Live vom Protesttag in Hannover

„Wir sind immer die Dummen“

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Hannover -

In Hannover füllt sich gerade der Bahnhofsvorplatz, Teams aus ganz Niedersachsen, aber auch aus Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg sind angereist. Ihre Botschaft: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit seinen Plänen nicht durchkommen lassen.

Teilnehmerinnen aus OrterndorfFoto: APOTHEKE ADHOC

Das Team der Medem- und der Ratsapotheke in Otterndorf an der Elbe ist gemeinsam angereist. Den Mitarbeiterinnen liegen die Landapotheken besonders am Herzen. „Wir haben alle sieben Tage Notdienst, Tendenz steigend. Wir wollen keine Lauterbach-Light-Apotheken bei uns haben, die dann eben keinen Notdienst und kein Labor haben und zur Beratung eine Telepharmazie in die Hauptapotheke geben müssen. Das wollen wir nicht.“

„Mich ärgert allein schon, dass Herr Lauterbach nicht einmal den Begriff Hauptapotheke kennt, sondern er nennt es Mutterapotheke, die es gar nicht gibt. Da sieht man, dass er sich überhaupt nicht mit der Materie auseinandergesetzt hat. Wir sind da, um der Landbevölkerung eine gute Hauptapotheke zu garantieren.“

Im Notdienstkreis Otterndorf hätten in den vergangenen Jahren fünf Apotheken geschlossen. „Es wird immer weniger, wir haben mittlerweile einen Radius von 30 Kilometern ins Hinterland, weil dort keine Apotheken mehr sind.“

Dr. Anette Protzen aus der Weser-Apotheke EmmerthalFoto: APOTHEKE ADHOC

Dr. Anette Protzen ist angestellte Apothekerin in der Weser-Apotheke in Emmertal bei Hameln und der Kur-Apotheke Neuhaus in Holzminden. Ihr sei es ein Bedürfnis, gegen ganz Vieles zu protestieren: Es sei nicht nur das Abstellgleis, auf das die Apotheken politisch geschoben worden seien. „Es ist die überordende Bürokratie, die und allen das Leben schwer macht. Es ist die Willkür der Krankenkassen, die von der Politik geduldet wird. Es ist die schamlose Politik von Karl Lauterbach, der uns Cannabis zumutet, an jeder Arzneimittelprüfung vorbei. Es ist das jahrelange Kaputtsparen, es sind die Engpässe, an denen Karl Lauterbach zwar nicht alleine schuld ist. Aber wir sind immer die Dummen und tragen das auf unserem Rücken aus.“

„Und dann sollen wir das mit einer Vielzahl an kleinen Satellitenapotheken ausbaden, wir können das zeitlich nicht, das ist fachlich völlig am Bedarf vorbei, die Versorgung ist nicht ohne Apotheker zu leisten.“ Sie habe gerade einen Hochrisikopatienten gehabt, der mit Paxlovid behandelt werden sollte, dessen Standardmedikation aber eine absolute Kontraindikation war. „Soll ich das PTA zumuten? Das ist nicht zu leisten.“

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