Es ist ein bisschen so wie zu Beginn der Coronatherapie: Es muss eine geeignete Medikation für Personen gefunden werden, die sich mit einer neuen Infektionskrankheit angesteckt haben. Bislang spielten Affenpocken in Deutschland keine Rolle. Dementsprechend gering sind die Praxiserfahrungen, Leitlinien fehlen. Anders als bei Corona können Ärzt:innen jedoch auf ein bereits in der EU-zugelassenes Medikament zurückgreifen.
Wie werden Affenpocken eigentlich behandelt? Wenn die Impfung gegen Pocken durch Kreuzimmunität auch gegen Affenpocken hilft, so könnte es bei der Therapie der Infektionskrankheit doch ähnlich aussehen. Und tatsächlich: Mit Tecovirimat (Siga) ist bereits ein Wirkstoff in der EU zugelassen, der sowohl bei Pocken als auch bei Affenpocken eingesetzt werden kann. Zusätzlich kann das antivirale Mittel auch bei Kuhpocken gegeben werden.
Der frühzeitige Start der Therapie erhöht die Wirksamkeit. Sobald die Diagnose, beispielsweise durch einen PCR-Test, gesichert ist, sollten die Patient:innen mit der Einnahme der Hartkapseln beginnen. Ab einem Körpergewicht von 13 kg können die Kapseln eingenommen werden.
Tecovirimat geht mit mehreren anderen Arzneistoffen Wechselwirkungen ein. Da der Wirkstoff und der M4-Metabolit Induktoren von Cytochrom P450 (CYP)3A und CYP2B6 sind, kann die gleichzeitige Anwendung von Tecovirimat zu einer verminderten Plasmaexposition von sensitiven CYP3A4- oder CYP2B6-Substraten führen, in der Folge kommt es zur Wirkminderung. Hier einige Beispiele:
So wirkt Tecovirimat: Der Arzneistoff hemmt die Aktivität des VP37-Proteins des Orthopoxvirus, das in allen Mitgliedern der Gattung Orthopoxvirus kodiert wird. Deshalb zeigt Tecovirimat auch sowohl bei Pocken als auch bei Affen- und Kuhpocken Wirkung. Der Stoff blockiert die Interaktion von VP37 mit der zellulären Rab9-GTPase und TIP47. In der Folge wird die Bildung von austrittskompetenten umhüllten Virionen verhindert. Die Verbreitung des Virus von Zelle zu Zelle ist ohne diese Virionen nicht mehr möglich. Die Ausbreitung im Organismus kommt zum Erliegen.
Je nachdem, wie die Symptomausprägung ist, können Betroffene zur Fiebersenkung und Schmerzlinderung NSAID oder Paracetamol einnehmen. Leichtes Fieber bis 38 Grad muss nicht medikamentös gesenkt werden. Die Temperaturerhöhung führt zu einem Anstieg der Stoffwechselaktivität. Doch bereits bei leichtem Fieber oder erhöhter Temperatur sollten sich die Betroffenen schonen. Von anstrengenden Aufgaben heimischen Sport während der Isolation sollte zumindest für die Dauer des Fiebers abgesehen werden.
Für den lokalen Juckreiz und die eventuell nässenden Pusteln können die Betroffenen Zinksalben auftragen. In Kombination mit Lokalanästhetika wie Polidocanol kann der Juckreiz gestillt werden.
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