Ein niederländisches Forscherteam soll erstmals einen Antikörper gegen die Lungenerkrankung Covid-19 entdeckt haben. Weitere Untersuchungen und Entwicklungen sollen nun in die Wege geleitet werden. Den Wissenschaftlern zufolge könnte es sich dabei um einen Meilenstein in der Corona-Bekämpfung handeln.
Das Team besteht aus Wissenschaftlern der Universität Utrecht und des Erasmus University Medical Center (Erasmus MC). Frank Grosveld ist Professor für Zellbiologie am Erasmus MC, ihm zufolge blockiert der gefundene Antikörper Sars-CoV-1 und Sars-CoV-2 Infektionen. Der Bericht über die Entdeckung wurde bei „BioRxiv“ veröffentlicht: Es handelt sich dabei um eine Website, auf der Biologen ihre Forschungsergebnisse veröffentlichen können, bevor sie von einem Fachjournal begutachtet werden. Die Zusammenfassung der Arbeit spricht von einem Antikörper gegen Sars-CoV-2, welcher helfen könnte, diese Form der Corona-Infektion zu erkennen und zu verhindern.
Demzufolge soll der Antikörper bereits im Kühlschrank des Erasmus MC in Rotterdam gelegen haben: Er müsse jedoch noch am Menschen getestet werden. Dies werde jedoch einige Monate dauern. Dennoch ist Grosveld laut Erasmus Magazine zuversichtlich: „Wir versuchen jetzt, ein Pharmaunternehmen an Bord zu bringen, das den Antikörper als Medikament in großem Maßstab in Massenproduktion herstellen kann.“
Es handle sich dabei um den ersten Antikörper, der die Infektion blockiert. Es bestehe eine gute Chance, dass daraus ein Medikament entwickelt werde, welches auf den Markt kommt. Die Forscher nehmen derzeit an, dass es durch die Anwendung des Antikörpers zu einer Bekämpfung der Infektion kommt. „Der Patient hat also eine Chance auf Genesung.“
Die Erforschung von möglichen Therapieoptionen steht neben der Impfstoffentwicklung im Fokus. Dazu werden einerseits bereits vorhandene Medikamente wie Virustatika, die ursprünglich gegen HIV, Ebola, Hepatitis C, Sars oder Mers entwickelt wurden, getestet. Auch Immunmodulatoren gegen Rheumatoide Arthritis oder entzündliche Darmerkrankungen sowie Medikamente gegen idiopathische Lungenfibrose werden in Betracht gezogen. Derzeit findet die größte Erprobung in chinesischen Krankenhäusern statt, da dort die meisten Patienten zur Verfügung stehen. Mittlerweile gibt es zwar erste Ergebnisse und Tendenzen, sowie Einzelfallberichte – bestätigt sind Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Covid-19-Patienten bisher nicht.
Neben bereits bekannten Kandidaten werden auch neue Medikamente entwickelt: Im Fokus steht dabei das Blutserum von Patienten, die von einer Sars-CoV-2-Infektion genesen sind – man spricht dabei auch vom sogenannten „Rekonvaleszentenserum". Darin sind Antikörper enthalten, die vom Immunsystem der Betroffenen gebildet wurden. Die Forscher hoffen, dass diese in der Lage sind das Virus im Körper vermehrungsunfähig zu machen.
Laut VfA arbeitet ein Unternehmen bereits daran, solche Antikörper in großem Umfang aus Plasmaspenden vormaliger Covid-19-Patienten zu gewinnen und zum Medikament zu verarbeiten. Mehrere Forschungseinrichtungen planen außerdem, die bestgeeigneten Antikörper aus dem Serum mit biotechnischen Mitteln zu „kopieren" und in Zellkulturen herzustellen. In beiden Fällen sollen Covid-19-Erkrankte anschließend mit Antikörper-Infusionen behandelt und geheilt werden können.
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