Affenpocken: Kondom schützt nur bedingt Alexandra Negt, 20.06.2022 09:02 Uhr
Sex mit Kondom wird als „Safer-Sex“ bezeichnet. Denn nur Kondome schützen effektiv vor Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Krankheiten. So weit, so gut. Nur handelt es sich bei Affenpocken nicht um eine rein sexuell übertragbare Erkrankung, weshalb der Schutz nur bedingt besteht.
Nicht nur der Austausch von Körperflüssigkeiten wie Sperma führt zu einer Infektion mit Affenpocken. Auch der auf den Pusteln entstehende Schorf weist replikationsfähige Viren auf und ist damit infektiös. Safer Sex kann also dennoch eine Infektion mit dem Pocken-verwandten Erreger nach sich ziehen. Es ist vielmehr so, dass es zur Zeit gar nicht abschließend geklärt ist, ob Affenpocken durch Sperma oder Vaginalsekret übertragen werden können. Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht aktuell von einer möglichen Übertragung aus.
Geschlechtskrankheiten: Neben HIV gehören auch Gonorrhö, Syphilis, Chlamydien-Infektion, Herpes simplex, Pilzinfektionen oder Trichomoniasis zu den häufigen sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Auflistung zeigt, Geschlechtskrankheiten haben sowohl virale als auch bakterielle oder mykotische Ursprünge. Wie hoch das Ansteckungsrisiko bei Geschlechtsverkehr ist, hängt auch davon ab, wer mit wem auf welche Weise schläft und wer dabei positiv ist. So ist die Übertragung von Erregern beispielsweise bei gleichgeschlechtlichem weiblichen Sex weitaus geringer als bei Sex mit Analverkehr.
Risiko: Symptome und Inkubationszeit
Die Inkubationszeit bei Affenpocken ist relativ lang. Die Symptomausprägung dabei unterschiedlich stark. Im Schnitt zeigen sich nach spätestens 21 Tagen dermale Symptome. Dabei können die Pusteln zunächst fehlgedeutet werden, da sie eher pickelig wirken und als Allergie, Ausschlag oder gar unreine Haut abgetan werden. Da der Ausschlag oft in der Genitalregion auftritt, bemerken die Betroffenen die dermalen Veränderungen mitunter nicht frühzeitig. Beim Sex gelangen dann virushaltige Hautpartikel des infizierten Sexualpartners/der infizierten Sexualpartnerin in die Vaginal- oder Analregion des nichtinfizierten Partners/der nichtinfizierten Partnerin.
Affenpocken unterscheiden sich von Corona. Währenddessen Sars-CoV-2 vor allem über die Luft übertragen wird, scheint dies bei Affenpocken nicht der Fall zu sein. Denn bei den bisherigen Ausbrüchen in Afrika zeigte sich nie eine enorme Ausbreitung. Für eine Ansteckung scheint ein enger Körperkontakt Vorraussetzung. Das Tragen von Masken wäre wenig effektiv. Das RKI schreibt hierzu: „Die Übertragung von MPX (monkey pox) von Mensch zu Mensch erfolgt in der Regel durch engen Haut- beziehungsweise Schleimhautkontakt mit infektiösem Material aus den Hautläsionen einer infizierten Person, sowie – seltener – durch respiratorische Tröpfchen/Sekrete zum Beispiel bei längerem Kontakt von Angesicht zu Angesicht oder durch kontaminierte Gegenstände und Oberflächen.“ Hautschuppen sind über längere Zeit infektiös. Um Ansteckungen zu vermeiden, sollte Personen, die mit anderen in einem Haushalt leben, auf eine sorgfältige Desinfektion der sanitären Anlagen und sonstigen Oberflächen achten. Das, was nicht desinfiziert werden kann, sollte auch nicht geteilt werden (Bettwäsche, Handtücher).
In den Hautveränderungen sind besonders hohe Viruskonzentrationen, sodass Personen mit Pusteln und Schorfbildung Abstand zu anderen Personen halten sollten und zwar bis zum vollsätndigen Abklingen der Symptome. Das kann rund vier Wochen dauern. Eine Virusübertragung ist auch vor Ausbildung der Pusteln möglich. Meist liegen dann nur unspezifische Symptome wie Fieber und Müdigkeit, sowie Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen vor.
Mit Stand 17. Juni sind 338 Affenpockenfälle aus 11 Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein) ans RKI übermittelt worden