Westfalen-Lippe

Kammerpräsidentin gründet neu

, Uhr
Berlin -

In Westfalen-Lippe ist die Zahl der Apotheken auf das Niveau von 1974 abgesackt. Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening stellt sich gegen den Trend und eröffnet heute eine neue Apotheke in Heek-Nienborg. Für sie ist die Apotheke weniger eine Einnahmequelle, sondern vielmehr eine wichtige Strukturkomponente für den demografischen Wandel.

Overwiening ist bereits Inhaberin der Apotheke am Bahnhof im knapp 40 Kilometer entfernten Reken. Ihrem Mann Ralf gehören die Apotheke am Benediktushof in Reken und die Ludgeri-Apotheke in Heek. Ihre neue Apotheke ist weniger als drei Kilometer von der ihres Mannes entfernt. Trotzdem hält Overwiening sie für wichtig, weil Heek und Nienborg zwei eigenständige Ortsteile sind.

Vor fünf Jahren schloss die alte Burg-Apotheke in Nienborg. „Der Bürgermeister und die ortsansässige Ärztin haben schon oft gefragt, ob es nicht auch dort eine Apotheke geben könne“, erzählt Overwiening. Allerdings habe die Ärztin ihre Praxis in einem Wohngebiet gehabt, so dass es mangels Lokalflächen keine Möglichkeit gegeben habe, eine Apotheke in der Nähe zu gründen.

Das ändert sich zum 1. Januar, wenn die Ärztin in ein neues Gebäude umzieht. Davon erfuhr Overwiening vom Bürgermeister und setzte sich daraufhin mit der Medizinerin und dem Architekten zusammen. Innerhalb weniger Tage wurden die ursprünglichen Pläne überarbeitet. Statt des Architekten ist nun die Apotheke im vorderen Teil des Hauses untergekommen, die Praxis befindet sich in den Räumen dahinter. Durch einen zweiten Eingang können Patienten direkt von der Praxis in die Apotheke gehen. Die Ärztin selbst empfängt ihre Patienten zwar erst ab Januar in der neuen Praxis, doch die Apotheke öffnet schon heute.

Die Burg-Apotheke ist mit 135 Quadratmetern relativ klein. Drei Mitarbeiter sind dort tätig: Die Leitung übernimmt Alexandra Tewes, die ihr praktisches Jahr in der Apotheke von Ralf Overwiening absolvierte und selbst aus Heek stammt. Die PTA Nina Ahlers kommt aus der Ludgeri-Apotheke in die Burg-Apotheke. „Wir gehen davon aus, dass es dort dann etwas weniger zu tun gibt“, erklärt Overwiening. Unterstützt werden die beiden von der PKA Kathrin Zimmer. Apotheker Daniel Finke ist immer in der Apotheke im Einsatz, in der er am meisten gebraucht wird.

Die neue Filialapotheke sieht Overwiening eher als „Strukturkomponente“ und weniger als gute Verdienstmöglichkeit. „Wir brauchen eine Infrastruktur in den kleineren Orten“, ist die Kammerpräsidentin überzeugt. Mit der Gründung der Apotheke unterstütze man auch die Ärztin dabei, im Ort zu bleiben.

Ein Minusgeschäft soll die Apotheke aber natürlich nicht werden. Overwiening hofft nicht nur auf Patienten der Ärztin im hinteren Gebäudeteil, sondern auch auf Kunden aus den umliegenden Gemeinden. Sie ist überzeugt, dass sich die Apotheke selbst tragen wird, auch wenn dies ohne Synergien aus dem Filialverbund nicht möglich sei.

Overwiening setzt auf die Verbindungsstraße, an der die Apotheke liegt, viele Parkplätze und persönliche Gespräche. Die Apotheke verfügt über einen vergleichsweise großen Beratungsbereich und ist barrierefrei. Anders als in Apotheken in größeren Städten gebe es weniger Stress, sagt sie. „Ich bin gespannt, wie es wird.“

Wie in ihrer Hauptapotheke setzt Overwiening in der Burg-Apotheke auf eine von der Offizin einsehbare Rezeptur. Die Angestellten fertigen auf einer Arbeitsfläche aus Edelstahl Rezepturen ab und schauen dabei in die Offizin. „Man macht die handwerklich Tätigkeit für den Patienten sichtbar“, erklärt sie. Das hält sie für besonders wichtig. „Man sieht, es wird gearbeitet.“

Für die Kammerpräsidentin gibt es derweil auch berufspolitische Baustellen. Nachdem Overwiening Mitte des Jahres aus dem Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) ausgetreten war, gab es nun eine Aussprache. Mittlerweile ist Overwiening wieder Verbandsmitglied.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
294 Euro für alle – mit Ausnahmen
Berlin: Eine Stelle für den Kammerbeitrag
„Wo ist unser Selbstbewusstsein?“
Dobbert rechnet mit Abda ab

APOTHEKE ADHOC Debatte