Expopharm

Was Apotheker von Air Berlin lernen können

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Düsseldorf -

Trotz großer Existenzsorgen der Apotheker angesichts des EuGH-Urteils zu Rx-Boni sieht der Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH) die Zukunft der Pharmazeuten positiv. Mehr noch: Die Apotheker wachsen angesichts der absehbaren Veränderungen in eine Schlüsselrolle für die Arzneimittelversorgung, sagte Vorstandschef Jörg Wieczorek zur Eröffnung der Expopharm 2017: „An der Schnittstelle zwischen Patient und Arzt wird Ihre Bedeutung weiter zunehmen.“

Schon bei der letzten Expopharm habe er die Apotheker aufgefordert, kaufmännisch zu denken und heilberuflich zu handeln. Die Gesundheitsversorgung stehe in den nächsten Jahren vor erheblichen Veränderungen. Insbesondere die Beratungskompetenz der Apotheker werde dann noch mehr im Mittelpunkt stehen als schon jetzt.

Aufgrund des demografischen Wandels gelte es künftig mehr ältere Patienten mit mehr chronischen Erkrankungen zu betreuen. Das bedeute auch einen höheren Zeitaufwand, auch weil mehr Menschen allein lebten und familiäre Bindungen und Betreuungspotenziale wegfielen. Mehr Urbanisierung ziehe weniger gesundheitliche Dienstleistungsangebote und damit weniger Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für die verbleibende Bevölkerung nach sich.

Der BAH sehen diese Trend positiv: „Insgesamt steht dem Einzelnen dann mehr Raum für eigenverantwortliches gesundheitliches Handeln zur Verfügung. Mit anderen Worten: Die Selbstmedikation wird künftig an Bedeutung gewinnen“, so Wieczorek. Sie werde möglicherweise zur zentralen Säule der Gesundheitsversorgung: „Und genau da kommen Sie als Apotheker ins Spiel.“ An der Schnittstelle zwischen Patient und Arzt steige die Bedeutung der Pharmazeuten: „Ihre Aufgabe wird es noch mehr als bisher schon sein, Patienten durch den Gesundheitsdschungel zu lotsen und beratend und orientierend zur Seite zu stehen, darin sehen wir vom BAH Ihre künftige Hauptaufgabe“, sagte Wieczorek.

Dies gelinge durch qualitativ gute Beratung, „aber nicht mit Flyern und Preisschlachten“. Wohin dies führe, sei aktuell in der Luftfahrt zu beobachten: Qualität und Service blieben auf der Strecke, genau wie irgendwann auch der eine oder andere Mitbewerber, Stichwort: Air Berlin. Ein wichtiger Bestandteil der apothekengestützten Selbstmedikation seien Switches, sagte Wieczorek. Hier habe sich der BAH mit seiner Expertise im gesundheitspolitischen Umfeld frühzeitig positioniert. Die erste Konferenz zum Thema im Juni habe spannende Ergebnisse gebracht. Wieczorek: „Wir wollen dazu beitragen, den Wert von Switches zu untermauern und Apotheker in ihrem Selbstverständnis als heilberufliche Berater zu stärken.“ Mit der Beratung zu diesen erklärungsbedürftigen Arzneimitteln könnten sich Apotheker profilieren: „Das macht Sie als Apotheker einzigartig.“ Die persönliche und heilberufliche Beratung müssten daher gestärkt und entsprechend honoriert werden.

Wieczorek kritisierte das EuGH-Urteil zu Rx-Boni: „Das hat Oktober alle hart getroffen“, so Wieczorek. Rx-Boni für ausländische Versandapotheken gefährdeten massiv die Vor-Ort-Apotheken. Der BAH unterstütze seit jeher die inhabergeführte Apotheke: „Als einziger Verband im Arzneimittelsektor haben wir hier sehr klare Worte gefunden und die Gefährdung der Arzneimittelversorgung deutlich aufgezeigt. Wir fordern das Rx-Versandhandelsverbot – und zwar ohne Wenn und Aber.“

Auch bei Securpharm spielen die Apotheker laut Wieczorek eine entscheidende Rolle: „Auch hier werden Sie als Apotheker eine Schlüsselrolle spielen: Denn Sie verifizieren beim Wareneingang und bei der Abgabe eines Medikaments dessen Echtheit gegenüber der Herstellerdatenbank.“ Derzeit nähmen rund 400 Apotheken am Securpharm-System teil. „Wir freuen uns, mit Ihnen gemeinsam dieses Projekt voranzubringen und zum Erfolg zu führen, um so das Patientenvertrauen in unsere Produkte und in Ihre Leistung weiter zu stärken“, so der BAH-Vorstandsvorsitzende.

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