VDEK: Apotheker-Lobby belastet Versicherte APOTHEKE ADHOC, 10.10.2016 15:31 Uhr
Die großen Ersatzkassen hatten gerade erst eine gemeinsame Ausschreibung zu Zytostatika an den Start gebracht, da will Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) die Exklusivverträge verbieten. Dem Verband der Ersatzkassen (VDEK) zufolge, ist die Politik der Apothekerlobby auf den Leim gegangen.
Die Kassen sparen laut VDEK-Chefin Ulrike Elsner mit den Ausschreibungen nicht nur Geld, sondern legten auch Qualitätskriterien fest. Um einen Zuschlag zu erhalten, müssten die Apotheken nachweisen, dass sie die hochwirksamen Krebsrezepturen in einem vorgegebenen Zeitfenster herzustellen könnten. Tatsächlich müssen die Apotheken dies bei den Ausschreibungen allerdings nur in einer Eigenerklärung zusichern – eine Überprüfung erfolgt nicht.
Ohnehin seien nur rund 300 von 20.000 Apotheken überhaupt in der Lage, die solche Infusionen herzustellen. „Das von der Politik vorgetragene Argument, die Ausschreibungen verhinderten die freie Apothekenwahl der Versicherten, ist deshalb überhaupt nicht nachzuvollziehen. Nicht die Patienten haben in der Vergangenheit die Apotheke ausgewählt, sondern der behandelnde Arzt“, so Elsner.
Die VDEK-Chefin übt scharfe Kritik am geplanten Verbot der Verträge: „Offenbar haben die Apothekerverbände erfolgreiche Lobbyarbeit betrieben, denn dieses Verbot ist nicht im Sinne der Patienten und nicht im Sinne der Beitragszahler.“ Sie fordert die Politik eindringlich auf, von ihren Plänen wieder Abstand zu nehmen.
Alle Kassen zusammen haben laut VDEK im vergangenen Jahr 3,2 Milliarden Euro für diese individuellen Rezepturen ausgegeben. Bei derart großen Summen, die von vergleichsweise wenigen Beteiligten untereinander gehändelt werden, bestünde immer die Gefahr von finanziellen Verflechtungen, die unwirtschaftliches Handeln nach sich ziehen, so Elsner. Daher müsse mehr Transparenz geschaffen und Wirtschaftlichkeitspotentiale im Sinne der Beitragszahler erschlossen werden.
Der Deutsche Apothekerverband (DAV) habe den Kassen als Alternative zu Ausschreibungen jüngst ein finanzielles Einsparvolumen von jährlich rund 110 Millionen Euro angeboten. Dies entspreche jedoch nicht einmal 5 Prozent der zurzeit abgerechneten Kosten in diesem Bereich und liege somit weit unter dem, was aufgrund von Recherchen und Erfahrungen des GKV-Systems realisierbar wäre, so der VDEK.
Die Ersatzkassen haben ganz andere Vorstellungen: Bei den bisherigen Ausschreibungen seien Einsparungen in einer Größenordnung zwischen 20 und 30 Prozent der Gesamtausgaben erzielt worden, heißt es.