Als PTA im mobilen Impfteam: So lief meine Schulung Alexandra Negt, 24.12.2020 08:47 Uhr
Auch in Berlin sollen die Impfteams am 27. Dezember ausrücken. Zentraler Sammelpunkt wird der Terminal C des stillgelegten Flughafens Tegel sein. In der Früh um acht werden die Teams gebildet. Die Zusammensetzung sieht vor, dass jeweils eine PTA dabei ist. Diese arbeitet dann erstmals unter Aufsicht eines Arztes oder quasi alleine. So lief die Schulung.
Die ersten Impfungen mit dem Biontech-Impfstoff in Berlin beginnen am frühen Sonntagvormittag. Arbeitsbeginn für die mobilen Impfteams – zu denen auch ich gehören werde – ist um 8 Uhr. Zeit sollen wir mitbringen, denn wer am Tag nach Weihnachten tatsächlich mit wem zusammenarbeitet, ist noch nicht geklärt. Die Apotheker vor Ort, die die Schulung organisiert haben, sprechen immer wieder von einem Mammutprojekt.
Die Schulung ist als Präsenzveranstaltung durchgeführt worden. Im Raum sind die Fenster geöffnet und in der Ecke steht ein großer Raumluftreiniger. Auf den Plätzen rund 15 PTA, zwei davon mit Sterilerfahrung, zwei Krankenschwestern und ein Arzt. In anderthalb Stunden erklären die beiden Pharmazeuten die Aufbereitung des mRNA-Impfstoffes Schritt für Schritt.
Comirnaty heißt er übrigens – der Impfstoff, den ich in wenigen Tagen als eine der ersten in den Händen halten werde. Der Name klingt nach Community, die Bedeutung würde passen. Die Herstellung umfasst das initiale Schwenken, die optische Kontrolle auf Partikel, das Verdünnen und das Auseinzeln. Das Auftauen übernehmen andere „Positionen“ vor Schichtbeginn. Auch der Dokumentationsaufwand wird sich laut Aussagen der Apotheker für die Arbeit in den mobilen Teams in Grenzen halten.
Da werde ich also am 27. Dezember in einem abgetrennten Raum im Pflegeheim sitzen und ausgestattet mit Vials und Verbrauchsmaterialien den Impfstoff aufbereiten. Um eine möglichst keimfreie Umgebung zu schaffen, werden die PTA angehalten, niemanden in den Raum, in dem hergestellt wird, eintreten zu lassen. So weit, so gut. Für jedes Vial sind passende Boxen mit sterilen Unterlagen, Spritzen und Kanülen, Tupfern und persönlicher Schutzausrüstung gepackt.
Einen Anreicher bekomme ich nicht, einen Apotheker, der meine Arbeit freigibt, auch nicht. Diese Aufgabe übernimmt der impfende Arzt selbst. Er wirft einen letzten Blick auf die Spritze, die er wenig später verimpft.
Das ist nicht die einzige Besonderheit, vergleicht man die Arbeit mit der in der Apotheke. Ich werde ziemlich auf mich allein gestellt sein. Nicht dass die Herstellung so komplex ist, dass es Probleme geben könnte. Dennoch – als PTA arbeitet man unter Aufsicht des Apothekers und hat entweder eine Waage oder ein zweites Augenpaar zur Kontrolle. In den ersten Tagen der Impfung wird das nun anders laufen. Ich erhalte zudem neue Ansprechpartner. Schlagen die Temperaturlogger, die der Vakzine beiliegen, optischen Alarm, so bin ich angehalten, einen Notfallkontakt in Tegel zu informieren. Alle weiteren Dinge muss ich mit der Heimleitung klären. Diese wissen vom Besuch der mobilen Impfteams und sind vorbereitet.
Auch ich fühle mich gut vorbereitet. Nach einem Jahr kann ich wieder etwas herstellen. Etwas, was noch kaum jemand hergestellt hat. Ich werde zwar sicherlich die schützende Werkbank vermissen, aber nun muss man damit arbeiten, was man hat – sein Verständnis von aseptischem Arbeiten und das jahrelang antrainierte Fingerspitzengefühl. Es freut mich, an diesem Projekt teilnehmen zu können. Aus menschlicher Sicht ist es klasse, einen Beitrag leisten zu können. Aus Sicht einer PTA ist es absolut spannend, dieses kleine Vial als eine der ersten in den Händen zu halten. Jetzt aber erst mal Weihnachten, dann kann es losgehen.