Apothekenbesuch

Willsch (CDU): Fairer Wettbewerb statt Versandverbot APOTHEKE ADHOC, 18.12.2017 12:04 Uhr

Berlin - 

Als Wirtschaftspolitiker der CDU gehört Klaus Peter Willsch nicht zu den flammenden Befürwortern des Rx-Versandverbotes als Antwort auf das EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016. Beim Besuch der Adler-Apotheke im hessischen Oestrich sprach er sich denn auch „nur“ dafür aus, dass bei einer Korrektur für den Gesetzgeber „faire Wettbewerbsbedingungen“ im Vordergrund stehen sollten.

Letzte Woche besuchte Willsch auf Einladung von Apothekerin Almut Hammer die Adler-Apotheke, um sich über die Auswirkungen und Folgen des EuGH-Urteils zu informieren. In der Apotheke wurde der CDU-Bundestagsabgeordnete auch von Bürgermeister Michael Heil (CDU) begrüßt.

Während eines Rundgangs durch die Apothekenräume erläuterte Hammer die vielfältigen Aufgaben in einer Apotheke: die Prüfpflichten für Ausgangsstoffe im Labor, die aufwendige Herstellung von Medikamenten in speziellen Dosierungen zum Bespiel für „Frühchen“ und Säuglinge, die schnelle Beschaffung von stark wirksamen Schmerzmitteln für schwerkranke Patienten, die obligatorischen umfangreichen Dokumentationen zu jedem dieser Vorgänge und die Gewährleistung der Arzneimittelversorgung rund um die Uhr durch den Nacht-und Notdienst.

Auch die Auswahl der Arzneimittel für den Patienten, der mit seinem Rezept in die Apotheke kommt, sprach sie an: „Ständig wechselnde Rabattverträge der Krankenkassen, Importquoten, unklare Verordnungen, Wechselwirkungen und die individuellen Bedürfnisse unserer Patienten müssen in Einklang gebracht werden. Dabei hilft uns unser hochmodernes Computersystem“, erläuterte und demonstrierte die Apothekerin weiter. Alle Arzneimittel seien entweder sofort oder innerhalb weniger Stunden verfügbar.

Die individuelle Beratung, die auch für Chroniker wichtig sei, gehöre selbstverständlich dazu und „fällt uns hier vor Ort leichter, da wir den größten Teil unserer Kunden persönlich kennen“. Dies alles werde gewährleistet durch topqualifiziertes, meist weibliches Personal, das in den Apotheken wohnortnahe, familienfreundliche Arbeitsplätze finde.

„Pharmazie ist eben mehr als nur Päckchen packen“, so Hammer. Auch Apothekeninhaberin Claudia Schmidt-Schließmann sieht sowohl die Versorgungsqualität als auch die menschliche Komponente der Arbeit gefährdet, wenn Arzneimittel nur noch über den Preis definiert werden: „Oft sind wir auch erster Ansprechpartner in schwierigen Lebenssituationen und müssen auch mal trösten oder umarmen. Wie will man das in Honorare fassen?“

In einem sich an den Rundgang anschließenden intensiven Gespräch beantworteten beide Apothekerinnen noch Fragen zur Apothekenstruktur und diskutierten mit Willsch mögliche Lösungen für die Politik. Den Versandhandel an sich sehen beide Apothekerinnen nicht als Problem – „sofern er zu gleichen Bedingungen agieren muss wie wir“. Das sei nach dem EuGH-Urteil nicht mehr gegeben. „Man kann uns nicht alle kostenintensiven Pflichten auferlegen und der europäische Versandhändler pickt sich nur die Rosinen heraus.“

Daher unterstützen beide Apothekerinnen die Gesetzesinitiative zum Verbot des Versandhandels mit Rx-Arzneimitteln: „Nur so können wir unser sicheres und qualitativ hochwertiges System der flächendeckenden Versorgung mit Arzneimitteln aufrecht erhalten“, ist sich Hammer sicher. Ein solches Verbot gebe es bereits in 21 der 28 europäischen Mitgliedstaaten.

Darüber hinaus wünsche sie sich, dass die Kompetenz der Apotheker auch in den gesundheitspolitisch entscheidenden Gremien viel mehr in Anspruch genommen wird: „Da sind wir nämlich fast immer nur hochqualifizierte Zaungäste ohne Sitz und Stimmrecht.“

Insgesamt eineinhalb Stunden verbrachte Willsch in der Rheingauer Apotheke, um sich zu informieren und der Diskussion vor Ort zu stellen. Seine Eindrücke fasste er wie folgt zusammen: „Eine Reaktion des nationalen Gesetzgebers auf die Rechtsprechung des EuGH steht in dieser Legislaturperiode an. Die Gewährleistung fairer Wettbewerbsbedingungen muss dabei im Vordergrund stehen. Das Team der Adler-Apotheke gewährleistet wie viele andere Apotheken in meinem Wahlkreis einen wichtigen Beitrag zur schnellen, sicheren und zuverlässigen Versorgung der Menschen mit Medikamenten in der Fläche. Es müssen aber stets auch Innovationen möglich bleiben.“ „Daran wird es von Seiten der Apotheker sicher nicht scheitern“, erwiderte Apothekerin Hammer.