WM-Werbung: Politiker will IKK-Chef sprechen Lothar Klein, 28.06.2018 09:14 Uhr
WM-Zeit ist Werbezeit. Viele Firmen nutzen die Fußball-Euphorie, um ihre Produkte zu promoten. Das dachte sich offenbar auch die IKK Südwest und veranstaltete ein Gewinnspiel mit DFB-Torhüterlegende Jens Lehmann. Damit handelte sich die Kasse prompt Ärger mit der Politik ein. CDU-Gesundheitspolitiker Roy Kühne griff die Aktion bei Facebook auf. Jetzt will IKK-Vorstand Roland Engehausen mit Kühne die Angelegenheit in Berlin persönlich besprechen.
Mit „Kick & Grill Heimspiel gewinnen“, wirbt die IKK Südwest auf ihrer Website: „Genießen Sie mit ihren 30 besten Freunden ein leckeres BBQ und jubeln Sie der deutschen Nationalmannschaft bei einem Vorrundenspiel zu.“ Quasi als „Leckerbissen“ gibt es den ehemaligen Nationaltorwart dazu: „Die IKK Südwest bringt Sie in Fußballlaune – sowie Sie und Ihre Begleitung ganz nah an Torwart-Legende Jens Lehmann! Bei einem leckeren BBQ können Sie den deutschen Spitzen-Torwart am 9.8.2018 persönlich treffen.“
Diese Art der Kundenansprache stieß bei Kühne auf Unverständnis: „Ich werde immer wieder gefragt, wieso es Krankenkassen erlaubt ist, mit Beitragsgeldern Werbemaßnahmen durchzuführen, welche nichts mit der Leistung für oder am Patienten zu tun haben. Es geht (fast immer) um das Werben mit sicherlich teuren Aktionen (würde gerne wissen, was Herr Lehmann dafür bekommt) um Mitglieder“, postete der CDU-Politiker auf Facebook und startete eine kleine Umfrage: „Wie ist da Ihre Meinung. Bitte um Meinung! Zweckentfremdung vorhanden?“
Der Kasse ist das Aufsehen offenbar etwas peinlich: „Leider können wir Ihnen keine Auskünfte über das Honorar von Herrn Lehmann geben. Vertraglich sind wir an dieser Stelle zu Stillschweigen verpflichtet. Ich kann Ihnen aber versichern, dass sich das Honorar von Herrn Lehmann weit unter den Summen befindet, die man landläufig mit den Honoraren von Sport-Persönlichkeiten, zu denen Jens Lehmann durchaus gehört, in Verbindung bringt“, antwortetet ein Sprecher auf Anfrage.
Grundsätzlich achte man als regionale Krankenkasse „sehr auf eine sinnvolle Nutzung unseres Marketingbudgets“. Man zweckentfremde keine Beiträge der Versicherten, stimme aber zu, „dass es in der Gesetzlichen Krankenversicherung mehr um Qualität gehen sollte und die Verwaltungskosten transparent sein sollten“. Dafür setze sich die IKK auch branchenweit ein. Im Quartalsbericht informieren die IKKen alle drei Monate offen die finanzielle Situation und thematisierten auch die Schieflage, in der sich Krankenkassen durch eine ungerechte Aufteilung des Gesundheitsfonds befänden. Was das mit der Causa Lehman zu tun hat, erläutert die Kasse nicht.
„Mit den Geldern unserer Versicherten gehen wir verantwortungsvoll um“, so der IKK-Sprecher weiter. Als Körperschaft des Öffentlichen Rechts unterliege man zudem ständigen Kontrollen und halte sich mit den Werbemaßnahmen an die Vorgaben der Gemeinsamen Wettbewerbsgrundsätze der Aufsichtsbehörden.
Man habe den Facebook-Beitrag von Kühne gesehen und „umgehend Kontakt zu Herrn Kühne aufgenommen und ihm einen Austausch mit unserem Vorstand Herrn Engehausen angeboten, um das Thema weiter zu erörtern“. Dieser Gesprächstermin findet im Laufe der nächsten Woche in Berlin statt. Kühnes Büro bestätigt den Termin. Der Politiker werde dem Kassenchef sicherlich seine Sichtweise der Grenzen der Werbemöglichkeiten darlegen.