Es ist nur ein kleines Wort in den Wahlbausteinen des CDU-Wirtschaftsrates, das die Apotheker aufhorchen lassen sollte: Zu einem „leistungsstarken und menschlichen Gesundheitswesen“ in Deutschland gehören laut dem jetzt bekannt gewordenen 24-seitigen Positionenpapier „auch freiberufliche Leistungserbringer in wirtschaftlicher Selbständigkeit“. Auch?
„Nach Auffassung des Wirtschaftsrates besteht die zentrale Aufgabe des Gesundheitswesens darin, die Bereitstellung einer modernen, qualitativ hochwertigen und wirtschaftlich erbrachten medizinischen Versorgung der Patienten sicherzustellen“, führte ein Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC aus. „Hierzu leisten freiberufliche Apothekerinnen und Apotheker einen ganz entscheidenden Beitrag.“
Sollte der Europäische Gerichtshof (EuGH) das Fremdbesitzverbot kippen, dann wird laut Wirtschaftsrat „an einer teilweisen Liberalisierung des Apothekenmarktes kein Weg vorbeiführen“. Umso wichtiger sei es, dass durch hohe gesetzliche Qualitätsanforderungen und strikte Anwendung des Wettbewerbsrechts die flächendeckende und zuverlässige Medikamentenversorgung der Bevölkerung gewährleistet bleibe.
Welche Position der Wirtschaftsrat für den Fall vertritt, dass der EuGH den Mitgliedstaaten die Regelung ihrer Apothekensysteme überlässt, wollte der Sprecher auf Nachfrage nicht verraten. Man warte zunächst die Entscheidung aus Luxemburg ab.
Die Zurückhaltung könnte allerdings auch ganz andere Gründe haben: Einer der beiden Vizepräsidenten beim CDU-Wirtschaftsrat ist Haniel/Metro-Chef Dr. Eckhard Cordes. Als Aufsichtsratschef kontrolliert Cordes beim Stuttgarter Pharmahandelskonzern Celesio im Interesse von Mehrheitsaktionär Haniel Geschäft und Strategie.
Beim Wirtschaftsrat hält man sich allgemein: „Wie auch immer die Entscheidung des EuGH ausfällt, eigentümergeführte Apotheken haben im Markt eine große Chance. Mit innovativen Geschäftsmodellen, Kooperationen, gezieltem Medikationsmanagement und Stärkung der Servicekomponente können wirtschaftlich und patientenorientiert verantwortungsvoll geführte Apotheken als Gewinner hervorgehen.“ Sicher kein Versprechen, das die Apotheker an die Wahlurnen treiben wird.
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