Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) hat seine neue Geschäftsstelle in der Loddenheide in Münster eingeweiht. Zum Fest kamen unter anderem Gesundheitsstaatssekretär Karl-Josef Laumann (CDU), Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU), die Bundestagsabgeordnete Sybille Benning (CDU) sowie ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und Gabriele Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.
Auf dem 3200 m² großen Grundstück am Willy-Brandt-Weg sind neue Büroflächen von 2400 m² auf vier Stockwerken entstanden. Im hinteren Grundstücksteil liegt ein eingeschossiger Seminaranbau, davor ein gemeinsames Foyer für alle Nutzer des Gebäudes. Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf rund 6,4 Millionen Euro.
Verbandschef Dr. Klaus Michels freut sich besonders, dass der berechnete Baukostenrahmen wohl sogar leicht unterschritten werden wird – nachdem die Baukosten 2013 um 11 Prozent auf 6,4 Millionen Euro angehoben worden waren. „Berlin-Schönefeld, Hamburg und Limburg sind keine Orte, die man in einem Atemzug mit dem AVWL nennen muss.“ Bei der Einweihung dankte er allen Beteiligten.
Die Anwesenheit der Politiker nutzte Michels aber auch dazu, den Forderungen der Apothekerschaft mehr Nachdruck zu verleihen: „Die Erhöhung des Fixhonorars der Apotheken sowie seine regelmäßige Überprüfung sind und bleiben zentrales Ziel und Forderung des AVWL genau wie des Deutschen Apothekerverbandes“, stellte er klar.
Das Fixhonorar solle das bestehende Leistungsspektrum der Apotheker grundsätzlich abdecken – und müsse daher einen sich erhöhenden Personal- und Kostenaufwand zeitnah abbilden, so Michels. „Daran fehlt es aber bisher.“
Daher müsse die vom Verordnungsgeber angewandte Rechenmethodik dringend geändert werden. „Es kann nicht sein, dass die Apotheken von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt werden, indem steigende Kosten mit parallel steigendem Rohertrag komplett verrechnet werden und im Ergebnis der Ertrag für den Berufsstand unverändert bleibt.“
Ebenso wenig akzeptabel ist es aus Michels Sicht, „dass die Vergütungssätze von Rezepturen oder für die aufwändige Bearbeitung von Betäubungsmittelverordnungen seit Jahren und Jahrzehnten unverändert bleiben“. Nur wenn sich das ändere, bleibe der Arbeitsplatz Apotheke langfristig attraktiv für die Apothekenleiter und ihre Fachkräfte. Das sei notwendige Voraussetzung für eine sichere Vor-Ort-Versorgung mit Arzneimitteln.
Michels betonte auch, dass die Apotheker bereit stünden, um neue Aufgaben und mehr Verantwortung im Gesundheitswesen zu übernehmen. „Medikationsplan und Medikationsmanagement sind Leistungen, für die Apotheker als Arzneimittelexperten prädestiniert sind“, so der Verbandschef. Nur in Apotheken würden Informationen über verschreibungspflichtige und nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel zusammenlaufen. Apotheker und Ärzte stünden gleichermaßen in der Verantwortung.
Das Problem der Null-Retaxationen machte Michels an einem dem Anlass entsprechenden Beispiel deutlich: „Stellen Sie sich vor, Ihr Werk ist abgenommen, bestimmungsgemäß genutzt und verbraucht, bleibt aber wegen unsichtbarer Schönheitsfehler gänzlich unbezahlt. Keine Möglichkeit zur Nachbesserung und keine zur Rücknahme. Und noch besser: Sie sind natürlich verpflichtet, den nächsten Auftrag dieses Auftraggebers erneut unverzüglich auszuführen.“
Dass sich die Apotheker nun mit den Kassen auf vertragliche Regelungen zur Begrenzung von Retaxationen verständigen sollen, war aus Michels Sicht „überfällig“. Allerdings: Der Wille müsse auf beiden Seiten bestehen. Michels betonte: „Retaxationen sind nach ihrer Funktion einzig und allein ein Instrument zum Ausgleich von entstandenen Vermögensnachteilen der Kostenträger und dürfen nicht zu einem Sanktionsinstrument oder gar zu einem Sparmodell für die GKV missbraucht werden.“
Auch auf die Probleme bei der PTA-Ausbildung ging Michels ein: Nach der Streichung der Ausbildungsförderung des Landes habe sich die Perspektive, ausreichend pharmazeutisches Assistenzpersonal zu finden, deutlich verschlechtert, kritisiert er. „Es ist schlicht nicht hinnehmbar, dass das Land praktisch jeden Ausbildungsberuf weitgehend finanziert, bei der PTA-Ausbildung jedoch die Hände hebt und erwartet, die Schülerinnen und Schüler, Apotheken und Kommunen würden es schon richten.“
Die Einweihung der neuen Verbandsgeschäftsstelle fand im Rahmen eines Spätsommerfestes statt. Die 32 Mitarbeiter des Verbands waren bereits Ende August bei der Kammer ausgezogen. Der AVWL hat die beiden oberen Etagen bezogen. Die beiden unteren Stockwerke sind unter anderem an eine Niederlassung der Treuhand Hannover vermietet. Ein weiterer Großmieter hat sich das erste Obergeschoss reservieren lassen. 135 m² Bürofläche stehen noch für einen weiteren Mieter zur Verfügung.
Das Apothekerhaus am Aasee in Münster gehört dem Zusatzversorgungswerk. Kammer und Verband hatten die Fläche bisher gemietet. Da die Konditionen für den AVWL sehr günstig waren, erhoffen sich die Eigentümer Mehreinnahmen aus der neuen Situation. Zunächst soll die Geschäftsstelle aber renoviert werden.
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