Keine Kioske, keine Konzerne

„Wird noch Apotheken geben, wenn Lauterbach schon Geschichte ist“

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Düsseldorf -

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat den Liberalisierungsideen von Karl Lauterbach (SPD) eine Abfuhr erteilt. Weder Kioske noch Konzerne könnten die Versorgung verbessern.

Man habe eine schwierige Situation in der Arzneimittelversorgung, so Laumann. Der Gesellschaft werde allmählich klar, dass Sicherheit jetzt wichtiger sei als der Preis. Die Vorhaltung, im Ausland seien Medikamente preiswerter, höre er jedenfalls schon lange nicht mehr.

Laumann forderte, dass endlich strukturierte Maßnahmen zur Sicherung der Arzneimittelversorgung ergriffen werden. „So lange kann und muss die Apothekerschaften helfen, über diese Situation so gut hinwegzukommen wie es geht.“ Den damit verbundenen Aufwand müsse man fair ausgleichen: „Die Achtung vor menschlicher Arbeit hat nicht nur, aber auch mit Bezahlung zu tun.“

Was die Zukunft der Versorgung angehe, müsse man jetzt endlich eine offene Diskussion beginnen: „Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir das Gesundheitswesen organisieren wollen. Wollen wir in erster Linie Mittelstand und Freiberuflichkeit oder Großkonzerne und Kapitalinteressen?“ Er habe einen klaren Standpunkt: „Stellen wir uns mal vor, wir öffnen den Besitz von Apotheken. Dann bin ich schnell wieder abhängig von irgendwelchen Konzernleuten, die ich nicht packen kann. Dann habe ich es lieber mit Euch zu tun.“

Apothekerinnen und Apotheker seien vor Ort und hätten ein ureigenes Interesse daran, dass ihre Kundinnen und Kunden vor Ort gut versorgt sind. Es gehe bei der Bewertung auch nicht um das Parteibuch: „Wir wären doch verrückt, wenn wir einen stabilisierenden Faktor unserer Gesellschaft aufgeben. Deutschland ist deshalb so lebenswert, weil es eine breite Mittelschicht hat, die auch in den Regionen beispielsweise durch Eigentum verhaftet ist.“

Die Ärzteschaft werde bereits angegriffen durch MVZ. In NRW werde man daher das Heilberufegesetz überarbeiten und auch eine Bundesratsinitiative anstoßen.

In Zeiten von Personalmangel auf die Idee zu kommen, qualifiziertes Personal aus dem Gesundheitswesen abzuziehen, um sie in Gesundheitskioske zu stellen, sei für ihn nicht nachvollziehbar. Erst einmal müsse man die bestehenden Strukturen stärken, bevor man irgendwelche vermeintlich vernetzten neue Formate aufbauen. „Die Vernetzungen, die heute vor Ort bestehen, sind viel stärker als das, was staatlich erzwungen werden kann. Und das ist gut so!“

Man müsse hellwach sein, wenn Strukturen so verändert werden sollen, dass dies Auswirkungen auf die Gesellschaft habe. „Wenn das einmal schief läuft, dreht es keiner zurück.“ Aber er sei sich sicher: „Es wird noch Apotheken geben, wenn Lauterbach schon Geschichte ist.“

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