Zuweisungsgefahr: Apotheker warnt vor Staffelfixum Lilith Teusch, 28.05.2024 13:00 Uhr
Der Vorschlag des GKV-Spitzenverbands zur Reformierung des Apothekenhonorars hat hohe Wellen geschlagen. Doch die Idee, über einen „Versorgungsbonus“ eine Umverteilung von Stadt- zu Landapotheken herbeizuführen, kommt bei vielen Apothekern nicht gut an. Auch Heinz Köppl, Inhaber der Heide Markt Apotheke in München, sieht den Vorschlag kritisch. Er warnt vor einem fatalen Fehlanreiz für die Kassen.
Die Kassen haben in ihrem Positionspapier unter anderem einen „Versorgungsbonus“ vorgeschlagen, der Gelder von großen Apotheken mit hohem Packungsabsatz zu kleineren umverteilen soll. Konkret soll das Fixum in zwei Vergütungsbestandteile aufgeteilt werden – einen Grundbestandteil für alle Apotheken und eine zusätzliche Vergütungskomponente. „Der zusätzliche Versorgungsbonus wäre jenen Apotheken vorbehalten, die unter festzulegenden Packungszahlen blieben“, heißt es im Papier. Denkbar wäre auch eine gestaffelte Vergütung.
Ein solches Modell stößt auf verschiedene Bedenken, auch Köppl warnt vor fatalen Folgen. „Die Preisbindung wird aufgeweicht“, sagt er. Ein gestaffeltes Honorar würde Apotheken, die weniger abgeben, bevorzugen. Das würde einerseits gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoßen; im Endeffekt würde es auch den einheitlichen Abgabepreis untergraben.
Dadurch könnte seiner Meinung sogar ein Anreiz für die Krankenkassen entstehen, die Versicherten zu steuern – Richtung große Apotheken oder Versandapotheke, weil dort das Fixum niedriger sei. Dass sie dazu fähig seien, hätten die Kassen in der Vergangenheit mit Mailings und Beiträgen oder Anzeigen für Versender in ihren Mitgliederzeitschriften schon unter Beweis gestellt, und zwar ohne, dass sie davon selbst eine direkte Einsparung gehabt hätten.
Profitieren werden laut Köppl dann gerade nicht die kleinen Apotheken auf dem Land, die die Kassen ja eigentlich durch die Umverteilung unterstützen wollen. Denn was nützt ein höheres Fixum, wenn man am Ende weniger Rezepte bekommt. „Das verstärkt das Sterben der Apotheken auf dem Land“, folgert Köppl.
Großer Betrieb – höhere Kosten
„Wenn ich eine große Apotheke habe, habe ich auch meistens mehr Arbeit und Verantwortung“, gibt er außerdem zu bedenken. Gerade in Großstädten sei die Mietbelastung, die die Apotheken zu stemmen haben, deutlich höher als im ländlichen Raum. Außerdem wären Strom und Gas teurer und die Öffnungszeiten länger, so der Apotheker. Zudem würde für Betriebe in der Stadt in der Regel eine höhere Gewerbesteuer fällig. Neben steigenden Betriebskosten sei auch das Personal ein Kostentreiber; immerhin hätten große Apotheken auch mehr Personal zu bezahlen, so Köppl.
„Darf ich, wenn ich eine große Apotheke habe, nicht auch mehr verdienen?“, fragt Köppl. „In allen anderen Betrieben ist es doch auch so. Großer Laden, größerer Verdienst.“ Warum das nicht auch für Apotheken gelten solle, kann er nicht nachvollziehen.
Wo keine Rezepte, da keine Apotheke
Aus Sicht der Kassen tragen Stadtapotheken nicht den gleichen Anteil an der grundlegenden Arzneimittelversorgung der Bevölkerung wie die ländliche Konkurrenz. Das sieht Köppl anders: Wenn es keine niedergelassenen Ärzte gibt, bräuchte man auch keine Apotheke: „Woher sollten die Rezepte kommen, die die Apotheken dann beliefern?“