Expopharm

Zentgraf: An der „Saarland-Connection“ gescheitert

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Berlin -

Die Arzneimittelhersteller setzen sich für den Erhalt der flächendeckende Arzneimittelversorgung durch Vor-Ort-Apotheken ein. „Dabei stehen Sie als Apotheker und wir als pharmazeutische Industrie Seite an Seite“, sagte Dr. Martin Zentgraf Vorsitzender des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) anlässlich der Eröffnung der Expopharm. Beim gemeinsamen Kampf gegen die Re-Importquote sei man zwar an der „Saarland Connection“ gescheitert, werde jedoch auch in diesem Punkt weiter kämpfen.

„Wir beide wollen die sichere Versorgung durch genügend Vor-Ort-Apotheken in Stadt und Land erhalten“, so Zentgraf. Diese sei als unerlässlicher Bestandteil des Gesundheitssystems unverzichtbar. Die Arzneimittelversorgung brauche die Apotheken vor Ort aus guten Gründen, „weil sie Lotsen im Gesundheitssystem sind“. Apotheken seien für Patienten oft der erste Anlaufpunkt und ohne Wartezeit. Apotheker könnten mitentscheiden, ob der Betroffene nicht besser zum Arzt gehe. In vielen Fällen könnten Apotheker aber auch Arzneimittel der Selbstmedikation empfehlen.

„Arzneimittel sind sensible und komplexe Produkte. Sie erfordern eine umfassende Beratung und die bekommt man als erstes in der Apotheke“, so Zentgraf. Im persönlichen vertraulichen Gespräch könne der Apotheker Symptome und therapierele­vante Faktoren erfragen, mögliche Wechselwirkungen checken und Therapieempfehlungen geben. Die Vor-Ort-Apotheke stärke die Patientensicherheit, insbesondere wenn der Betroffene seiner Apotheke treu bleibe. Denn oft kenne der Apotheker vor Ort seine Patienten durch langjährigen Kontakt persönlich und sei somit auch mit seiner Krankengeschichte vertraut. Zentgraf: „Aber auch bei neuen Kunden hat er einen entscheidenden Vorteil: Er sieht den Patienten von Angesicht zu Angesicht und kann so Rückschlüsse auf seine Verfassung ziehen.“

Auch in Notfällen sei die Apotheke vor Ort für die Patienten da. Eine diensthabende Apotheke sei immer erreichbar, ob es mitten in der Nacht ist, Wochenende oder Feiertag. Deutschlandweit seien 2000 Apotheken dienstbereit, die circa 20.000 Menschen pro Nacht mit Arzneimitteln versorgen Apotheken entlasteten so das Gesundheitssystem, „indem sie die Menschen beraten und schnell mit Arzneimitteln versorgen“. Das spare nicht nur Kosten durch verschleppte Krankheiten. Oft sei auch kein zusätzlicher Arztbesuch erforderlich, und die Patienten seien schnell wieder fit und gesund. „Es gibt also viele gute Gründe gemeinsam für den Erhalt der Apotheke vor Ort zu kämpfen. Und die Apothekenpflicht für rezeptfreie Arzneimittel zu verteidigen“, so Zentgraf.

Laut BPI-Chef ist der Erhalt des einheitlichen Abgabepreises aus versorgungs- und sozialpolitischer Sicht von zentraler Bedeutung. Die Apothekerspanne zum Gegenstand von Rabattschlachten zu machen hieße, Beratungskompetenz und Wohnort-nahe Versorgung der Schnäppchenjagd zu opfern, sagte Zentgraf.

Auch bei Thema Arzneimittelsicherheit und Lieferengpässen helfe nur ein gemeinsames Vorgehen aller Beteiligten, denn die Ursachen seien vielfältig und komplex. In den seltensten Fällen könne ein einzelner alleinig für einen Engpass verantwortlich gemacht werden und Sanktionen lösten leider weder das konkrete Versorgungsproblem noch den Ursprung des Engpasses. Denn durch den Ausfall der Produktion bei einem Anbieter werde auch ein Mitbewerber aufgrund der unerwartet gestiegenen Nachfrage den Markt nicht bedienen können. Gleiches gelte für nicht vorhersehbare Nachfragesteigerungen in anderen Ländern. Auch eine verpflichtende Bevorratung bei den Herstellern sei nicht zielführend. Speziell bei Grippeimpfstoffen sei gar keine Vorratshaltung möglich, diese würden direkt nach der Fertigstellung und behördlichen Freigabe im Herbst ausgeliefert.

„Statt über Sanktionen zu sprechen, sollten wir das Problem lieber an der Wurzel packen. Das Risiko für Lieferengpässe wäre nämlich viel geringer, wenn man beispielsweise die Rabatt­verträge neu gestaltet“, forderte Zentgraf. Der BPI habe dazu klare Vorschläge: Es dürfe grundsätzlich erst Ausschreibungen geben, wenn mindestens vier Anbieter im Markt seien und wenn die Krankenkasse an mindestens drei Anbieter Zuschläge erteilen müssten, von denen mindestens einer den Standort seiner Produktion in der EU nachweisen müsse. Zentgraf: „Lassen Sie uns auch hier gemeinsam für Liefersicherheit und Versorgungsqualität streiten und gegen ein überbordendes Maß an Bürokratie bei zum Teil vernachlässigbaren Einsparungen, wie wir es beispielsweise auch bei der Re-Importquote getan haben. Zwar sind wir in diesem Fall an der Saarland Connection gescheitert, jedoch werden wir auch in diesem Punkt nicht aufgeben und weiterkämpfen.“

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