Der Nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ist weiter auf Tour: Nach dem Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) besuchte er nun die Eschendorf-Apotheke mit dem zugehörigen Reinraum zur Steril-Herstellung und bekräftigte dort seine Ankündigung, die Zytostatika-Herstellung strenger zu kontrollieren. Der Inhaber hatte ihn selbst eingeladen, um dem Minister die hohen Standards der Steril-Herstellung zu zeigen.
Als Betreiber von einer der etwa 200 Zytostatika herstellenden Apotheken in Deutschland ist Frederik Schöning direkt von den Kontrollen betroffen. Anfang April hatte das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium bekanntgegeben, als Konsequenz aus dem Skandal von Bottrop in Zukunft unangekündigte Kontrollen in Zyto-Apotheken durchzuführen. Die Ergebnisse sollen dann einmal im Jahr veröffentlicht werden. „Nach dem Skandal von Bottrop müssen wir durch Transparenz wieder Vertrauen schaffen“, so Laumann. Für Schöning war das Anlass, den Minister in seine Eschendorf-Apotheke einzuladen, um ihm vor Augen zu führen, welche hohen Sicherheits- und Hygienestandards in der Herstellung gelten.
In Schönings Sterillabor werden täglich bis zu 40 Beutel mit Infusionen für Chemotherapien hergestellt. Diese werden dann in der onkologischen Gemeinschaftspraxis Rheine eingesetzt, die für den gesamten Kreis Steinfurt zuständig ist. Laumann befürwortete während des Besuchs das Prinzip der Regionalität und der wohnortnahen Versorgung speziell in der ambulanten onkologischen Therapie.
In der Eschendorf-Apotheke werden die Infusionen jeden Nachmittag für den Folgetag produziert. Dabei gilt vom Eingang der Bestellung über die Zusammensetzung bis zur Endkontrolle das strikte Vier-Augen-Prinzip. „Allein aus diesem Grunde kann hier gar nicht passieren, was in Bottrop passiert ist“, so der Apotheker. Außerdem erläuterte er dem Politiker das engmaschige Kontroll- und Sicherheitsnetz von der Kontrolle der Luft im Reinraum-Labor über Oberflächenproben bis zu unangemeldeten Inspektionen.
„Was würden Sie denn machen, damit sich Bottrop nicht wiederholt?“, fragte Laumann den Pharmazeuten laut Münsterländischer Volkszeitung während des Besuchs. „So weitermachen wie bisher“, antwortete der. „Unser Labor hat alle Tests mit Bravour bestanden.“ Ein Fall wie in Bottrop sei bei ihm undenkbar. Umgekehrt warb auch Laumann für Verständnis. Der Druck sei groß, dass die Labors und die Übereinstimmung der Substanzen mit den Beschreibungen geprüft werden. „Herr Laumann war über den gesamten Herstellungsprozess und über die Qualitäts- und Sicherheitsmaßnahmen sehr gut informiert“, zeigt sich Schöning zufrieden. „Uns hat der Besuch gezeigt, dass für ihn die Qualität und Sicherheit der Versorgung der Patienten in der ambulanten Onkologie oberste Priorität haben, und diese am besten durch die Apotheke vor Ort sichergestellt werden können.“
Anfang April hatte Laumann nach einem Treffen mit Betroffenen des Apothekerskandals schärfere und regelmäßigere Kontrollen der Zytostatika-Herstellung angekündigt. Bis zum 30. Juni sollen die Gesundheitsbehörden mindestens eine Probe pro Zyto-Apotheke nehmen und vom Landeszentrum Gesundheit untersuchen lassen. Die Gesundheitsbehörden sollen die Inspektionsergebnisse dann bis zum 15. Juli schriftlich an das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales melden.
Erst vergangene Woche war Laumann zu Besuch beim Apothekerverband Westfalen-Lippe in Münster. Gegenüber dessen Vorsitzenden Dr. Klaus Michels und Geschäftsführer Hans-Jürgen Simacher beteuerte er seinen Einsatz für die flächendeckende Versorgung durch wohnortnahe Apotheken und seine Unterstützung für die Umsetzung des Rx-Versandverbots. „Die Bevölkerung wird es nicht hinnehmen, wenn es die Apotheken nicht mehr überall in der Fläche gibt“, so Laumann.
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