Westfalen-Lippe

Kammer gründet AMTS-Zentrum

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Berlin -

Spagat für Apotheken: Bei der Kammerversammlung in Westfalen-Lippe machte Präsidentin Gabriele Regina Overwiening auf die schwierige Situation der Apotheken aufmerksam – einerseits lasse sich der Trend zu Apothekenschließungen nicht stoppen, andererseits halte der demographische Wandel neue Aufgaben für die Apotheken bereit. Diesen will die Kammer mit einem Zentrum für Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) begegnen.

Bereits im vergangenen Jahr habe es in Westfalen-Lippe die größte Zahl an Apothekenschließungen in der fast 70-jährigen Kammergeschichte gegeben, so Overwiening. 73 Schließungen standen nur 16 Neureröffnungen gegenüber, sodass die Zahl der Apotheken mit 2127 auf den niedrigsten Stand seit 1983 sank.

Diese Entwicklung hat sich im ersten Halbjahr dieses Jahres fortgesetzt: 26 Apotheken haben seit Januar geschlossen, nur fünf wurden neu eröffnet. Die Gesamtzahl sinkt zum 30. Juni auf 2106 Apotheken. „416 dieser Apotheken werden als Filialen geführt. Somit gibt es in unserem Landesteil nur noch 1690 selbstständige Apotheker“, so Overwiening.

Sie kritisiert, dass fast kein junger Pharmazeut mehr den Sprung in die Selbstständigkeit wage. Dies sei kein Vorbote des demographischen Wandels, denn die Gesamtzahl der Apotheker steige. Overwiening sieht die schlechten wirtschaftlichen Perspektiven für Apotheken als Erklärung für den Trend.

„Ganz oben auf der Agenda“ steht für die Apothekerkammer das Thema AMTS. Aktuelle Studien belegten, dass nur etwas mehr als 50 Prozent aller verordneten Medikamente sachgemäß und regelmäßig eingenommen würden. Patienten mit hoher Theraietreue würden allerdings schneller gesund. „Dafür brauchen wir zum einen besonders gut ausgebildete Apotheker und zum anderen ein enges Miteinander mit den Ärzten und Patienten“, so Overwiening.

Die Kammer hat zu diesem Zweck 84 Apotheker zu AMTS-Managern ausgebildet. Diese seien derzeit als Pioniere tätig, so Overwiening. Schon in ein paar Jahren werde AMTS aber der Standard für die Versorgung aller Patienten sein.

Aus diesem Grund will die Kammer ein „Zentrum für AMTS“ im Apothekerhaus in Münster einrichten. Der Vorschlag wurde von den 118 Delegierten mit großer Mehrheit beschlossen. „So möchten wir möglichst rasch den Weg von einigen Leuchtturm-Apotheken in eine schnelle flächendeckende Verbreitung bewältigen“, erklärt Overwiening.

Bislang würden die jährlich rund 700 bis 1000 Anfragen von Apothekern durch zwei Arzneimittel-Informationsstellen in Krankenhausapotheken bearbeitet. Diese sollten zum Jahreswechsel aufgelöst werden, erklärt Kammergeschäftsführer Michael Schmitz. Stattdessen solle bei der Kammer eine halbe Stelle für einen Apotheker eingerichtet werden, der dann die Anfragen beantwortet. Angesiedelt wird die Stelle an die Abteilung Fortbildung.

Schmitz hofft, dass durch die Umstrukturierung keine zusätzlichen Kosten entstehen: Zum einen würden im Fortbildungsetat neue Akzente gesetzt, zum anderen fielen die Pauschalen weg, die die Kammer bislang für jede Anfrage an die Arzneimittel-Informationsstellen zahle.

Schmitz hofft außerdem auf einen positiven Nebeneffekt: „Wir haben dann die Datenhoheit, und können sicherlich eine spannende Datenbank aufbauen.“ Diese könne eingesetzt werden, wenn es später um das Thema Honorierung gehe.

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