Lieferengpass bei Standard-Antibiotikum

Amoxicillin: Wenn ein Klassiker fehlt

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Berlin -

Die Lieferengpässe nehmen immer dramatischere Ausmaße an. Mittlerweile ziehen sich die Probleme durch fast alle Arzneimittelgruppen hinweg – besonders brisant sind die Engpässe bei verschiedenen Antibiotika. Ein Klassiker, der fehlt, ist Amoxicillin. Er ist fester Bestandteil der Erkältungssaison. In diesem Winter sorgt der Lieferengpass für große Probleme.

Es gibt einige Wirkstoffe, die gehören einfach zum Apothekenalltag dazu. Neben Cholesterinsenkern und Arzneimitteln für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems stehen vor allem in der kalten Jahreszeit viele Antibiotika auf den Rezepten. Aktuell bereiten solche Verordnungen den Apothekenteams jedoch Bauchschmerzen – denn nicht selten können Patient:innen nicht versorgt werden.

Komplikationen durch fehlende Antibiotika

Dabei zählt die Einführung der Antibiotika zu den bedeutendsten Fortschritten der Medizin. Denn bakterielle Erkrankungen sind eine massive Belastung für den Organismus. Unbehandelt kann es zu Komplikationen kommen. Vor allem bei vorbelasteten Menschen oder Kindern können diese unter Umständen gar lebensbedrohlich sein. Umso besorgniserregender ist, dass viele dieser „Lebensretter“ aktuell nicht oder nur schwer zu bekommen sind.

Zwar verweisen Expert:innen schon seit Jahren auf einen sorgsamen und zurückhaltenden Einsatz, um die Bildung von Resistenzen zu vermeiden – dennoch ist der Einsatz von Antibiotika in manchen Fällen unabdingbar und dringend notwendig. So herrscht aktuell beispielsweise in Großbritannien eine Scharlach-Welle, durch die bereits Kinder verstorben sind. Als Grund wird unter anderem der Antibiotika-Engpass angegeben.

Amoxicillin: Standard-Antibiotikum mit breitem Einsatz

Amoxicillin zählt zu den Breitbandantibiotika. Es wird unter anderem bei verschiedenen bakteriellen Infektionen infolge von Erkältungen angewendet wie Bronchitis, bakterieller Rhinosinusitis, Otitis media oder Streptokokken-Angina. Aber auch bei Scharlach, Harnwegsinfekten, bakteriellen Hautentzündungen, Zahnentzündungen oder zur Endokarditis-Prophylaxe kommt das Antibiotikum zum Einsatz. Weitere Indikationen sind die durch Zecken ausgelöste Borreliose oder – in Kombination mit anderen Wirkstoffen – die Therapie von Magengeschwüren durch eine Helicobacter-pylori-Eradikation. Kurzum – es ist ein Standard-Antibiotikum mit breitem Einsatzgebiet.

Ähnlich sieht die Liefersituation bei der Kombination aus Amoxicillin und Clavulansäure aus, auf die viele Ärzt:innen durch den Engpass ausweichen: Die Clavulansäure sorgt dafür, dass bestimmte Enzyme unschädlich gemacht werden, die die Erreger vor dem Amoxicillin „abschirmen“. Konkret werden die von Bakterien gebildete β-Lactamasen gehemmt. Dadurch kommt es insgesamt zu einer breiteren Wirkung und weniger Resistenzen gegen Amoxicillin. Die Kombination kommt außerdem bei Lungenentzündungen sowie Infektionen von Knochen und Gelenken zum Einsatz.

Was tun, wenn Amoxicillin nicht zu bekommen ist?

Doch mittlerweile erstrecken sich die Lieferengpässe ebenfalls auf die Kombination aus Amoxicillin und Clavulansäure. Patient:innen müssen daher auf andere Wirkstoffe ausweichen und umgestellt werden. Unter Umständen sind andere Substanzen jedoch nicht optimal für den vorliegenden Erreger geeignet, was eine schwächere Wirkung zur Folge haben kann. Hinzu kommen weitere Engpässe bei diversen Antibiotika.

Kommen Patient:innen mit einer Amoxicillin-Verordnung in die Apotheke und machen die Engpässe eine Belieferung unmöglich, so muss der Arzt/die Ärztin nach Rücksprache eine geeignete Alternative nennen. Je nach Beschwerdebild und Erreger wird dann ein anderes Antibiotikum verschrieben. Pauschal lässt sich nicht sagen, welcher Wirkstoff als Alternative geeignet ist.

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