Die Apothekengewerkschaft Adexa hat sich wegen der Impfpriorisierung in Nordrhein-Westfalen in einem offenen Brief an Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gewandt. Man habe „mit Verwunderung“ auf die Unterteilung und die fehlende Nennung der Apothekenangestellten reagiert, schreibt der Vorsitzende Andreas May. Er macht ausdrücklich auf den Kundenkontakt der Mitarbeiter:innen in der Offizin aufmerksam.
Die Adexa fordert, die Angehörigen der Apothekenberufe inklusive des Berufsnachwuchses sowie andere Beschäftigte in den Apothekenteams ab sofort mit in die Gruppe der Impfberechtigten in der Prio-Gruppe 3 aufzunehmen. Mitglieder aus Nordrhein-Westfalen haben bei der Adexa wegen der Unterteilung innerhalb der Gruppe angefragt: Während Beschäftigte im Lebensmitteleinzelhandel und in Drogerien mittlerweile zum Impfen aufgerufen werden, seien Apothekenangestellte noch immer nicht an der Reihe, sofern sie nicht in Impfzentren mitarbeiten, heißt es in dem Schreiben.
Die Begründung für die Bereiche Lebensmitteleinzelhandel und in Drogerien würden ebenfalls für PTA und die angestellten Apotheker:innen gelten, die seit Beginn der Pandemie in der Apotheke tagtäglich im Kontakt mit Patient:innen und Kunden stehen. Diese Gruppe habe bei der Maskenabgabe improvisiert und spiele bei der Abgabe von Selbsttests eine wichtige Rolle. Apotheken hielten als niederschwellige Anlaufstelle für Menschen mit Erkältungs- beziehungsweise Covid-19-Symptomen seit etwa 15 Monaten die Stellung.
„Auch für unsere Mitglieder, die Beschäftigten und Auszubildenden in den Apotheken, gibt es, wie wir aus leidvoller Erfahrung wissen, auf Bundes- und Landesebene keine ‚große Lobby‘. Apothekerverbände sprechen allzu oft nur für ihre selbstständigen Mitglieder, die Inhaber:innen, im besten Falle noch für die angestellten Approbierten und Filialleitungen“, so May. PTA und PTA-Praktikant:innen, PKA und PKA-Auszubildende, Pharmazeut:innen im Praktikum (PhiP) oder Beschäftigte im Botendienst hätten ebenfalls ein erhöhtes Infektionsrisiko. „Und sie alle sollten durch die Impfung schnellstmöglich davor geschützt werden, selbst Patientinnen und Patienten, Kundinnen und Kunden bei der Arbeit anzustecken.“
Laumann hatte betont, dass ihm zwei Personengruppen besonders am Herzen lägen: Angestellte im Lebensmitteleinzelhandel und in den Drogeriemärkten. „Sie haben täglich Kundenkontakt und halten unsere Versorgung seit Beginn der Corona-Pandemie aufrecht. Und sie haben keine große Lobby wie andere Berufsgruppen.“ Mit dem Impfangebot müssten sie bei ihrer täglichen Arbeit keine Angst mehr vor einer möglichen Infektion haben. Apothekerkammer und -verband in Nordhrein forderten daraufhin eine „faire und dringend notwendige Berücksichtigung aller Mitarbeiter:innen in Apotheken bei der Impfkampagne in NRW“. Man werde dies erneut im Gesundheitsministerium vorbringen, hieß es in einem Mitgliederschreiben.
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