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Kratt: Apotheker sind ja keine Drachen APOTHEKE ADHOC, 10.01.2017 13:08 Uhr

Berlin - 

Angestellte in Apotheken werden aus Sicht der Apothekengewerkschaft Adexa zu schlecht bezahlt. Laut Tanja Kratt, Zweite Vorsitzende und Chefin der Tarifkommission, liegt das auch an der Vergütung der Apotheken. Viele Inhaber könnten ihren Angestellten schlicht und einfach nicht mehr bezahlen. Um dies zu veranschaulichen, bedient sich Kratt eines hübschen Vergleichs aus J.R.R. Tolkiens „Der kleine Hobbit“.

Kratt bezieht sich auf Zahlen, die die Bundesregierung Ende 2016 auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion vorgelegt hatte: Demnach verdienten Arbeitnehmer in Vollzeit 2015 hierzulande im Durchschnitt 3084 Euro brutto monatlich. Als Schwelle zum Niedriglohn gelten zwei Drittel dieses mittleren Einkommens. Das waren 2015 also 2056 Euro brutto. 28 Prozent aller weiblichen Vollzeitbeschäftigten liege unter dieser Schwelle, bei den Männern seien es „nur“ 16 Prozent.

„Wenn man nun diese 2056 Euro mit den tariflichen Monatsgehältern von PTA und PKA im Jahr 2016 vergleicht, wird eines ganz deutlich: Die Honorierung der Apotheken durch die Kassen beziehungsweise die Politik und damit die der Mitarbeiter ist nicht ausreichend“, so Kratt. Laut Gehaltstarifvertrag erhalten PTA in den ersten beiden Berufsjahren 1968 Euro, PKA 1710 Euro.

Kratt sieht die Schuld für die geringen Löhne nicht in der Hauptsache bei den Apothekern. „Die Arbeitgeber sitzen ja nicht wie der Drache Smaug auf Goldschätzen, die sie horten und von denen sie nichts an ihre Beschäftigten abgeben wollen – zumindest gilt das für die überwiegende Mehrzahl.“ Vielmehr habe der Gesetzgeber seit Jahren und Jahrzehnten die Apotheken zu knapp gehalten. „Hier muss sich schnell etwas bewegen“, so Kratt.

Damit die Apotheke als Arbeitsplatz auch Zukunftsperspektiven bieten könne, muss es Kratt zufolge mehr geben als eine freiwillige übertarifliche Bezahlung einiger Inhaber. „Wir fordern auch zeitnah eine deutlich bessere tarifliche Vergütung“, so die Ansage der Chefin der Tarifkommission, die Ende November für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt wurde.

Kratt zufolge profitieren auch die Apotheker von höheren Tarifabschlüssen: Schließlich benötigten sie Berufsnachwuchs und keine Abwanderung Richtung Industrie. „Neben attraktiven Einstiegsgehältern sind daher auch entsprechend angemessene Vergütungen für langjährige, erfahrene Mitarbeiter wichtig“, so Kratt.

Die Adexa fordert eine tarifliche Eingruppierung für Filialleiter, die die Verantwortung in diesem Job widerspiegelt. Berufsanfänger aus Kostengründen mit dieser Aufgabe zu betrauen, sei eine betriebswirtschaftliche „Notlösung“. Das nutze am Ende keinem, weder der jungen Filialleitung, noch dem Team, den Patienten; und am Ende auch nicht dem Inhaber. Zudem wünscht sich die Gewerkschaft tarifliche Anreize für fort- und weiterbildungsaktive Mitarbeiter. „Denn die müssen die Apotheken tatsächlich hüten und pflegen wie einen Schatz“, so Kratt.

Seit Jahresbeginn führt sie die Gewerkschaft zusammen mit dem neuen Ersten Vorsitzenden Andreas May. Während sich dieser – wie bisher Barbara Stücken-Neusetzer – vor allem um die Berufspolitik und Öffentlichkeitsarbeit kümmern wird, bleibt Kratt Chefin der Tarifkommission.