Die Online-Berufsbörse Workeer bietet Flüchtlingen und Unternehmen eine Plattform, um sich zu finden. Im vergangenen Sommer suchte ein Apotheker aus Syrien als einer der ersten Nutzer über die Plattform ein Praktikum. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) unterstützt die Initiative; Workeer sei eine Ergänzung zur Agentur für Arbeit. David Jacob, Mitgründer von Workeer, hofft auf die Kooperation von Arbeitgebern, um insgesamt 10.000 Stellenangebote für Geflüchtete zu schaffen.
„Die Hälfte der Flüchtlinge, die ankommt, ist unter 30, motiviert, und will Arbeit finden“, sagt Nahles. „Wir brauchen Menschen und Betriebe, die ihnen eine Chance auf Arbeit geben.“ Workeer, eine digitale Jobbörse für Geflüchtete habe wie eine „Online-Datingagentur“ Paare aus Arbeitssuchenden und Arbeitgebern geschaffen.
Workeer wurde im Sommer 2015 von den Kommunikationsdesignern David Jacob und Philipp Kühn gegründet. Derzeit sind etwa 10.500 Flüchtlinge und 4500 Arbeitgeber bei Workeer registriert. Bei den meisten Arbeitgebern handelt es sich laut Jacob um kleinere Unternehmen. „Wenn die Integration in den Arbeitsmarkt nicht gelingt, wird die Integration insgesamt schwer“, erklärt Jacob die Unternehmensmotivation.
Derzeit finden sich unter dem Stichpunkt „Apotheker“ zehn Stellenangebote im Portal. Sowohl Festanstellungen als auch Hospitationen sowie Praktikumsplätze für das Praktische Jahr (PJ) werden angeboten. 28 Geflüchtete haben ein Arbeitsgesuch auf workeer.de veröffentlicht. Einer der ersten, der sich im Sommer 2015 angemeldet hatte, war Mohammed Nasser, Apotheker und Biochemiker aus Syrien. Er erhielt ein Angebot für ein Apothekenpraktikum in einer Apotheke in Eisenach. Nasser trat das Praktikum nicht an, sondern entschied sich dafür, zu seinem Bruder nach Saarbrücken zu ziehen und zunächst die Integrationskurse zu absolvieren.
Etwa 50 „Paare“ aus Arbeitgebern und Flüchtlingen, die erfolgreich zusammengefunden haben, hätten sich bei Workeer gemeldet, sagt Jacob. „Ich denke, das ist nur ein Bruchteil der tatsächlich Vermittelten.“ Über die Plattform könne nicht nachvollzogen werden, wenn ein erfolgreicher Kontakt zustande gekommen sei.
Innerhalb der nächsten zwei Monate solle Workeer auf Englisch verfügbar sein, sagt Jacob. Ziel sei es zudem, 10.000 Jobangebote für Geflüchtete zu schaffen. Damit das möglich sei, sollten die Kooperationen mit Unternehmen ausgebaut werden. Mit der IT-Unternehmensberatung Capgemini etwa bestehe bereits eine solche Zusammenarbeit.
Laut Capgeminis Personalleiter Dr. Peter Lempp wurden zwei Drittel der zunächst als Praktikanten eingestellten Geflüchteten in eine Festanstellung übernommen. Zudem füllen die Flüchtlinge ihre Profile auf workeer.de unterschiedlich detailliert aus. Nicht auf allen Plattformen stehen alle wichtigen Qualifikationen. Um das zu verbessern, will Jacob verstärkt auf Paten setzen, die Geflüchtete bei der Profilerstellung unterstützen. Die Plattform sei auf andere Länder übertragbar.
Lempp räumt ein, dass die Beschäftigung von Flüchtlingen Geduld erfordere. Manchmal fehle eine wichtige Information in den Profilen: „Wir sind dann aber bereit, den letzten Schritt zu gehen und beim Geflüchteten nachzufragen.“ Spätestens im Praktikum zeige sich dann, ob die Angaben zur Ausbildung stimmten. Ein weiteres Hindernis seien zumindest anfangs fehlende Sprachkenntnisse.
Lempp und Jacob berichten zudem von bürokratischen Hürden: Manchmal warte der Arbeitgeber lange auf eine Arbeits- oder Aufenthaltsgenehmigung. Für Geflüchtete gilt anfangs die Wohnsitzauflage. Das heißt, Praktika, die nicht direkt der Berufsvorbereitung dienen, können nicht ohne Weiteres deutschlandweit angenommen werden. Denn Flüchtlinge müssen an einem bestimmten Ort bleiben.
Anders sei es bei Arbeits- oder Ausbildungsangeboten, betont Nahles: „Wenn ein Angebot vorliegt, gilt die Wohnsitzauflage nicht.“ In den meisten Bezirken müsse der Arbeitgeber zudem nicht mehr prüfen, ob ein Deutscher für den Arbeitsplatz geeigneter wäre als ein Flüchtling. „Nur in Gebieten mit sehr hoher Arbeitslosigkeit gibt es die Vorrangsprüfung noch.“
Die Idee, den Mindestlohn bei der Beschäftigung von Geflüchteten auszusetzen, lehnt sie ab. Nach Informationen von Nahles haben bereits 90.000 Geflüchtete eine Arbeit gefunden. Die meisten seien noch in Integrationskursen. Initiativen wie Workeer sieht sie als Ergänzung zur Betreuung durch die Agentur für Arbeit, bei der Arbeitgeber ebenfalls Qualifizierte finden können.
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