Apothekenhonorar

Zielpreise sorgen für Zündstoff

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Kaum sind die AOK-Rabattverträge größtenteils gescheitert, sorgt die Kasse mit Zielpreisverhandlungen für neuen Zündstoff. Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) zeigte sich wenig begeistert über entsprechende Gesprächen zwischen AOK mit Deutschem Apothekerverband (DAV): „Das sind Verträge zu Lasten der Industrie, die die Apotheker entwickelt haben, ohne mit uns darüber zu sprechen“, sagte BAH-Chef Hans-Georg Hoffmann gegenüber APOTHEKE ADHOC.

„Die Apotheker werden sich mit diesem Modell eine goldene Nase verdienen“, hatte Hoffmann gegenüber dem „Handelsblatt“ postuliert. Seiner Kenntnis nach könnten die Apotheker für jedes nach möglichen Zielpreisvereinbarungen abgegebene Medikament einen Bonus von 50 Cent erhalten. Zusätzlich sollten sie an den Einsparungen beteiligt werden, wenn der Preis des Präparates sogar unter dem Zielpreis liege, vermutete Hoffmann. Eine Grund für diese Sonderzahlung, zusätzlich zu der normalen Vergütung von 8,10 Euro für jedes Medikament, sehe er nicht.

Der DAV wies diese Aussagen als „falsch und wilde Spekulation“ zurück: „Der BAH beklagt sich ohne Kenntnis der Details und erweist den Herstellern damit einen Bärendienst“, sagte ein Sprecher des DAV gegenüber APOTHEKE ADHOC. „Die Behauptung, Apotheker erhielten 8,10 Euro, ist eine bewusste Irreführung. Herr Hoffmann verschweigt, dass mit dem seit 2007 erhöhten Kassenabschlag von 2,30 Euro der Beitrag der Apotheker zu den Sparbemühungen der Bundesregierung seit der Gesundheitsreform sogar noch gestiegen ist.“

Der BAH habe selbst keine konstruktiven Vorschläge gemacht, um den Sparauftrag der Regierung umzusetzen, und sich nicht aktiv beteiligt. „Es geht jetzt in erster Linie darum, die AOK handlungsfähig zu halten und damit gemeinsam den Auftrag des Gesetzgebers umzusetzen“, so der Sprecher. Zudem seien Zielpreisvereinbarungen nicht nur patientenfreundlicher und in den Apotheken leichter umzusetzen als Rabattverträge. Auch die Industrie könne in der Breite davon profitieren. „Hätte sich Herr Hoffmann bei uns erkundigt, wüsste er, dass das Modell für mittelständische Hersteller Vorteile hat.“ Bei ABDA und DAV wundert man sich, „warum der BAH die deutschen Apotheken unter den Generalverdacht stellt, auf Kosten Dritter profitieren zu wollen“.

Hoffmann war nach seiner Äußerung im Handelsblatt heute um Schadensbegrenzung bemüht: „Es gab Unmutsäußerungen, aber nicht gegen die Apotheker“. Nach wie vor sehe man diese als unmittelbare Partner in einem „nicht nur gewachsenen, sondern guten Verhältnis“. Man hätte sich allerdings gewünscht, von der Apothekerschaft in die Verhandlungen miteinbezogen zu werden, so der BAH-Vorsitzende.

Die Industrie befürchtet einen „Kellertreppeneffekt“, weil die Festbeträge jedes Jahr angepasst würden und über die Zielpreisvereinbarungen eine nach unten gerichtete Preisspirale entstehe. „Das ist ein Element, das zu gravierenden Veränderungen im Markt führt“, so Hoffmann. Auf Dauer seien die Zielpreise auch für die Krankenkasse keine interessante Alternative, sondern ein „Lückenbüßer“ für die vorerst gescheiterten Rabattverträge, glaubt Hoffmann.

Noch ist ohnehin völlig offen, ob sich die AOK zu Zielpreisvereinbarungen entschließen oder auf regionaler Ebene andere Modelle suchen wird. Derzeit gebe es weder eine Vereinbarung noch eine Ablehnung, ließ der DAV wissen: „Die AOK rechnet jetzt nach.“ Möglicherweise verschwindet der Begriff Zielpreise im AOK-Wortschatz so schnell wieder, wie er im Markt für Aufruhr gesorgt hat.

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