Zusatzbeiträge sollen 2018 sinken APOTHEKE ADHOC/dpa, 12.10.2017 16:05 Uhr
Rekordbeschäftigung und gute Konjunktur bescheren den Beitragszahlern im kommenden Jahr voraussichtlich eine Entlastung bei der gesetzlichen Krankenversicherung. Bundesgesundheitsministerium und Bundesversicherungsamt gehen davon aus, dass der Zusatzbeitrag von derzeit 1,1 Prozent auf 1,0 Prozent reduziert werden kann.
Die Krankenkassen erwarten zwar höhere Ausgaben und sind deswegen gegen eine Reduzierung. Damit wurde in dem zuständigen Schätzerkreis, dem alle drei Seiten angehören, kein Einvernehmen erzielt. Doch letztlich legt das Ministerium bis Anfang November den Zusatzbeitrag fest. Wenn es ihn wie erwartet senkt, reduziert sich auch der Gesamtbeitrag für die 54 Millionen Kassenmitglieder im Schnitt von 15,7 Prozent auf 15,6 Prozent vom Bruttolohn. Allerdings ist dies ein Durchschnittswert. Einzelne Kassen können darunter oder darüber liegen.
Einvernehmlich geht der Schätzerkreis von Einnahmen des Gesundheitsfonds im laufenden Jahr von 216 und im kommenden Jahr von 222,2 Milliarden Euro aus. Der Fonds ist die Geldsammel- und -verteilstelle für die Krankenkassen. Bei den Ausgaben erwarten Ministerium und Versicherungsamt für dieses Jahr 226,4 und füs kommende Jahr 236,2 Milliarden Euro, die Krankenkassen dagegen 227,2 und 237,3 Milliarden Euro.
Der stabile Beitrag ist vor allem auf die anhaltend gute Beschäftigungslage zurückzuführen. Zudem hatte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) den Krankenkassen im Wahljahr 2017 zusätzliche 1,5 Milliarden Euro aus der Reserve des Gesundheitsfonds zukommen lassen.
Mitte des Jahres waren die Finanzreserven der gesetzlichen Krankenkassen auf rund 17,5 Milliarden Euro gestiegen. Somit wurde im ersten Halbjahr 2017 fast schon der Überschuss des Gesamtjahrs 2016 von 1,62 Milliarden Euro erreicht. Im Gesundheitsfonds, über den die Gelder an die einzelnen Kassen verteilt werden, befanden sich Ende 2016 rund 9,1 Milliarden Euro. Diese Reserve dürfte aber inzwischen kleiner geworden sein.
Seit 2015 zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer je zur Hälfte einen festen Beitragssatz von 14,6 Prozent. Den Zusatzbeitrag von derzeit 1,1 Prozent zahlen die Arbeitnehmer alleine.
Gröhe kommentierte die Lage so: „Die Ergebnisse des heutigen Schätzerkreises machen deutlich, dass die gesetzliche Krankenversicherung finanziell weiterhin auf einem ausgesprochen guten Kurs ist. In den letzten Jahren haben wir zahlreiche Reformen für die Verbesserung der Versorgung der Patientinnen und Patienten auf den Weg gebracht. Heute wird einmal mehr deutlich, dass diese Maßnahmen mit Augenmaß erfolgten und auf einer verantwortungsvollen Finanzplanung beruhen. Diese sorgfältig abwägende Gesundheitspolitik und die ausgezeichnete wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland tragen wesentlich zu der heutigen Einschätzung des Expertengremiums bei. Die Krankenkassen - auch wenn sie sich der Einschätzung leider nicht anschließen konnten - haben weiterhin gute Spielräume, ihre Versicherten mit hochwertigen Leistungen bei attraktiven Beiträgen zu unterstützen. Das ist eine gute Nachricht für alle gesetzlich Versicherten.“