Kammer diskutiert ABDA-Bauprojekt Alexander Müller, 18.06.2014 21:18 Uhr
Die geplante Erweiterung des Apothekerhauses in Berlin war Thema in Münster: Bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) wurde lange und zum Teil hitzig darüber diskutiert. Am Ende sprachen die Delegierten Kammerpräsidentin Gabriele Overwiening ihr Vertrauen aus. Die versprach, das Bauvorhaben bei der ABDA-Mitgliederversammlung am 25. Juni kritisch zu bewerten.
Dann will der ABDA-Vorstand über das Bauprojekt abstimmen lassen. Laut einer Beschlussvorlage ist eine Aufstockung des bestehenden Gebäudes in der Jägerstraße um zwei zusätzliche Etagen geplant. Die Kosten werden auf 15 Millionen Euro geschätzt. Zusammen mit den ohnehin notwendigen Renovierungsarbeiten im Haus steht eine Gesamtinvestition von 26,5 Millionen Euro zur Diskussion.
Bei der Kammerversammlung in Münster gab es etliche kritische Rückfragen dazu. Eine Delegierte wollte wissen, ob der Wert des erweiterten Apothekerhauses um den Baubetrag steigen werde. Ein anderer forderte, dass auch ein Umzug in Erwägung gezogen und durchgerechnet werden müsse. Dem stimmte auch Kammervize René Graf zu. Es müsse mehr als einen Vorschlag für die Abstimmung geben.
In der Debatte wurde auch der Kauf der Immobilie im Jahr 2002 erneut infrage gestellt: Wenn es sich um ein historisches Gebäude mit geringerem praktischen Nutzwert handele, sei das Haus vielleicht die falsche Adresse, so der Tenor mehrerer Beiträge. Das Apothekerhaus habe ein drastisches Missverhältnis zwischen Fläche und nutzbarem Raum.
Ein Verkauf der Immobilie und Umzug in einen funktionalen Neubau erschien einigen Delegierten als Alternative, die zumindest diskutiert werden müsse. Dies werde jedoch abgelehnt, weil die damaligen Entscheidungsträger dann eingestehen müssten, damals einen Fehler gemacht zu haben, sagte ein Delegierter. Die Apotheker aus Westfalen-Lippe wünschten sich mehr Details zu den geplanten neuen Flächen und eine Vertagung der Entscheidung.
Insgesamt zeigte sich auch die Kammerspitze etwas enttäuscht, keine genaueren Pläne vorlegen und diskutieren zu können. Overwiening warnte aber vor einer Emotionalisierung der Debatte. Sie stellte jedoch auch klar, was aus ihrer Sicht der „Dreh- und Angelpunkt“ ist: Wenn das Haus tatsächlich aufgestockt werden sollte, müsste nach dem Umbau mindestens für 10-15 Jahre ein gutes Arbeiten möglich und garantiert sein. Sonst könnten die Apotheker dieses Investment nicht riskieren.
Overwiening kritisierte die Entscheidung der ehemaligen ABDA-Spitze um den damaligen Präsidenten Heinz-Günter Wolf, das Nachbargrundstück vor drei Jahren nicht gekauft und bebaut zu haben. „Das war ein Fehler“, so Overwiening. Aber jetzt müsse man den Blick nach vorne richten.
Aus der Kammerversammlung kam wiederholt auch das Argument, die Apotheker könnten es sich politisch nicht leisten, das Mendelssohn-Palais für mehrere Millionen zu erweitern und gleichzeitig mehr Honorar zu fordern. Das mache in Berlin vermutlich keinen allzu guten Eindruck, so die Befürchtung.
Overwiening hielt dem entgegen, ein Neubau werde mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Aufmerksamkeit erzeugen. In diesem Fall sieht sie aber noch ein anderes Problem: Ein Verkaufspreis für die heutige Immobilie lasse sich kaum kalkulieren, der Kreis der Käufer sei „minimal“. Und dann leistete sich die Kammerpräsidentin einen Versprecher, der die aufgeheizte Stimmung sich kurz in einem Lachen entladen ließ: „Die Position der ABDA ist denkmal schlecht.“
Die Debatte sollte dann abgeschlossen werden, die Kammerspitze versprach, dem Thema in Berlin mit kritischen Nachfragen zu begegnen. Johannes Hermes vom Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) berichtete, man habe auf einer Vorstandssitzung ebenfalls beschlossen, die Sachargumente anzuhören und erst dann zu entscheiden, ob das Bauvorhaben sinnvoll sei.
Kammermitglied Dr. Christoph Klotz war das nicht genug: Er beantragte, dass die Kammerversammlung Overwiening mit einem klaren Mandat der Ablehnung nach Berlin schicken müsse. Nach kurzer Debatte stimmte die Versammlung darüber ab, über diesen Antrag nicht abzustimmen.