Zyto-Ausschreibungen

AOK: Unbedingt bei Apothekern sparen APOTHEKE ADHOC, 26.09.2016 12:14 Uhr

Berlin - 

Die ABDA verhandelt gerne hinter verschlossenen Türen. Blöd nur, wenn Details aus Gesprächen gezielt der Presse gesteckt werden. So geschehen beim Thema Zyto-Ausschreibungen: 130 bis 150 Millionen Euro soll der Deutsche Apothekerverband (DAV) angeboten haben, um die Exklusivverträge aus der Welt zu schaffen. Seitdem reißt der Spott nicht ab.

Als Anfang September Apotheker und Fachärzte der Hauptstadtpresse gemeinsam ihre Argumente gegen Zyto-Ausschreibungen präsentierten, hatten die Kassen bereits erfolgreich zum Gegenschlag ausgeholt: Der DAV habe einen zusätzlichen Rabatt von 150 Millionen Euro im Rahmen der Hilfstaxe angeboten, berichtete das Handelsblatt an jenem Morgen. Die Glaubwürdigkeit der Protagonisten war damit in Zweifel gezogen.

Jetzt wärmte der AOK-Bundesverband das Thema noch einmal auf. Anlässlich der Präsentation des Arzneiverordnungsreports warf AOK-Chef Martin Litsch den Apothekern vor, ein völlig unzureichendes Angebot gemacht zu haben: Mit den Ausschreibungen spare man 20 bis 30 Prozent in einem Gesamtmarkt von mehr als drei Milliarden Euro.

Der DAV, der Ausschreibungen unbedingt abschaffen wolle, habe gegenüber dem GKV-Spitzenverband einen Nachlass von gut 130 Millionen Euro angeboten. „Dabei weiß man beim DAV, dass dies nur ein Bruchteil des vorhandenen Potenzials ist.“

Auch von Rabattverträgen mit Herstellern, wie zuletzt vom CDU-Gesundheitsexperten Michael Hennrich ins Spiel gebracht, hält Litsch im Bereich der Sterilrezepturen nichts: Auf diese Weise werde weder die Versorgungsqualität verbessert, noch das Wirtschaftlichkeitspotenzial ausgeschöpft. „Das liegt neben dem erhöhten bürokratischen Aufwand auch daran, dass Einsparungen nur über die Einkaufsvorteile der Apotheker bei den Herstellern erfolgen würden.“

„Außen vor blieben jedoch sowohl die Einsparpotenziale bei den Kosten der Zubereitung in der Apotheke als auch die Vorteile durch eine effizientere Verwertung der Arzneimittel.“ Litsch verweist auf das Risiko vermehrt entstehender Verwürfe. „Nur apothekenbezogene Ausschreibungen können Einsparungen in allen drei Bereichen erzielen.“

Die Ausschreibungen der AOKen liefen seit 2010 ohne Probleme. „Wir legen deutlich höhere Maßstäbe an die Qualität der Versorgung unserer Versicherten fest, als sie in der Kollektivversorgung existieren.“ Die Partner der AOK müssten innerhalb von 45 Minuten liefern, während in der Realität heute „zwischen Arzt und Apotheker auch gut und gerne mal 500 Kilometer liegen“. Der BKK-Dienstleister GWQ hatte unlängst mit einer entsprechenden statistischen Auswertung für Schlagzeilen gesorgt. „Mit unserer Ausschreibung stärken wir zudem die Apotheker vor Ort“, so Litsch. „Es ist fast schizophren, dass uns Kritiker genau das Gegenteil davon vorwerfen.“