Widersprüchliche Gutachten Patrick Hollstein, 14.10.2008 15:49 Uhr
Eröffnet wird der Workshop der EU-Kommission mit einigen ausgewählten Studien zur europäischen Apothekenlandschaft. Die Untersuchungen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen: So empfiehlt das niederländische Forschungsunternehmen Ecorys einen Abbau der Regelungsdichte im Apothekenmarkt. Obwohl gerade Länder wie Deutschland, Finnland oder Schweden bei der Güte der Versorgung vorne liegen, konstatieren die Gutachter auf der Grundlage Handlungsbedarf.
Das wegen seiner statistischen Mängel von Experten scharf kritisierte Gutachten war im Juli 2005 von der Generaldirektion Binnenmarkt in Auftrag gegeben und mit einem halben Jahr Verspätung im vergangenen Juni fertig gestellt worden. Ein halbes Jahr lang hatte die Kommission die Untersuchung zurückgehalten.
Auch ein Aufsatz des deutschen Ökonomen Professor Dr. J.-Matthias von der Schulenburg empfiehlt eine weitreichende Deregulierung des Apothekenmarktes. Schulenburg, in der Branche als Gastautor im Geschäftsbericht 2007 des Pharmahandelskonzerns Celesio zu gewisser Bekanntheit gelangt, hatte im Februar eine theoretische Abhandlung zum volkswirtschaftlichen Nutzen einer Liberalisierung vorgelegt.
In dem Diskussionspapier „Nutzen und Kosten der derzeitigen Regulierung des Apothekenmarktes in Deutschland“ bezeichneten Schulenburg und sein in Brüssel sprechender Co-Autor Jan-Marc Hodek die Besitz- und Betreiberregulierungen des deutschen Apothekenmarktes als unzeitgemäß und teuer. Abschließend heißt es: „Je weiter die vorgeschlagenen Deregulierungen umgesetzt werden können, desto größer sind mögliche positive Effekte.“
Dagegen dürften die Studien der spanischen Unternehmensberatung Antares sowie des Österreichischen Bundesinstituts für Gesundheitswesen (ÖBIG) weniger pro Liberalisierung ausfallen: Während Antares im Auftrag der Apothekerkammer in Madrid das spanische System unter die Lupe genommen hatte, waren die österreichischen Wissenschaftler im Auftrag des europäischen Apothekerverbandes (PGEU) den Folgen der Liberalisierung in verschiedenen Ländern nachgegangen. Die Gutachter warnten vor „falschen Erwartungen“ und den Nebenwirkungen einer Liberalisierung des Apothekenmarktes: Weder führe die Freigabe automatisch zu einer besseren Flächendeckung noch zu niedrigeren Preisen oder kürzeren Lieferzeiten.
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