Negativtrend ungebrochen

Zahl der Apotheken erreicht Rekordtief

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Berlin -

Eine Apotheke in der Nähe ist vielen Menschen wichtig. Doch das Netz der Standorte wird zusehends dünner: Nach Angaben der Abda sank die Zahl der öffentlichen Apotheken im dritten Quartal auf ein neues Rekordtief von 17.187 – insgesamt 384 Apotheken weniger als zu Jahresbeginn, ein Rückgang um 2,2 Prozent.

Die Zahl der Apotheken ist auch im dritten Quartal dieses Jahres weiter gesunken. Ende September gab es bundesweit noch 17.187 Apotheken. Seit Jahresbeginn sind insgesamt 384 Apotheken weggefallen. Der Rückgang fiel damit stärker aus als in den vorherigen Jahren. 2022 waren es im selben Zeitraum laut Abda 285 Apotheken weniger, 2023 ist die Zahl an Betrieben in den ersten neuen Monaten um es 335 gesunken.

Die verbliebenen 17.187 Apotheken verteilen sich demnach auf 12.649 Einzel- oder Hauptapotheken (eine Abnahme um 301) und 4.538 Filialapotheken (eine Abnahme um 83). Auch die Zahl der Neueröffnungen gingen zurück. In den ersten drei Quartalen 2024 sind lediglich 36 neue Apotheken dazugekommen. Im selben Zeitraum waren es 2022 noch 46 und 2023 noch 48 Neueröffnungen. Noch detaillierter können die Zahlen nicht betrachtet werden, die Abda stellt keine nach Kammerbezirken aufgeschlüsselten Daten zur Verfügung.

Honorar-Anhebungen notwendig

„Jede Apotheke, die schließen muss, verschlechtert die Versorgung für tausende Patientinnen und Patienten, weil die Wege zur nächsten Apotheke dann länger werden“, erklärt Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Der Rückgang sei dramatisch, käme aber nicht überraschend. Die Politik wisse, dass das Apothekenwesen seit Jahren chronisch unterfinanziert sei.

„Das seit elf Jahren stagnierende Apothekenhonorar muss deshalb sofort an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung angepasst werden. Ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl wird der Druck immer größer – die Strukturen der Arzneimittelversorgung müssen stabilisiert und gestärkt werden“, fordert Overwiening. Zehn Prozent der Apotheken in Deutschland seien defizitär, insgesamt weise ein Drittel ein kritisches betriebswirtschaftliches Ergebnis aus.

Was nicht zum Ziel führt, ist „eine Entkernung der Apotheke“, kritisierte Overwiening. Nach Plänen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollen Patienten ihre Arzneimittel auch künftig möglichst in einer nahen Apotheke bekommen – allerdings oft nicht mehr von voll ausgebildeten Apothekern.

Filial-Apotheken sollen auch dann öffnen dürfen, wenn nur eine Apothekerin oder ein Apotheker in einer anderen Filiale für eine telepharmazeutische Beratung zur Verfügung steht. Ein Kabinettsbeschluss zu der Reform steht noch aus. „Für die Patientinnen und Patienten muss die Versorgung durch vor Ort tätige Apotheker und Apothekerinnen gesichert werden“, appelliert Overwiening.

Jahrelanger Abwärtstrend

Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt seit Jahren: Im Jahr 2000 gab es nach Abda-Zahlen noch 21.592 Apotheken inklusive Filial-Apotheken. Zu den Gründen zählen Kostendruck und Probleme bei der Nachfolgesuche, wenn Inhaber oder Inhaberinnen von Apotheken in den Ruhestand gehen. Mangels Verdienstmöglichkeiten ziehe es einige qualifizierte Menschen in die Industrie, beklagt die Abda. Die Bundesvereinigung wehrt sich zudem seit Langem gegen die Konkurrenz ausländischer Versandapotheken, die mit dem neuen E-Rezept werben.

Mit 21 Apotheken je 100.000 Menschen liegt Deutschland der Abda zufolge unter dem Schnitt in der EU, der bei 32 liege. Die Bundesrepublik schneidet demnach bei der Apothekendichte schlechter ab als Spanien (47), Italien (33) und Frankreich (31), aber deutlich besser als die Niederlande (11) oder skandinavische Staaten.

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