Die Kammern übernehmen auch diesmal die Kosten für Baumaßnahmen beim Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL). Bei den Kammerversammlungen wurde unter anderem damit argumentiert, dass ein Abriss des Gebäudes in Eschborn ebenfalls erhebliche Kosten verursachen würde. Mit neuen Dienstleistungen soll das ZL zum „Zentralen Leistungsinstitut der deutschen Apothekerschaft“ ausgebaut werden.
Im Frühjahr war bekannt geworden, dass beim Gebäude des ZL in Eschborn umfassende Sanierungsmaßnahmen erforderlich sind. Aufkommen müssen die Kammern, die – neben einigen Privatpersonen – die Träger des ZL sind. Dr. Armin Hoffmann, Kammerpräsident aus Nordrhein und Vorsitzender des ZL, präsentierte im März verschiedene Szenarien. In der teuersten Version hätten bis zu acht Millionen Euro investiert werden müssen.
In den vergangenen Wochen warb Professor Dr. Mona Abdel-Tawab als Leiterin des ZL bei den Kammerversammlungen um Zustimmung. Sie zeigte anhand von Bildern die Schäden am Gebäude und informierte über den Umfang und die Kosten.
Umgesetzt werden nun wohl Sanierungsmaßnahmen in einem Volumen von 2,8 Millionen Euro. Auch Hamburg hat zugestimmt, über drei Jahre hinweg jeweils 60.000 Euro zu zahlen. Wie die Finanzierung bei den einzelnen Kammern gestemmt wird – über den Haushalt oder über eine Umlage auf die Mitglieder – ist noch nicht im Einzelnen bekannt.
Es ist nicht das erste Mal, dass das ZL die Kammern zur Kasse bittet. Für Investitionen in Brandschutz oder in die Heizungsanlage könnten über Jahre hinweg schon höhere Millionenbeträge geflossen sein. Diesmal hatte es nicht nur Stimmen gegeben, die Immobilie aufzugeben, auch das ZL insgesamt wurde in Frage gestellt.
Tawab warb damit, dass das ZL die Apotheken künftig noch stärker unterstützen und mit neuen Dienstleistungen in ihrer Leistungsfähigkeit sichern könne. Denn nicht nur Biopharmazeutika würden zukünftig an Bedeutung gewinnen, gleichzeitig werde der Trend weiter Richtung Individualisierung in der Versorgung gehen. Zudem werde es in Apotheken einen stärkeren Fokus auf Prävention geben.
Um die Apotheken in ihrer Arbeit zukünftig weitreichender zu unterstützen, wolle das ZL sein Leistungsangebot weiter ausbauen, versprach Tawab, und sich zu einem „zentralen Leistungsinstitut für die Apothekerschaft“ weiterentwickeln.
Unter anderem soll das ZL dabei als Studienzentrum fungieren, das apothekenrelevante Fragestellungen untersucht, und den Apotheken als Partner bei Alltagsfragen im Zusammenhang mit der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zur Verfügung stehen. Die Daten sollen dabei für die Apotheken über die Datenbank der Homepage zur Verfügung stehen.
Außerdem wolle man Apotheken flexibel bei Fragen zu Behördenanforderungen oder Inspektionen durch Pharmazieräte unterstützen und sie bei der Einführung neuer Technologien begleiten, wie etwa bei 2D- und 3D-Druckverfahren. In Zusammenarbeit mit den Kammern und DAC/NRF werde man neue Fortbildungsveranstaltungen entwickeln. Zudem solle es zukünftig einen durch KI unterstützten Online-Service geben.
Im Zuge einer individueller werdenden medizinischen Versorgung werde auch die Rezeptur in Zukunft eine größere Rolle spielen, so Tawab. Insbesondere die 3D-Drucktechnologie sieht sie als vielversprechend: In Krankenhausapotheken könnten künftig selbst gedruckte Tabletten zum Einsatz kommen – eine Innovation, die später auch für öffentliche Apotheken bedeutend werden könnte. „Die technischen Entwicklungen und die Richtung hin zur individuellen Medizin wird Sie stärken, aber da müssen wir auch mitmachen“, erklärte Tawab.
Die Investitionen seien notwendig, um die bestehenden Aufgaben zur Qualitätskontrolle weiterhin zuverlässig zu erfüllen und sich gleichzeitig auf künftige Herausforderungen vorzubereiten. Nach Abschluss der Arbeiten werde diesbezüglich „Ruhe“ einkehren, versprach sie.