Zwei Jahre gehört die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) bei HIV-Infektion nun zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Lange genug, um einen Blick auf die Versorgungslage zu werfen. Wie oft wird das Angebot genutzt und wie verläuft die Testung und Behandlung von asymptomatischen Patient:innen. Das Robert Koch-Institut hat im aktuellen Epidemiologische Bulletin eine Auswertung zum Versorgungsgeschehen veröffentlicht.
Mit der Einführung der PrEP wurde auch eine Evaluation der neuen Leistung gesetzlich festgeschrieben. Nun liegt eine Auswertung allgemeiner Daten zur PrEP-Versorgung und PrEP-Nutzung sowie zum Versorgungsprozess vor. Die Datenerhebung fand vom 15. April 2021 bis 23. Juni 2021 statt. An der Umfrage nahmen 43 Versorgungszentren mit 127 PrEP-verordneten Ärzt:innen teil.
PrEP in Zahlen: Vom 1. September 2019 bis 31. Dezember 2020 wurde die PrEP 9915-mal auf einem GKV-Rezept verordnet. Die Gesamtzahl der PrEP-Anwender:innen für diesen Zeitraum beläuft sich auf 22.366. Bei diesen über 20.000 Anwender:innen kam es bei 20 Personen zu einer HIV-Infektion (0,089 Prozent). Nach einer Beratung zum Thema PrEP kam es in 90 Prozent der Fälle zur Therapieeinleitung.
Als Hauptgründe für eine Nicht-Einleitung der PrEP wurden Patient:innenwunsch, Angst vor Nebenwirkungen, keine Indikation und eine feste Parnterschaft genannt. Kein/e Patient:in lehnte eine PrEP aufgrund hoher Behandlungskosten oder Stigmatisierung ab.
Im Rahmen der PrEP-Behandlung empfehlen die deutschen Leitlinien alle drei bis sechs Monate eine Testung auf sexuell übertragbare Krankheiten (STI). Hierzu gehört das Screening auf Syphillis, Gonokokken und Chlamydien. Die Untersuchungen sollen auch durchgeführt werden, wenn keine Symptome vorliegen. Die Umfrage ergab, dass alle Zentren eine Untersuchung auf Syphillis empfehlen und durchführen. Einen Test auf Gonokokken und Chlamydien bei asymptomatischen Patient:innen halten 79 Prozent der Zentren für sinnvoll.
Rund die Hälfte aller Zentren gab an, dass sie Anfragen über Antibiotika-PrEP erhielten. Tatsächlich verordnet wurde die antibiotische Prophylaxe von 16 Prozent der Zentren, die solche Anfragen erhielten (7 Zentren). Hier kamen vor allem Doxycyclin und Azithromycin zum Einsatz. Häufiger kam die sogenannte STI-PEP zum Einsatz. 70 Prozent aller Zentren führen eine solche Behandlung durch. Der Großteil der Zentren führt die antibiotische Therapie allerdings erst nach Bestätigung des Erregers durch. Die Zentren, die ohne Erregernachweis antibiotisch behandeln, verordnen eine STI-PEP bei Verdacht auf Syphilis, Gonokokken und Chlamydien.
Die Corona-Pandemie hat zur sinkenden Nachfrage geführt. So geben 61 Prozent der Zentren an, dass die Covid-19-Pandemie dazu geführt hat, dass weniger Patient:innen eine Beratung aufsuchen. Auch der erneute Lockdown im Winter 2020 führte zu einer weiter sinkenden Nachfrage. Sechs Prozent der Zentren gaben an, dass die Patient:innen während der Pandemie weniger Sexualkontakte hatten und seltener Diagnosen zu Infektionen durch sexuell übertragbarer Krankheiten gestellt wurden.
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