ABDA/KBV-Modell

Westfalen-Lippe und Thüringen sind Favoriten Benjamin Rohrer, 22.11.2011 13:37 Uhr

Berlin - 

Morgen schickt die Koalition die finalen Änderungsanträge zum Versorgungsstrukturgesetz (VStG) an den Bundestag – darunter voraussichtlich auch der zum gemeinsamen Versorgungskonzept von Ärzten und Apothekern. Als Favoriten für die Modellregion des sogenannten ABDA/KBV-Modells gelten derzeit Thüringen und Westfalen-Lippe: In beiden Regionen sind sich nicht nur Ärzte und Apotheker über eine Kooperation einig. Hier könnten die Heilberufler sogar auf die freiwillige Mitarbeit einer Krankenkasse hoffen.

 

Bei der Vorstellung des Konzepts im April hatten ABDA und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) große Einsparungen versprochen, insbesondere durch die Steigerung der Compliance und die Reduktion der Arzneimittelrisiken bei multimorbiden Patienten. Die Patienten- und Verordnungsstruktur der Testregionen sind für die Auswahl der Modellregion daher von großer Bedeutung.

ABDA und KBV werten derzeit Daten zur Alters- und Morbiditätsstruktur in fünf potentiellen Testregionen aus: Bei den Indikationen Herzinsuffizienz, Hypertonie, Diabetes und Störungen des Fettstoffwechsels rechnen die Heilberufler durch Wirkstoffverordnung und Medikationsmanagement mit den größten Einsparungen. In der Modellregion sollte es daher genügend solcher Patienten geben.

Dem Vernehmen nach wollen ABDA und KBV ihr Konzept aber weiterhin in mehreren Regionen testen: Für den bundesweiten Roll-out sollen Daten zur Versorgung sowohl in ländlichen Gebieten als auch in Großstädten gewonnen und verglichen werden.

Ein zentrales Problem vor der Umsetzung bleibt die Vergütung: Während die Kassen nicht in Vorleistung gehen wollten, wollen sich beispielsweise die Apotheker ohne eine zusätzliche Vergütung an keiner Mehrleistung beteiligen. Die Heilberufler müssen also Krankenkassen finden, die bereit sind, sich an der Finanzierung des Modellvorhabens zu beteiligen.

 

 

Thüringen erfüllt viele dieser Anforderungen: Nach den Absagen der Kassenärzte in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein sowie des Deutschen Hausärzteverbandes hatten sich die Thüringer Ärzte und Hausärzte für das ABDA/KBV-Konzept ausgeprochen. Dem Vernehmen nach hat die AOK Plus Interesse signalisiert, an dem Projekt teilzunehmen.

Während im Freistaat überwiegend Daten zur Versorgung im ländlichen Bereich erhoben werden können, könnte Westfalen-Lippe als bevölkerungsreiche und städtisch geprägte Region in Frage kommen: KV und Apothekerverband hatten bereits im vergangenen Jahr versucht, ein entsprechendes Modell umzusetzen, und stehen nach wie vor zu dem Konzept. Auch mit Krankenkassen haben hierzu bereits Gespräche stattgefunden.

Ob es am Ende zwei Modellregionen werden, ist noch offen: Im ersten Änderungsantrag war nur von einer Region die Rede. Mit Spannung erwarten ABDA und KBV daher die genaue Formulierung des Gesetzestextes.