Apotheker und Ärzte in Westfalen-Lippe haben ein Verbot von Exklusivausschreibungen für Grippeimpfstoffe gefordert. In einem gemeinsamen Appell an Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) kritisieren Apothekerverband, sowie -kammer und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) eine „erneute Monopol-Bildung“. Die AOK hatte im Dezember die Grippeimpfstoffe für die nächste Saison bereits zum zweiten Mal exklusiv ausgeschrieben.
„Was in einem kleinen Bundesland vielleicht noch funktionieren mag, wird im bevölkerungsreichsten Bundesland erhebliche Probleme bereiten“, warnte Verbandschef Dr. Klaus Michels. Wenn der jeweilige Ausschreibungsgewinner nicht lieferfähig sei, wären auf einen Schlag mehrere Millionen Patienten betroffen.
Die Sorge ist nicht unbegründet: In Bayern, Hamburg und Schleswig-Holstein hatten im Herbst Lieferschwierigkeiten des Ausschreibungsgewinners Novartis zu Engpässen bei den Impfstoffen geführt.Andere Hersteller mussten daraufhin einspringen.
Die KV warnt, die Organisation der Grippeimpfstoffversorgung sei in hohem Maße störanfällig. „Dies belegen die Erfahrungen mit monopolisierten Lieferverträgen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern in der laufenden Saison“, sagte KV-Vorsitzende Dr. Wolfgang-Axel Dryden.
Kammerpräsidentin Gabriela Overwiening verwies darauf, dass unterlegene Wettbewerber ihre Produktion an die geschmälerten Marktchancen anpassten. „Je größer das von einem Anbieter zu versorgende Gebiet ist, desto geringer ist die Chance, Ausfälle oder Verzögerungen zu kompensieren“, so Overwiening.
Die AOK hatte die Losgebiete den KV-Bezirken angepasst. In Nordrhein-Westfalen gibt es demnach zwei Regionen, auf die Hersteller bieten können. Neben Nordrhein-Westfalen hat die AOK auch die Grippeimpfstoffe für Hamburg, Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen ausgeschrieben. Für Sachsen-Anhalt sucht die Barmer GEK Rabattpartner.
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