Wundstarrkrampf

Achtung Tetanus-Gefahr: Die wichtigsten Fakten Cynthia Möthrath, 27.07.2021 13:06 Uhr

Ein ausreichender Schutz vor Tetanus ist in den aktuellen Hochwasser-Regionen wichtiger denn je. Foto: Zerbor/ shutterstock.com
Berlin - 

Neben der Corona-Impfung ist aufgrund der Flutkatastrophe aktuell auch die Tetanus-Impfung wieder in den Fokus gerückt. Helfer und Betroffene sollen ihren Impfschutz überprüfen und gegebenenfalls auffrischen lassen. Hier kommt ein Fresh-up mit den wichtigsten Fakten.

Tetanus wird häufig auch als Wundstarrkrampf bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch verunreinigte Wunden entstehen kann. Bereits kleinste Verletzungen können ausreichen. Ausgelöst wird die Erkrankung durch Bakterien mit dem Namen Clostridium tetani. Ihre Sporen sind extrem widerstandsfähig, daher können sie auch über lange Zeit im Erdreich ohne Wirt überleben. Oft sind sie auch in Kot von Tieren enthalten. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, daher ist Tetanus nicht ansteckend.

Toxine befallen Nervensystem

Kommt es zu Verletzungen, kann Clostridium tetani in den Körper gelangen. Die Bakterien produzieren die beiden Toxine Tetanolysin und Tetanospasmin. Ersteres führt zu einer Zerstörung der roten Blutkörperchen und zu Schäden am Herzen. Tetanospasmin zielt auf das Nervensystem ab: Das Gift wandert ins Gehirn und Rückenmark und führt dann zu den typischen Symptomen. Die Inkubationszeit kann unterschiedlich lange dauern: Bei einigen kommt es bereits nach wenigen Tagen zu ersten Symptomen, manchmal treten sie jedoch erst nach mehreren Wochen auf.

Welche Symptome sind möglich?

Die Nerven sind übererregbar, daher kommt es zu langanhaltenden, extrem schmerzhaften Muskelkrämpfen. Diese können prinzipiell am ganzen Körper auftreten. Besonders ist, dass die häufig durch visuelle Reize oder Berührungen ausgelöst werden. Charakteristisch ist eine Mundsperre und das sogenannte „Teufelsgrinsen“: Dabei scheinen die Patienten krampfhaft zu lächeln, gleichzeitig sind die Augenbrauen hochgezogen. Oft kann der Mund nicht vollständig geöffnet werden, auch die Zungen- und Kiefermuskeln oder der Kehlkopf können sich verkrampfen. Dann kommt es zu Schluck- und Sprachstörungen. Im schlimmsten Fall droht eine Lähmung der Atemmuskulatur mit Atemstillstand und Tod.

Im Verlauf kann es zu Krämpfen in der Rücken- und Bauchmuskulatur kommen. Betroffene überstrecken dabei unkontrolliert ihr Rückgrat, wodurch es zu Wirbelbrüchen kommen kann. Weitere mögliche Symptome, die auf einen Tetanus hindeuten sind Muskelsteifigkeit in Nacken und Gesicht, Atemprobleme, Unruhe mit Herzrasen und Schwitzen sowie allgemeine Krankheitssymptome mit Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen. Bei ersten Symptomen sollte schnellstmöglich gehandelt und ein Arzt aufgesucht werden.

Lässt sich Tetanus behandeln?

Die Behandlung erfolgt durch ein Ausschneiden der Wunde. Anschließend wird ein Antibiotikum – meist Metronidazol – verabreicht. Die bereits produzierten Toxine können dadurch jedoch nicht eliminiert werden. Diese können bis zu zwölf Wochen im Körper verbleiben und Schäden anrichten. Eine Besserung der Symptomatik tritt daher meist erst nach vier bis acht Wochen ein. Um die Toxine zu neutralisieren, können Immunglobuline zum Einsatz kommen. Gegen die Muskelkrämpfe helfen Muskelrelaxantien. Oft ist dennoch eine künstliche Beatmung notwendig. Trotz moderner intensivmedizinischer Behandlung sterben auch heute noch 10 bis 20 Prozent der Patient:innen – meist an Atemnot oder Herzversagen.

Impfschutz dringend aufrechterhalten

Eine entsprechende Impfung gegen Tetanus wird daher von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen: Diese richtet sich nicht gegen die Bakterien selbst, sondern gegen die Toxine. Die Grundimmunisierung erfolgt bereits im Säuglingsalter. Sie sollte vor dem ersten Geburtstag abgeschlossen sein. Auffrischungen werden im Alter von 5-6 Jahren und 9-16 Jahren empfohlen. Danach sollte alle zehn Jahre der Impfschutz erneuert werden.