Gesundheitsreform

Zwei-Bett-Kliniken, Keimlisten und Arzt-Busse

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Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn (CDU), will die medizinische Versorgung in Arztpraxen und Krankenhäusern mit der nächsten Gesundheitsreform deutlich verbessern, mit teils rigiden Mitteln. Kliniken und Ärzte hätten in den vergangenen zwei Jahren 8,5 Milliarden Euro zusätzlich bekommen. „Das ist eine Riesensumme und die muss sich jetzt in einer besseren Versorgung bemerkbar machen“, sagte Spahn der Süddeutschen Zeitung (SZ). Dem Politiker schweben Zwei-Bett-Kliniken, Keimlisten und Arzt-Busse auf dem Land vor.

Kassenpatienten müssten häufig zu viert in einem Zimmer liegen, kritisierte Spahn. „Das wird den Bedürfnissen der Menschen einfach nicht mehr gerecht, das ist etwa für einen Krebskranken eine ziemliche Zumutung.“ Laut Spahn könnten die meisten Krankenhäuser ohne Probleme auf Zwei-Bett-Zimmer umstellen, da Liegezeiten und Bettenzahlen in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken seien.

Um die Krankenhäuser zur Aufgabe der Vierbettzimmer zu bewegen, soll es Anreize geben: „Wer noch Vierbettzimmer anbietet, bekommt dann weniger Geld“, so Spahn. Außerdem sollen die Kliniken allgemein verständliche Statistiken über Krankenhausinfektionen vorlegen. „Wir brauchen einen Wettbewerb der Kliniken, bei dem es darum geht, die wenigsten Infekte zu haben. “ Der Patient müsse sich selbst ein Bild machen können. „Es sollte möglich sein, so ein Keimregister innerhalb eines Jahres aufzubauen.“


Auch die Wartezeiten in den Praxen will Spahn senken, zumal dies meist eine Frage der Organisation sei. „Ich finde, zu einer gut geführten Arztpraxis gehört auch, dass Termine eingehalten werden. Wenn ein Patient für zehn Uhr bestellt ist, sollte er nicht erst um halb eins drankommen.“ Einigen Facharztgruppen müsse man „offenbar deutlich machen, dass ihr Schwerpunkt bei der Behandlung von Kassenpatienten liegt“, so Spahn. Hier müssten die Kassen aktiver werden und verbindliche Absprachen mit den Ärzten treffen, damit ihre Versicherten zeitnah Termine erhielten. „Mehr als zwei, drei Wochen Wartezeit sind inakzeptabel.“

In schlecht versorgten Gebieten sollten Ärzte laut Spahn besser bezahlt werden. „Die leisten oft einen Wahnsinnsjob.“ Beispielsweise könnten die Regresse und Abschläge abgeschafft werden. In überversorgten Gebieten könnte die Zahl der Arzt-Sitze durch Aufkauf gesenkt werden.

In sehr dünn besiedelten Gebieten will Spahn die Ärzte künftig zu den Patienten schicken - in mobilen Arzt-Stationen beispielsweise. „Montags fährt dann der Orthopäde vor, dienstags der Urologe, mittwochs der
Augenarzt. Unter Umständen können auch die örtlichen Krankenhäusern diesen Service anbieten. Wir müssen hier die Grenze zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken aufbrechen“, so Spahn.

Bis Ostern will sich Spahn mit seinen Kollegen aus der Koalition auf die Eckpunkte einigen, Ende 2011 soll das Gesetz stehen.

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