ihren Frust abbauen. Fragen wie ‚Was soll ich denn noch alles tun?‘ oder der Hinweis, dass es für Telemedizin kein Honorar gibt, sind nicht zielführend“, erklärt sie. „Nur wenn ich den Kontakt zu den Kunden habe, kann ich auch Erlöse erzeugen. Und diesen Kundenkontakt kann ich mit der Telepharmazie insbesondere in Zeiten der Coronapandemie sehr gut aufbauen.“ Denn heutzutage ist es wichtiger denn je, seine eigenen Leistungen vom Kunden her zu denken – die Apotheke muss zum Patienten kommen, nicht umgekehrt. Bei Apomondo soll das denkbar bequem funktionieren: Der Botendienst beispielsweise liefert aus und hat das iPad gleich dabei. An der Tür übergibt der Fahrer das Arzneimittel und hält dem Patienten den Bildschirm hin, auf dem der Apotheker ihn direkt vor Ort berät. Auch Beratungstermine, die der Patient prinzipiell von überall aus wahrnehmen kann, können vereinbart werden.

Wie all das am besten funktioniert, sollen Apothekeninhaber und -mitarbeiter in der IHK-Weiterbildung lernen. Auf drei Tage Webinarveranstaltung und vier Tage Präsenzunterricht verteilt werden in 50 Unterrichtsstunden die technische Anwendung und die Besonderheiten der Beratung vermittelt. Das Seminar schlägt mit 1500 Euro zu Buche, je nach Bundesland können Teilnehmer aber bis zu 1000 Euro Förderung dafür erhalten. Für 100 Euro mehr können sie außerdem eine Zertifikatsprüfung ablegen – sie sind dann zertifizierte „Apotheker für angewandte Telepharmazie“ beziehungsweise „Tele-PTA“.

Schlenk, die selbst Jahrzehnte an Weiterbildungserfahrung als Referentin und Teilnehmerin gleichermaßen hat, hat ein eigenes Beratungskonzept für die Weiterbildung entwickelt, die „Beratungssonne nach Schlenk“, wie es in der IHK-Ankündigung heißt. Das Zauberwort dabei heißt „Mindmapping“: Ausgehend von der jeweiligen Indikation solle man in einer Matrix denken, strukturiert vorgehen und die verschiedenen Aspekte sowie Optionen in die Beratung einbeziehen. Das Modell ist wortwörtlich eine Sonne: Es gibt jeweils ein Indikationsgebiet, von dem in alle Richtungen Strahlen ausgehen, die jeweils einen Aspekt der Beratung zum Thema abdecken. „Die Beratungssonne gibt es dann als Ausdruck, über den Apotheker, PTA oder Pharmazieingenieure dann ein Durchschlagpapier legen können, um alle Aspekte und Optionen zu vermerken und abzuarbeiten.“

Nützlich ist das nicht nur vorm Bildschirm. „Unser Ziel ist, dass wir mit dem Kurs die ganze Beratungsqualität erhöhen können. Wir haben schließlich die Verantwortung, dem Patienten das anzuraten, was für ihn sinnvoll ist. Beratung heißt auch abraten“, sagt Schlenk. Dennoch seien auch einige Besonderheiten bei der Kommunikation über digitale Kanäle zu beachten. „In der Fortbildung lernen die Teilnehmer, wie sie digitale Nähe herstellen können. Dabei geht es einerseits um Rhetorik, andererseits muss in der digitalen Beratung auch mehr mit Bildern und Visualisierungen gearbeitet werden. Diese Strukturen muss ich parat haben.“

Eigentlich wäre der Fall klar: Im Videochat steht man sich nicht persönlich gegenüber, ein Teil der zwischenmenschlichen Kommunikation geht damit verloren. Doch hier verschafft die Covid-19-Pandemie der Videoberatung einen Vorteil: Niemand muss eine Maske tragen. Vor allem mit Blick auf die Sorgen vor einer zweiten Pandemiewelle legt Schlenk ihren Kollegen deshalb ans Herz, sich eingehend mit den Potenzialen der Anwendung zu befassen. „Wer jetzt schon Telepharmazie ausübt, wird im Herbst gut gewappnet sein, wenn es wieder strengere Auflagen aufgrund des Infektionsgeschehens gibt. Dann ist das eine Möglichkeit, Patienten zu versorgen, ohne dass jemand aus dem Haus muss. Das ist unsere Zukunft.“ Der einzige Anbieter telepharmazeutischer Lösungen ist Apomondo nicht, auch Telemedizin-Schwergewichte wie Kry haben mittlerweile Anwendungen für Apotheken. Doch Schlenk betont, warum sie Apomondo – nach eigenen Angaben mittlerweile in hunderten Offizinen vertreten – als die beste Lösung sieht: „Wir sind von Apothekern für Apotheker entwickelt worden und bleiben auch in diesen Händen. Wer sich für uns entscheidet, muss keine Angst haben, dass wir irgendwann zu DocMorris gehören.“

 

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