Westfalen-Lippe

Notdienst als lernendes System APOTHEKE ADHOC, 22.04.2013 14:12 Uhr

Mehr Notdienst: Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe will den Bereitschaftsdienst an Sonn- und Feiertagen verdichten. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

In Castrop-Rauxel werden die Rufe nach mehr Notdienstapotheken lauter. Die Senioren Union in der nordrhein-westfälischen Stadt hat am Samstag rund 250 Unterschriften für eine Ausweitung gesammelt – weitere Aktionen sind geplant. Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) will den Notdienst nun ausweiten. Sonn- und feiertags sollten die Notdienste verdichtet werden, sagt AKWL-Sprecher Michael Schmitz.

Die Kammer hatte den Notdienst 2012 umgestellt: Alle 95 bisher voneinander unabhängigen Notdienstkreise wurden zu einem Netz zusammengeführt. Durch das neue System könne flexibel auf die Anforderungen reagiert werden, so Schmitz. „Änderungen und Neujustierungen sind – beispielsweise für den Notdienstplan 2014 – durchaus möglich und zum Teil bereits angedacht.“

Die Regelung sei als „lernendes System“ entwickelt, so Schmitz. Der Geschäftsführer hätte sich selbst mehr Gesprächsbereitschaft seitens der CDU-Gruppe gewünscht: „Wir hätten gerne Herrn Benda und die Senioren-Union ausführlich – per Stellungnahme und einem persönlichen Gespräch – über alle Details unseres neuen Systems informiert.“ Sonntags soll in Caustrop-Rauxel künftig wieder eine Apotheke offen haben.

Die Senioren Union weist diese Kritik zurück. „Wir hatten vorher telefonische Gespräche, aber ich bin nicht zum Vorstand durchgedrungen“, sagt Vorsitzender Helge Benda. „Die Bevölkerung wünscht sich eine bessere Erreichbarkeit der notdiensthabenden Apotheke.“ Die Finanzierung sei durch den geplanten Notdienstfonds geregelt.

Der Senioren-Chef warnt zudem davor, dass die Therapiesicherheit gefährdet sei, wenn Patienten ihre Arzneimittel nicht rechtzeitig erhalten könnten. Am kommenden Freitag und Samstag werde die Unterschriftenaktion fortgesetzt.

Laut Kammer hängen die weiteren Wege auch mit der ärztlichen Notdienstreform aus dem Jahr 2011 zusammen. Dadurch wurden im Schnitt vier von fünf Notfallpraxen gestrichen. Patienten müssten deshalb einen deutlich längeren Weg vom Arzt zur nächsten Notdienstapotheke zurücklegen, so Schmitz. Zudem habe die Apothekenzahl im vergangenen Jahr um 57 auf 2127 abgenommen. Das sei der niedrigste Wert seit 30 Jahren.

In Westfalen-Lippe besuchten jährlich durchschnittlich etwa 40.000 Patienten eine Notdienstapotheke. Jeder Mensch aus der Region nutze den Bereitschaftsdienst im Schnitt alle 21 Jahre einmal. Zwei Drittel der Nutzer seien junge Familien. Der Anteil der Senioren im Nacht- und Notdienst liege bei unter 2 Prozent.