Vorbild für PKA- und PTA-Ausbildung?

Zahnärzte beim Kampf um Nachwuchs vorn

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Berlin -

Die Nachwuchsprobleme in deutschen Apotheken sind allgegenwärtig. Nur allzu oft findet ein Inhaber keinen Nachfolger für seinen Betrieb oder zahlreiche PTA-Stellen bleiben unbesetzt. Einen gegenläufigen Trend kann aktuell die Zahnärztekammer Westfalen-Lippe (ZÄKWL) verzeichnen. Dort meldeten sich zwischen Oktober 2018 und September 2019 insgesamt 1343 junge Menschen für eine Ausbildung zum zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) an – der höchste Wert seit 2008.

Damit wurde der Vorjahreswert um neun Prozent übertroffen, als 1234 ZFA-Ausbildungen begonnen wurden. Auch von 2017 zu 2018 gab es bereits einen deutlichen Anstieg der Anmeldungen von acht Prozent. Hans-Joachim Beier, Vorstandsmitglied der ZÄKWL, bilanzierte zufrieden: „Ich werte dies auch als eine Bestätigung für die hervorragende Ausbildungsleistung, die Zahnärztinnen und Zahnärzte Tag für Tag in ihren Praxen erbringen. Zudem zeigt es, dass unsere Maßnahmen zur Nachwuchskräftegewinnung greifen.“

Die ZÄKWL sei auf vielen Messen und Schulveranstaltungen unterwegs, um für den ZFA-Beruf zu werben. Zudem wurden Plakate in Zahnarztpraxen aufgehängt und Informationsveranstaltungen für die Berufsberater der Jobcenter durchgeführt. Nach der ZFA-Ausbildung stünden den jungen Menschen auch viele Aufstiegsmöglichkeiten offen, etwa durch eine Fortbildung zum Fach- oder Betriebswirt.

Für die kommenden Jahre erwartet die ZÄKWL, dass das Niveau der Neueinstellungen gehalten werden kann. Der Bedarf in den Zahnarztpraxen sei unverändert hoch. Im Vergleich zu PTA- und PKA-Ausbildungen ist die ZFA-Lehre relativ lukrativ. Im ersten von drei Ausbildungsjahren gibt es laut Tarifvertrag 800 Euro, im dritten Jahr sind es 900 Euro im Monat. PKA erhalten lediglich zwischen 708 und 813 Euro monatlich. PTA gehen in den ersten beiden Jahren an der PTA-Schule komplett leer aus, im Praktikum erhalten sie laut Tarif 708 Euro brutto.

Im Gegensatz zu den ZFA-Stellen ist die Zahl der aufgenommenen PKA- und PTA-Ausbildungen in den vergangenen Jahren rückläufig. Sank deutschlandweit die Zahl die PKA in Ausbildung zwischen 2015 und 2017 von 3724 auf 3626 (minus drei Prozent), reduzierte sich die Zahl der PTA im Praktikum im selben Zeitraum von 2117 auf 2076 (minus zwei Prozent). Einen Anstieg von fünf Prozent konnte dagegen bei den Pharmazeuten im Praktikum verzeichnet werden.

Die Nachwuchsprobleme bei PKA und PTA sind in der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) bekannt. Ein Blick in die AKWL-Stellenbörse reiche, um das Dilemma zu überblicken, so ein Kammer-Sprecher. Dort stehen aktuell 276 PKA- und PTA-Stellenangeboten nur 43 Jobsuchen gegenüber. Bei den Ausbildungsplätzen beträgt das Verhältnis gar 22 zu 2. Immerhin sei die Zahl der PKA-Azubis seit Jahren stabil. In den nächsten Jahre werde es in Westfalen-Lippe zudem mehr Schulabgänger geben, was den Berufen zugute kommen soll. Die AKWL sei jährlich auf knapp 90 Messen mit jeweils zwei bis drei Ständen vertreten, um für die Ausbildung in der Apotheke zu werben, verdeutlicht die Kammer ihre Bemühungen.

Dennoch habe der Arbeitsplatz Apotheke an Glanz verloren. Gesetzesinitiativen sollen hier nachhelfen. So empfahlen die Ausschüsse des Bundesrates, die PTA-Ausbildungsdauer auf drei Jahre auszuweiten und den Azubis von Tag eins an eine Ausbildungsvergütung zu zahlen. Das Schuldgeld müsse dringend abgeschafft werden. Andernfalls sei der Beruf im Kampf um Nachwuchskräfte nicht konkurrenzfähig. Die Bundesregierung hingegen beließ in ihrer PTA-Ausbildungsreform die Ausbildungsdauer bei zweieinhalb Jahren mit zweijährigem Schulanteil. Die ABDA hält dies für ausreichend und kritisiert den Vorstoß des Bundesrates.

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